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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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bissig.
    „Aber Sie wissen doch gar nicht, wer in der Leitung ist...“ wunderte sich Müller-Maroni in beneidenswerter Munterkeit.
    „Ich habe ja auch nicht Sie, sondern die Klingelei gemeint.“
    „Aber ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich wieder anrufe!“ wunderte sich Müller-Maroni.
    „Natürlich taten Sie das. Da ich jedoch nicht wußte, wann das sein würde, habe ich mir erlaubt, die Wartezeit mit ein paar hübschen Träumen zu überbrücken. So, und jetzt sind Sie wieder an der Reihe!“
    „Hehehehehehehehehehehehehe“, kicherte der muntere Filmproduzent meckernd. Ob seine Elvira noch immer die gleiche Melodie schnarchte?
    „Lieber Herr Pfiff, Sie dürfen auf der Stelle weiterträumen. Ich wollte Sie nur bitten, morgen vormittag, das heißt, jetzt muß man ja schon heute vormittag sagen, also heute vormittag um halb elf in der Filmwohnung zu sein.“
    „Und wozu?“ fragte ich ahnungslose Schneckennudel.
    „Um zu drehen natürlich. Selbstverständlich erhalten Sie für diese Tätigkeit eine Extragage.“
    „Extragage wofür?“
    „Herrje, ich sagte es doch schon, fürs Drehen. Ich will schließlich nichts umsonst von Ihnen. Sie könnten sonst auf den schrecklichen Gedanken kommen, ich sei geizig.“
    „Moment mal, Herr Müller-Maroni, selbst auf die Gefahr hin, daß Sie mich für begriffsstutzig halten, was meinen Sie mit Drehen?“
    „Ganz einfach: Sie springen für Nobsie ein. Sie spielen den Balduin Pfiff, Herr Pfiff.“
    „Waaaas???“
    „Ja, wir drehen die restlichen Szenen mit Ihnen!“
    Ich glaubte, mich zwickt ein Kakadu. Wollte sich der kantige Luigi über mich lustig machen?“
    „Sie können doch einen Film nicht mit zwei verschiedenen gleichen... ich meine, Sie können eine Hauptrolle nicht mit zwei Gesichtern besetzen...“
    „Wir nehmen Sie in der Jacken-Arie von hinten auf. Ich habe vorhin mit dem Regisseur gesprochen, und der hat mir versichert, daß nur noch ein paar Straßenszenen fehlen, die wir ausschließlich in der Totalen und im Halbnahbereich drehen können. Das heißt, wir brauchen Ihr Gesicht nicht für Großaufnahmen. Was wir brauchen, ist Ihre marschierende Figur samt Hund.“
    „Sie haben was gegen mein Gesicht?“ rief ich, früh um 4 Uhr 4, beleidigt in den Draht. Und erschrocken rief es zurück:
    „Aber um Gottes willen, Herr Pfiff, Ihr Gesicht ist einmalig. Aber wie Sie gerade selbst feststellten, können wir eine Hauptrolle nicht mit zwei Gesichtern drehen.“
    „Hm, ich muß darüber nachdenken. Obwohl ich erstklassig schauspielern kann...“
    „Wem sagen Sie das!“ warf Müller-Maroni seufzend ein.
    „... bin ich natürlich kein Schauspieler.“
    „Aber mit Ihrem Hund Spazierengehen, das können Sie doch. Und das Spazierengehen, das filmen wir eben. So einfach ist das. Also, können wir mit Ihnen rechnen?“
    Obwohl mein Herz auf einmal ziemlich unruhig zu schlagen begann, sagte ich: „Ja!“
    „Sie werden sehen“, ulkte Luigi, „das Marschieren vor der Kamera wird Ihnen so gut gefallen, daß Ihnen in Zukunft was fehlen wird, wenn Sie ohne Kamera das Pflaster treten müssen.“
    „Wenn Sie erlauben, ziehe ich mich jetzt zu einem kräftesammelnden Schlaf zurück!“
    „Vergessen Sie nicht, Ihren Wecker zu stellen, Herr Pfiff. Ab halb elf sind Sie unser Filmstar!“

Letzte Einstellungen
    oder
    Ein zitternder Fußgänger

    Ich lüge nicht, wenn ich sage, daß ich nie bis niemals lüge. Ich bin ein Verfechter der Wahrheit und werde deshalb einst auch einen Platz im Himmel neben Balduin Pfiff dem Ersten bekommen. Von ihm stammt die Empfehlung an mich: Ein Detektiv, der Balduin Pfiff heißt, sagt entweder die Wahrheit, oder aber er schweigt. Nun, ich schweige nicht! Ich gebe hiermit frei und offen zu, daß ich den Rest der Nacht nicht mehr einschlafen konnte. Bei Jussuv, dem Bartzupfer, ich war so nervös, daß meine Füße zu schwitzen begannen und ich im Dunkeln an der Decke phosphoreszierende Maikäfer sah.
    Also beendete ich um 5 Uhr 30 die Nacht!
    Ich machte vierundzwanzig Kniebeugen, boxte sechsunddreißigmal gegen den Sandsack, duschte und zog mich an. Pinsel, zuerst mißtrauisch, dann fassungslos, kniff die Augen zusammen und rollte sich auf die andere Seite.
    Punkt sechs begann ich mit dem Frühstück.
    Um sieben Uhr holte ich die Zeitung aus dem Briefkasten und versuchte zu lesen. Doch zwischen und über den Zeilen sah ich immer einen kleinen dicken Mann mit Schirm und Hund gehen. Das heißt „gehen“ konnte man diese Art der

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