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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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führe ich dir vor, wie er mit einmal Zubeißen den dicksten Kleiderbügel in zwei Teile zerlegt.“
    Emil Knoll starrte auf Pinsel. Aug in Aug saßen sie sich gegenüber, und plötzlich begann Pinsel ein freundliches Blobb-blobb-blobb auf die Dielenbretter zu legen. Knolli entspannte sich und zauberte so was Ähnliches wie ein Lächeln auf seine stoppeligen Wangen. „Aber der wedelt ja mit dem Schwanz!“ freute er sich.
    „Das tut er immer vor dem ersten Sprung. Du solltest aufhören, mit dem linken Auge zu zucken. Also los, du Kinderschreck, raus mit der Sprache: Warum hast du dich Maier genannt?“
    „Geht dich nix an, einen nassen Senf!“ brabbelte Knolli und sah an mir vorbei.

    „Dann will ich dir sagen, was ich denke: Da ist einer gekommen, der hat zu dir gesagt: ,Knolli, alter Moosbuckel, ich hab’ da ein tolles Geschäft an der Hand. Leichter können wir gar nicht zu einigen Hundertern kommen. Und total ohne Risiko!’ hat er zu dir gesagt!“
    „Nicht, hat niemand was zu mir gesagt!“
    „ ,Knolli, altes Eselsohr’, hat er weiter gesagt, ,im Halsband vom Hund meiner Tante sind ein paar Tausender versteckt. Ich klaue den Hund, mich kennt er ja, du kassierst den Finderlohn, und das Geld aus dem Halsband teilen wir. Ich kriege zwei Drittel, und du kriegst ein Drittel.’ „
    Knolli richtete sich steil auf seinem wackligen Stuhl hoch und machte ein Gesicht, als habe er vor, den olympischen Eid zu sprechen:
    „Ich habe den Hund ohne Halsband gefunden! Alles andere sind erfundene Märchen!“
    „Das war der siebenundsiebzigste Meineid deines Lebens. Ich habe genau mitgezählt.“
    Man sah es Emil Knoll an, daß ihm das Denken, besonders das Nachdenken, große Schwierigkeiten bereitete. Nach einem flüchtigen Blick auf Pinsel probierte er es noch einmal mit der gewalttätigen Masche:
    „Ich schmeiß’ dich jetzt einfach die Treppen runter, Dicker.“
    „Das würdest du ehrlich tun, Knolli?“ fragte ich traurig.
    „Na ja, wenn du mir so blöde Sachen anhängen willst! Wenn ich doch sage, daß der Hund nackt war. Keine Leine und kein Halsband.“
    „Ehrlich, du machst mir richtig Angst, Emil Knoll.“
    Ich erhob mich und tat, als sei ich bis zum Kragen von Mitleid für ihn erfüllt.
    „Richtig leid tust du mir, armer, alter Boxer.“
    .Wieso??“
    „Ich will es dir in meiner Schlußansprache erklären: In zwei Stunden wird die Polizei den Neffen hopsnehmen. Und weißt du, was dann geschieht? Er wird auf dich zeigen und sagen: ,Der war’s! Schuld hat nur der Knoll, der hat mich zu allem gezwungen.“ Wem, glaubst du wohl, hört die Polizei lieber zu: einem jungen Burschen, der bei einer hochanständigen Tante lebt, oder einem bekannten Spitzbuben wie dir, he?“
    Ein Schweißtropfen über der Warze verriet, wie angestrengt Knolli nachdachte, und seine Blicke sprachen Bände.
    „Soll ich dir helfen, Bruder? Ich könnte verhüten, daß dich die Polizei abschleppt.“
    „Aber ich habe den Plan wirklich nicht ausgeheckt, Dicker, Ehrenwort!“
    „Ich weiß es. Deshalb helfe ich dir ja auch. Du gibst die ganze Pinke-Pinke an Frau Hackemann zurück, und ich halte dir dafür die Polizei vom Leib.“
    „Auch den Finderlohn ?“
    „Ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen, klar, auch den Finderlohn. Sie ist eine arme schwache Frau, und du bist ein starker großer Mann.“
    Zwei Minuten dauerte es, bis Knolli begriff, daß es keinen Ausweg gab. Schließlich sah er mich an:
    „Soll ich’s hinbringen und in den Briefkasten schmeißen?“
    „Die Arbeit nehme ich dir ab. Her mit dem Zaster!“
    Emil Knoll ging zum Schrank und holte eine Kaffeebüchse hervor. Er kippte sie um, und ein Päckchen Scheine fiel heraus. Ich zählte nach und kam auf achthundertfünfzig Mark. „Und das andere?“
    „Das ist alles. Hundert Finderlohn und siebenhundertfünfzig von diesem Karl-Heinz.“
    „Was“, entrüstete ich mich, „mehr hat er dir nicht gegeben?“
    Emil Knoll schüttelte den Kopf. Ich glaubte ihm und nickte: „In Ordnung. Von mir erfährt die Polizei kein Wort.“
    Er sank auf seinen Stuhl zurück und starrte mißmutig vor sich hin. So saß er auch noch, als ich von der Tür aus noch einmal einen Blick zurückwarf. Ein Häufchen Elend, das von einem blaßblaukarierten Hemd und ein Paar ausgeblichenen Jeans zusammengehalten wurde.
    Ich zupfte den Fünfzigmarkschein aus den Hundertern und schob ihn in den Kalenderblock an der Wand.
    „Hier, Knolli, geh mal ordentlich essen, siehst ja richtig

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