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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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richtig fertig würden Sie für mich arbeiten ich könnte gleich zu Ihnen kommen sagen Sie ja bitte!“
    Ein röchelndes Durchatmen drang mir in die Ohrmuschel und für mich stand fest: Diese Ohne-Luft-hol-Dauerrede stellte eine echte Meisterleistung dar. Und noch etwas konnte man als sicher annehmen: Peter-Johann Zwerg schien in echter Bedrängnis zu sein.
    Also antwortete ich: „Herr Zwerg, ich erwarte Sie!“
    „Danke!“ Und weg war er.

    Aber er war nicht nur weg, er war nicht weniger langsam wieder da. Ich glaubte, mich zwickt ein Kakadu, als er an mir vorbeischoß, kaum, daß ich die Tür geöffnet hatte.
    „Ich bin der Zwerg!“ keuchte er mir im Vorbeischießen zu. Als ich ihn in meiner guten Stube einholte, stand er völlig erschöpft mit hängenden Armen unter der Lampe und sah mir entgegen. Sein Gesicht war hochrot, und aus seinen Augen, das einzige, was in diesem Augenblick an ihm lebte, schossen Blitze. Ich deutete freundlich lächelnd auf den Sessel.
    „Am besten, Herr Zwerg, Sie lassen sich fallen und entspannen sich erst einmal. Legen Sie den Kopf zurück und die Beine hoch. Und wenn auch das noch nicht hilft, kriegen Sie von mir ein Gläschen eisgekühlte Buttermilch.“
    Er hatte sich jedoch bereits wieder erholt.
    Sein Mund öffnete sich. Das in seinen Augen begonnene Gewitter setzte sich fort durch brodelndes, donnerndes, böses, wütendes und angriffslüsternes Wortgrollen.
    „Ich will mich nicht entspannen, Herr Pfiff. Ich will Rache und Vergeltung!“ Und wie Rumpelstilzchen rammte er einen Fuß auf meinen wertvollen Perser.
    „Ich bezahle Sie doppelt, dreifach, vierfach, und wenn Sie wollen sogar fünffach, nur, auf einem muß ich bestehen: Ich möchte, daß Sie sich so schnell wie möglich auf die Socken machen und den Fall klären. Und dann...“ er stieß ein schrilles Gelächter aus, das selbst Pinsel von der Ofenmatratze hochfahren ließ, „... dann bringe ich den Betreffenden um.“
    Er stutzte, sah mich mit einem glühendheißen, durchdringenden Blick an und stieß heiser vor Erregung hervor:
    „Sie grinsen, Herr Pfiff? Warum grinsen Sie?“
    Er nannte mein schüchternes Lächeln Grinsen, ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen. Was würde er erst sagen, wenn ich wirklich grinste?
    „Ich habe das Gefühl, Herr Zwerg, daß ich nur ein bißchen warten muß, und der Fall klärt sich von allein.“
    „Von allein? Wieso von allein???“
    „Weil Sie sich dann mit einem Herzschlag von dieser Welt verabschiedet haben.“
    Herr Zwerg starrte mich einige Sekunden lang wie ein Weltwunder an, nickte schließlich zum Zeichen des Verstehens: „Sie glauben, ich sei aufgeregt? Haha“, seine Hand zerteilte mit einem mächtigen Hieb die Luft, „kein bißchen! Keine Spur!“
    Er faßte mit zwei Fingern einen seiner Jackenknöpfe und begann ihn hin und her zu reißen.
    „Ich bin die Ruhe selbst!“ sagte er dazu im Reißrhythmus.
    „Wenn Sie die Ruhe selbst sind“, warf ich fröhlich ein, „dann bin ich soeben explodiert! Vielleicht freunden Sie sich doch mal mit dem Sessel an und erzählen mir, um was es sich überhaupt handelt.“
    „...türlich!“ Die Finger ließen den Knopf los und die Hand fuhr in die Tasche.
    „Hier!!“ Er hielt mir ein zusammengefaltetes Papier entgegen. Ich nahm es, und während ich es entfaltete, ließ ersieh in dem angebotenen Sessel nieder.
    Komisch, wie er so da saß, erinnerte er mich unwillkürlich an jenen Mann, über den ich vorhin mit Frau Eulchen gesprochen hatte: meinen Schwager Friedrich. Die gleiche Größe im Sitzen, die gleiche Kopfform, die gleiche Nase, und sogar die Hasenohren glichen denen von Parfüm-Fritze.
    „Sie arbeiten nicht zufällig bei der Pfandleihe?“ konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Ich bin Vertreter!“
    „Aha!“ lächelte ich und begann zu lesen:

    „Hallo, Zwerg, hier spricht Klapperschlange!
    Das ist meine letzte Warnung. Wenn Sie Ihren Wagen noch einmal vor bewußter Ausfahrt parken, gibt’s weder Meeresfrüchte noch Molkereiprodukte, dann gibt’s hundert kleine Löcher im Blech! Mit Liebe gebohrt und zum Verrosten verurteilt! Das wär’s, Zwerg!
    Der Biß der Klapperschlange wird Ihnen weh tun!“

    „Darf ich diesen poetischen Erpresserbrief behalten?“
    Peter-Johann Zwerg nickte. Ich faltete die papierene Bosheit wieder zusammen und ließ sie in meiner Tasche verschwinden. Dabei überlegte ich angestrengt, was mit Molkereiprodukten und Meeresfrüchten gemeint sein

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