Achtung Klappe
Nobsie vor, wie Balduin Pfiff in seiner guten Stube hin und her zu gehen pflegte, wenn er einen Kunden im Sessel oder auf dem Sofa hocken hatte.
Und da ich auch noch einiges vom Dialog an dieser Stelle wußte, marschierte ich nicht nur, sondern zog den „Kunden“ Brommel gleich mit ins Gespräch.
„Das wär’s!“ sagte ich anschließend.
Nobsie klatschte Beifall. „Danke, Herr Lehrer, ich habe es begriffen! Achtung, jetzt ich!“
Die anderen lachten, als er mich gleich darauf so vollendet nachmachte, daß sogar Pinsel für Augenblicke seinen Knochen vergaß.
„So nehmen wir es auf!“ rief der Regisseur und gab dem Kameramann einen Klaps.
Zwischenfälle oder Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
Ich kam einfach nicht hinter das Geheimnis der Rechenaufgabe, die der Brommel-Schauspieler für mich darstellte.
Sicher lag es daran, daß ich an diesem Drehtag so gereizter Stimmung war. Und Nobsie, dieses Phänomen von einem geduldigen Menschen, trug es mit Fassung.
An der Reihe war die sogenannte nächtliche Bettszene, wo mich Brommel telefonisch aus dem Bett holte.
Nobsie lag also friedlich schlummernd und melodisch schnarchend auf dem Laken, und wir, die wir herumstanden, konnten bei dem Anblick kaum das Gähnen unterdrücken.
Es folgte das Telefonklingeln, das kurze Gespräch mit Brommel und dann Nobsies Aktivitäten.
Die Kamera lief, der Mann mit der Klappe hatte zugeschlagen, und Nobsie war aus den Daunen gehüpft.
Laut Drehbuch mußte er nun unter dem Bett den linken Pantoffel hervorholen und sich anschließend durch mächtige Boxhiebe auf den Sandsack und zehn Kniebeugen für die Nachtarbeit fit machen.
Als die Szenenfolge abgedreht war, sahen mich alle an.
„Was ist los, Herr Pfiff?“ fragte der Regisseur. „Sie blicken drein, als seien Sie mit irgend etwas nicht zufrieden...“
„So kann man es auch sagen“, gab ich mürrisch zurück.
„Und was stört Sie?“
„So, wie Ihr Balduin Pfiff seinen Pantoffel unter dem Bett vorholt, so ungelenk krauche ich nicht mal am 31. Februar mit Rucksack und Taucherhelm unters Bett.“
„Soll das heißen, ich sei zu langsam gewesen?“ bellte Nobsie beleidigt.
„Das war kein Detektiv, der da kroch, das war ein Pilzsucher, der sich zwischen zwei Pfifferlingen ausruhen wollte.“
„Da bin ich aber sprachlos!“ meckerte Nobsie und zog die linke Augenbraue hoch.
„Man hat mich um meine Meinung gebeten, ich habe sie gesagt, dafür werde ich schließlich bezahlt, bei Wally mit den Hängeohren! Und da wir schon beim Sagen sind: Ihre Kniebeugen waren nicht mal Zeitlupe! Da kratzt sich ja eine Wellhornschnecke schneller am Ohr. Das war, ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen, die Turnerei eines Neunzigjährigen, der hinterher scheintot aus den Latschen kippt!“
Nobsie sah mich mit heruntergefallenem Unterkiefer fassungslos an. Hinter mir räusperte sich jemand, das brachte mich noch mehr auf die Kokospappel, ich fuhr herum, und der kantige Luigi versuchte das Räuspern rückgängig zu machen.
„Sie haben zwar das Geld, aber ich wäre Ihnen trotzdem dankbar, wenn Sie sich nach Feierabend räuspern würden, Herr Müller-Maroni!“ motzte ich.
„Sie sind großartig, wenn Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen ist!“ feixte Müller-Maroni ungerührt. „Sollten die Gangster mal aussterben, können Sie jederzeit bei mir als Schauspieler anfangen!“
Alles lachte — ich nicht!
„Es bleibt dabei: Das waren keine Kniebeugen für einen Meisterdetektiv!“
„Ich möchte wirklich wissen, ob Sie es schneller können?“ fragte Nobsie, und es klang gekränkt.
„Fragen Sie mich das im Ernst, Schauspieler?“
„Im Ernst!“
Ich klopfte mich auf die Brust. „So wie ich bin, angezogen, überhole ich Sie bis zwanzig, selbst wenn ich Ihnen fünf vorgebe!“
Um mich herum setzte ein ungläubiges Gemurmel ein. Nobsie streckte mir den Kopf entgegen.
„Sie wollen damit sagen, daß Sie mit Ihren Kniebeugen erst beginnen wollen, wenn ich bereits fünf gemacht habe, und daß Sie dann dennoch schneller bei der zwanzigsten sind als ich. Richtig?“
„Richtig erfaßt und wiedergegeben!“
„Das möchte ich sehen!“ sagte er und knirschte böse mit den Augen. (Kann man!!!)
„Stehe zu Ihren Diensten!“ blaffte ich zurück. „Fangen Sie an, Schauspieler!“
Nobsie strich sich die Falten des Pyjamas glatt und sah in die Runde.
Alle hielten ihm einen aufrechtstehenden Daumen entgegen, was heißen sollte: „Gib’s dem Angeber,
Weitere Kostenlose Bücher