Achtung Klappe
Sie“, sagte der Regisseur.
„Alles klar!“ War’s ja auch. Ich nahm Pinsel an die Leine, und wir verschwanden im Haus.
„Können Sie mich gut verstehen?“ fragte der Regisseur.
„Blendend!“ krächzte ich zurück und lauschte weiter nach draußen.
„Dann wollen wir mal“, hörte ich Fred Ziegler, das Männchen unter der Ledermütze, rufen. Und irgendwo im Hintergrund staunte der Riese Henry über ein Kabel, das nicht dahin gehörte, wo es lag.
„Ruhe jetzt! Achtung!“ rief der Regisseur, und dann: „Kamera ab!“
„Kamera läuft!“
„Ton ab!“
„Ton läuft!“
„Klappe.“
„Pfiff, Straße, die erste!“ hörte ich Henry dröhnen, und ich wunderte mich, daß er heute Klappenmann im Freien war.
„Kommen!!“
Die Haustür erschien mir viel schwerer als sonst. Pinsels Leine blieb aus unerklärlichen Gründen an der Klinke hängen. Ich löste sie, schielte dabei zur Kamera und fiel mehr aus dem Haus, als daß ich es schreitend verließ.
„Aus!“ rief der Regisseur. „Sie dürfen nicht in die Kamera sehen, Herr Pfiff.“
„Tun Sie so, als seien wir alle nicht da!“ pflichtete Müller-Maroni bei und winkte mir nachsichtig zu.
„Pfiff, Straße, die zweite!“ rief Henry und knallte die Klappe zusammen, daß es selbst in meinem hohlen Hausflur hallte.
„Kommen!“
Haustür, Leine, ein eleganter Sprung, prima, erste Klasse. Ich sah durch die andern hindurch und setzte zum Spurt über die Straße an.
„Stopp!“ rief der Regisseur, und ich stoppte. Diesmal schien irgendeinem vom Aufnahmeteam ein Fehler unterlaufen zu sein. Doch ich irrte, ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen.
„Herr Pfiff“, lächelte mich der Regisseur an, „Sie brauchen nichts weiter zu tun, als ganz normal aus dem Haus zu treten.“
„Ach, und was habe ich getan?“
„Sie sind gehüpft!“
„Gehüpft? Ich bin gehüpft?“ Ich sah in die Runde, und wo ich auch hinsah, alle nickten.
„Pfiff, Straße, die dritte!“
„Kommen!“
Ich hüpfte nicht, ich sah wie Winnetou in die Weite und hielt dabei mein wertvolles Pferd am Halfter fest.
„Stopp! War schon ganz gut, wie Sie jetzt das Haus verlassen haben. Nur sollten Sie die Hundeleine nicht in Schulterhöhe halten. Das sieht ein bißchen geziert aus.“
„Verstehe!“ nickte ich, dabei wäre ich am liebsten im Gulli verschwunden.
„Pfiff, Straße, die vierte!“
„Pfiff, Straße, die fünfte!“
„Pfiff, Straße, die achte!“
„Pfiff, Straße, die neunte!“
Tür, Pinsel, Straße, ein bremsendes Auto, der Fußweg. Ich marschierte drauflos wie einer, der seine Doktorarbeit im „Gehen“ gemacht hatte.
Links-zwo-drei-vier...
Links-zwo-drei-vier...
„Stopp!“
Links-zwo-drei-vier... Noch zwanzig Meter bis zur Baustelle. Nicht mit mir.
Der Bretterzaun, und rum um die Holzkurve. Keiner konnte mich mehr sehen... herrlich, wie leicht und locker das Gehen ging.
Links-zwo-drei-vier...
Wenn man Masseritz wiederhatte, bekam Blaumichel seine Belohnung. Und wenn Blaumichel seine Belohnung bekam, dann, so hatte er mir versprochen, würde er mich zu einer Rundreise um den Bodensee einladen.
Wir würden Felchen essen, baden und auf der Mainau die Blumen besichtigen.
Links-zwo-drei-vier...
Hinter mir keuchte etwas heran.
„Mann, Sie haben vielleicht ein Tempo drauf“, röchelte Ziegler, die Zigarre. Unter seiner Ledermütze tropfte der Schweiß hinab
„Ach, Sie kommen mir aber bekannt vor“, flachste ich. „Sind wir uns schon einmal begegnet?“
„Sie haben Nerven... Haben Sie uns denn nicht rufen hören?“
„Rufen?“
„Ja, der Regisseur hat doch ,Stopp!’ gerufen.“
„Was Sie nicht sagen. War mein Marschschritt nicht in Ordnung?“
Ziegler schob seine Ledermütze zurück und tupfte sich die Stirn ab, dabei grinste er verlegen. „Wissen Sie, nach dem Stopp, da sind Sie ganz toll gelaufen. Richtig normal.“
„Und vorher?“
„Vorher??? Ja... ja...“
„Was ist ja? Wie war es vorher?“
„Da sah es eher nach einem flüchtenden Känguruh aus.“
„Känguruh? So ein Blödsinn. Seit wann laufen Känguruhs mit Schirmen herum. Was nun?“
„Wir drehen nur noch mal den Marsch über die Straße und dann das Stück Weg zur Baustelle. Die Haustür ist ja im Kasten.“
Die vierundzwanzigste Klappe
Beifall prasselte auf, als die Zigarre mit mir im Schlepptau auftauchte. Müller-Maroni freute sich so sehr, daß er sich in seiner Begeisterung die Brille von der Nase schlug. Glücklicherweise fiel sie auf seinen
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