Achtung Klappe
dahinter, während mir abgeblätterte Farbe an die Schuhe bröckelte.
Ich wartete ein paar Sekunden. Auf der Gegenseite hielt man noch immer den Atem an. Das Hauslicht verlöschte.
Diesmal klopfte ich wie der Hauswirt, der die seit fünf Monaten nicht bezahlte Miete abholen wollte.
Meine Lauscherchen registrierten leise heranschlürfende Schritte. Bei Kasimir, dem Plattfüßigen, jetzt war meine Geduld aber wirklich zu Ende. Ich hämmerte meine Faust auf die antiquarische Tür und rief dazu: „Wenn du nicht sofort aufmachst, Bubischeißer, erscheine ich dir heute nacht im Traum.“
Zuerst war es nur ein schmaler Schlitz, doch im blitzschnellen Fußeinsatz machte ich daraus eine richtige große Öffnung.
„Der dicke Schnüffler, ich werd’ verrückt!“ nuschelte Bubi Maschen gleichermaßen empört wie fassungslos. Er nuschelte übrigens immer. „Was willst du von mir?“
„Ich will mich mit dir unterhalten!“
„Ich habe Besuch, Dicker. Komm ein anderes Mal wieder. Außerdem“, er zeigte auf Pinsel, „ist Hunden das Betreten meiner Wohnung verboten.“ Und mit einem dümmlichen-däm-lichen Grinsen fügte er hinzu: „Der Hauseigentümer hat das Halten von Haustieren untersagt.“
„Du brauchst Pinsel ja nicht zu halten.“
„Ich hab’ was gegen Hunde!“
„Rück ein Stückchen zur Seite, ich möchte mich nicht an deinem schlechten Charakter schmutzig machen. Komm, Pinsel!“
Ohne mich weiter um Bubi Maschen zu kümmern, ging ich an ihm vorbei. Pinsel folgte mir leise knurrend auf dem Fuß.
Ich hatte Mühe, im sparsamen Funzellicht und in dem dicken Zigarrenqualm Eberhard Maus, genannt „Mäuschen“, und einen mir Unbekannten zu entdecken. Eine Batterie Bierdosen dekorierte den Tisch.
„Hallo, Mäuschen!“ rief ich. „Hat dich Bubi auch zur Feier eingeladen?“
Maschen knallte hinter mir die Tür zu und nuschelte wütend: „Das ist ein Schnüffler, Gecko. Ein ganz mieser privater Schnüffler!“
„Ein Fettsack!“ erwiderte Gecko und sah mich herablassend von oben bis unten an. „Ich möchte wissen, welches Geräusch der unten macht, wenn wir ihn hier aus dem Fenster werfen.“ Er stieß ein krächzendes Lachen aus.
Ich beschloß, ihn bis auf weiteres zu ignorieren. Gecko... wie konnte sich jemand Gecko nennen lassen! Ob der sich wirklich von Decken fallen lassen konnte? Vielleicht von Wolldecken, hehehehe...
„Was feierst du denn, Bubi?“ fragte ich freundlich. „Namenstag, Geburtstag oder einen gelungenen Fischzug?“
„Wir feiern Wiedersehen! Los, raus mit der Sprache, Dicker, was willst du?“
„Chrrrrrrrrrrrr…“ machte Pinsel.
„Ruhig, Pinsel, du wirst ihn nicht beißen. Ich dulde nicht, daß du dir an diesem faulen Fleisch den Magen verdirbst! Was ich hier will? Ich werd’s dir verraten, Bubischeißerchen. Ich will dir die Laune verderben! Und das gründlich!“
„Der Dicke ist verrückt geworden“, nuschelte Maschen atemlos. „Ich glaube, wir sollten ihm eine Ladung verpassen.“
„Laß ihn doch erst mal erzählen, womit er dir die Laune verderben will, Bubi. Vielleicht gibt’s was zu lachen!“ sagte der, den sie Gecko nannten.
„Jawoll, pack aus, Dicker!“ fühlte sich Maschen stark und reckte sein Drosselbartkinn angriffslustig nach vorn.
„Frierst du nicht an deinen Treterchen?“ fragte ich und zeigte auf seine Füße, die in jenen komischen Dingern steckten, die nur aus Sohlen und Riemen bestanden.
„Was geht’s dich an, Schnüffler?“ nuschelte Bubi und bleckte seine braungequalmten Stummelzähne.
Nein, ich hatte keine Lust mehr, mich in diesem Gemisch von Rauch und Bierdunst länger als unbedingt notwendig aufzuhalten. Also ließ ich meine Stimme klirren und verkündete meinen Verdacht:
„Bubi Maschen, man hat dich dabei beobachtet, wie du drüben in Weißberg den Einsatzwagen der Paulus-Film geklaut hast!“
Es dauerte einige Zeit, bis Bubi, der Schreckhafte, die Sprache wiederfand.
„So... so... so ein Blödsinn“, stotterte er endlich.
„Ich bin hier, um dir klarzumachen, daß der Wagen innerhalb der nächsten Stunde komplett wieder dort stehen muß, wo du ihn geklaut hast!“
„Mensch, Dicker“, versuchte Bubi Maschen sich mit einem Redeangriff zu verteidigen, „was schwafelst du da zusammen! Ich kann dich glatt anzeigen. Ich sitze seit Stunden hier und feiere mit meinen Freunden Wiedersehen.“ Und beschwörend wandte er sich seinen „Freunden“ zu: „Stimmt das, oder stimmt das nicht?“
„Stimmt!“ nickte
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