Achtung Klappe
Diesmal sollte es aber wirklich auf meine Rechnung gehen.
Es war ein wunderschöner Abend. Festlich in flackerndes Kerzenlicht getaucht, warteten meine Gäste auf die versprochene Überraschung. Also erhob ich mich, schlug an mein Buttermilchglas und verkündete feierlich:
„Ich lade Sie ein zu einem Festmahl ganz besonderer Art. Es handelt sich um ,Seehundeuter in warmen Strümpfen’.“
Ich möchte verschweigen, wem an dieser Stelle schlecht zu werden begann. Jedenfalls hatte ich den Mundvoll zu tun, um mit klärenden Worten das Schlimmste zu verhüten:
„Atmen Sie auf und tief durch, liebe Freunde vom Film. Bei einem ,Seehundeuter in warmen Strümpfen’ handelt es sich um einen herrlichen Salm, der uns in einem Mantel aus Ei, durchgedrehter Haifischflösse und Kastanienmilch serviert werden wird. Als Vortrunk jedoch ist es Pflicht, ein Gläschen Hexenblut zu trinken. Herr Ober, bitte!“
Max, der Ober, kam mit dem Tablett, auf dem aufgereiht die zehn Gläser standen. Rot und funkelnd der Inhalt. Rotwein, Tomatensaft, Rum und ein Spritzer Tabasco.
Als Max das „Seehundeuter“ zu zerteilen begann, ereigneten sich gleich zwei Dinge auf einmal:
In der Tür erschien, wie üblich ausgehungert, Inspektor Schulz. Er winkte mir zu und wartete, daß ich zurückwinkte. Ich tat es, und schon balancierte der Beamte einen Stuhl an den Tisch. Sein seehundeuterverschlingender Blick sprach Bände.
Das zweite war eine Erkenntnis, die mich traf wie der Lukas den Hammer, nein umgedreht, wie der Hammer den Lukas.
„Herr Müller-Maroni...“ murmelte ich leise, aber deutlich genug über den Tisch. Die im Augenblick gar nicht kantigen Rundungen des entspannten Luigi verloren jedoch schlagartig alle Rundungen und wurden wieder kantig. Irgendwas in meiner Miene schien ihm Furcht einzuflößen.
„Was ist passiert, Herr Pfiff?“
„Wir müssen den ganzen Film noch einmal drehen!“ sagte ich und legte alle mir zur Verfügung stehende Traurigkeit in meine Stimme.
Am Tisch verstummten die Gespräche.
Luigi Müller-Maroni sah mich an, forschend, fragend, schmerzempfindend, mitleidig. Von seiner Gabel rutschte ein Stück Seehundeuter auf den Teller zurück und verursachte dabei ein leises Schmatzgeräusch. Schade, daß das mit dem Plüschkaninchen ein Schwindel, ein wohlgemeinter Schwindel war, es hätte so gut zu ihm gepaßt. Seine Augengläser funkelten unter dem Kristallüster.
„Warum, Herr Pfiff?“
„Schlicht: Wir zeigen etwas in dem Film, was nicht hineingehört.“
„Was Sie nicht sagen, Herr Pfiff.“
„Wir haben doch das Buch ,Spuk nach Mitternacht 1 verfilmt.“
„Sie haben recht!“ Er legte die Gabel zur Seite und tupfte sich die Mundwinkel ab. „Was gehört nicht hinein?“
Ich stupste meinen rechten Zeigefinger auf die Tischplatte. „Der gehört nicht hinein!“
„Der Tisch???????“
„Das, was unter dem Tisch ist!“
Wie auf Kommando verschwanden schlagartig zehn Köpfe vom Tisch. Nacheinander tauchten sie wieder auf.
„Wieso?“ fragte Müller-Maroni schweratmend. „Unter dem Tisch liegt nur Ihr Hund.“
„Eben! Im ,Spuk nach Mitternacht’ gab es noch gar keinen Pinsel.“
Fast eine Minute lang herrschte ratloses Schweigen am Tisch. Nur die polizeilichen Kiefer von Schulz zerkleinerten ungerührt eine nicht unbedeutende Menge Euter. Endlich verließ ein Stöhnen die dünne Brust der Zigarre, während sein Finger vergeblich nach dem Mützenschild schnipste.
„Das heißt“, sagte er, „wir hätten den ganzen Ochsenmaulsalat und die Kalbsknorpel einsparen können...“
Müller-Maronis Lockenkopf zuckte hoch, seine Augen blitzten kämpferisch, und einige Zentner Selbstbewußtsein sprachen aus seinen Worten:
„Wenn Herr Minze-Kramer in seinem Hannibalfilm zwei Elefanten zuviel besetzte, dann kann es sich die Paulus-Film dreimal leisten, einen Pinsel zuviel zu füttern! Herr Pfiff, es lebe Ihr Hund!“
Danke schön!
Jawohl, Freunde, Feinde und Leser,
genau an dieser Stelle möchte ich danke schön sagen!
Danke schön allen, die an diesem Film mitgewirkt haben. Die auf meine Späße eingegangen sind, die sich meine Buttermilch hinuntergequält und meine albernen Redewendungen ertragen haben.
Ich danke meinem nachgemachten ICH „Nobsie“ (der es nie!!!! schaffen wird, auf einem Schirm zu sitzen),
ich danke dem geduldigen Regisseur,
dem gelockten Produzenten,
ich danke der Cope-Film,
der Ravensburger-Film,
ich danke den Kameraleuten,
den Beleuchtern,
den Männern vom
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