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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Schuh und blieb dadurch heil.
    „Pfiff, Straße, die achtzehnte!“
    „Pfiff, Straße, die zwanzigste!“
    „Pfiff, Straße, die dreiundzwanzigste!“
    „Schluß!“ schnaufte ich. „Ich bin nun mal kein Schauspieler... Machen Sie, was Sie wollen, aber sobald diese Kamera zu surren beginnt, sind mir meine Beine fremd. Sie hören einfach nicht mehr auf mich...“
    „Aber es war doch schon ganz großartig“, rief Müller-Maroni in beschwörendem Ton.
    „Ja, es war ein toller Marsch!“ sagte der Regisseur.
    „Ehrlich!“ nickte Henry, der Hüne, und zeigte mir seinen steilen Daumen.
    „Wenn alles so großartig war, warum dann immer noch einmal?“
    „Weil... ja, Sie sind wieder so ein bißchen vornübergelaufen, Herr Pfiff“, meinte Müller-Maroni.
    „Und der Schirm... Sie holen immer aus, als wollten Sie jemand mit dem Schirm erschlagen!“ sagte der Regisseur.
    „Aber sonst... ehrlich!“ sagte Henry, grinste und zeigte mir erneut seinen breiten senkrechten Daumen.
    „Maske!“ rief der Regisseur, und die Hübsche mit der Puderquaste stürzte herbei.
    „Warum Maske?“ fragte ich.
    „Weil Sie vor Schweiß glitzern!“ sagte die Hübsche laut, und leise: „Ich meine, daß Sie einfach toll marschieren!“
    „Danke!“ erwiderte ich und nieste ein Viertel Gramm Puder aus der Nase.
    Nobsie, der die ganze Zeit mit unbewegtem Verband dagestanden und zugesehen hatte, trat jetzt auf mich zu, nahm mich am Arm und schob mich zur Seite.
    „Ich weiß, warum Sie Schwierigkeiten haben, Balduin“, sagte er leise.
    „Ach...“.“Mehr fiel mir einfach nicht ein.
    „Ja, Sie denken zuviel. Sie denken, die, die Ihnen Zusehen, sind fehlerfreie Genies. Ich werde Ihnen was verraten, was Ihren Respekt abbaut und Sie normal marschieren läßt. Alle, wie sie hier herumstehen und darauf warten, daß der Affe endlich stirbt, haben in Wirklichkeit selbst ein Mäckchen.“
    „Was ist ein Mäckchen, Nobsie?“
    „Eine kleine Macke.“
    „Aha“, staunte ich. „Müller-Maroni auch!“
    „Und ob.“ Nobsie wurde noch leiser. „Der spielt vor dem Zubettgehen mit einem Plüschkaninchen.“
    „Und wozu?“
    „Nur so. Er braucht das. Sonst kann er nicht einschlafen.“
    „Wußten Sie, Nobsie, daß seine Frau an der Weltmeisterschaft im Schnarchen teilnehmen will?“
    Nobsie sah mich mißtrauisch an. „Sie sind ein Ulker.“
    „Manchmal!“ nickte ich. „Und die Zigarre hat auch ein Mäckchen?“
    „Ja. Der wickelt jeden Abend seine speckige Ledermütze in ein Seidentuch und verschließt beides im Tresor. Er ist von der fixen Idee besessen, jemand wolle sie ihm stehlen.“
    „Und was ist mit Henry, dem Riesen?“
    „Fragen Sie ihn selbst. Fragen Sie ihn, was er an seinem Halskettchen hängen hat.“
    „Was ist es denn?“
    „Ein Stück Kabel. Und der Regisseur singt als einziger Mann in einem reinen Frauenchor. Er kann nur hoch singen.“
    „Bitte, meine Herren, wir wollen weitermachen!“ rief Müller-Maroni.
    Ich winkte ihm zu. Freundlich, erleichtert. Ein Plüschkaninchen...
    „Pfiff, Straße, die vierundzwanzigste!“
    „Und los!!!“
    Links-zwo-drei-vier...
    Links-zwo-drei-vier...
    Wer hätte das vom kantigen Luigi gedacht, ein Plüschkaninchen.
    Links-zwo-drei-vier...
    Links-zwo-drei-vier...
    Nein, einem Mann, der seinen Speckdeckel im Tresor einschloß, so einem war ich noch nie begegnet.
    Links-zwo-drei-vier...
    Links-zwo-drei-vier...
    Ob der Sänger auch ein Kleid anzog?
    „He, Pinsel, was meinst du? Zieht er ein Kleid zum Hochsingen an?“
    „Wau-wau-wouuuh!“ meinte Pinsel. Das hieß nein.
    Komisch, wo war ich eigentlich?
    Beim plattfüßigen Kasimir, was machte Blaumichel denn hier?
    „Sagen Sie mal, Zylinderschinder, verfolgen Sie mich?“
    „Was heißt verfolgen“, lachte Blaumichel, „ich bin Ihnen nur ein bißchen nachgefahren. Ich kam gerade an, als man Ihren Abmarsch filmte. Und weil Sie so plötzlich verschwunden waren, habe ich mich angeboten, Sie wieder einzusammeln.“
    „Ach“, wunderte ich mich. „Ich hab’ von allem nichts mitgekriegt.“
    „Es sei wie ein Wunder, hat der Regisseur gesagt, Sie seien wie ein junger Gott marschiert.“
    „Wo haben Sie denn Ihren Traktor geparkt?“
    „Dort drüben!“
    Ich erkannte Nobsie, der mir zuwinkte...
    Ja, und so endete die 24. Klappe mit einem Sieg für mich.
    Wir fuhren zurück, und weil ich schon als großzügiger Säugling auf die Welt gekommen war, lud ich alle am Film Beteiligten zu einem Festessen ins „Annabell“ ein.

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