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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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„O Gott, o Gott, ist ihm was passiert?“
    Ich nickte.
    „Natürlich. Er war total hin, unbrauchbar, er hat’s nicht überlebt.“
    „Der arme Mann!“ entsetzte sich Frau Hackemann.
    „Wieso der Mann? Dem ist nichts passiert. Der Spiegel war kaputt, der an dieser Stelle hing. Aber kommen wir zur Sache, Frau Hackemann, was kann ich für Sie tun?“
    Es schien der kleinen Frau Mühe zu bereiten, so ohne Zwischenpause vom kaputten Spiegel zu ihrem Fall zu kommen.
    Ich ließ ihr Zeit und staunte einmal mehr über meinen Knorpelfresser Pinsel, der sich, gleich einer müden Schnecke, um Frau Hackemanns Füße gewickelt hatte.
    „Also, da ist mir was passiert...“ Sie sah mich hilfesuchend an......was passiert... Und da... ich muß zugeben, daß es mir direkt peinlich ist, darüber zu sprechen. Vielleicht lachen Sie mich auch aus oder denken, daß mir recht geschieht.“
    „Ich würde Sie nie auslachen! Selbst wenn Sie die Angewohnheit hätten, jeden Abend vor dem Zubettgehen einmal an der Lampe zu schaukeln.“
    „Aber, Herr Pfiff“, lächelte sie, „Sie halten mich wohl für eine komische Alte?“
    „Aber niemals!!“ wehrte ich energisch ab und meinte das durchaus ehrlich.
    „Es handelt sich um Winnetou!“
    Bei Jussuv, dem Bartzupfer, ich entdeckte mich dabei, wie ich die Luft anhielt. Ein rascher Blick in ihr Gesicht verriet mir, daß sie es ernst meinte.
    Winnetou... dachte ich, und gleichzeitig begann mein Gedächtnis Namen und Begriffe auszuspucken: Old Shatterhand, Karl May, Silberbüchse, Old Wabble, Komantschen, Apachen... Wenn ich nicht laut: „Aha!“ gesagt hätte, wäre es sicher so weitergegangen bis zur nächsten Buttermilch.
    „Winnetou ist mein Pudel...“
    „Oooooooooooooooooh...“
    Mein Zweimeterfünfzig-O veranlaßte sie zu einem kräftigen Kopfschütteln.
    „Ich weiß, daß das nicht unbedingt ein Name für einen Pudel ist, aber er hieß schon so, als ich ihn von meiner Schwester übernahm.“
    „Deshalb sind Sie also so interessant für meinen Such- und Spurenhund!“ sagte ich und zeigte auf Pinsel. „Er ist in den Geruch Ihres Indianers verliebt.“
    Pinsel blobberte Zustimmung mit seinem Stummelschwanz.
    Ich fuhr fort:
    „Ich nehme an, Ihr Winnetou ist Ihnen abhanden gekommen. Er hat sich sozusagen auf den Kriegspfad begeben, stimmt’s?“
    Ihre Augen sagten ja, während ihr Kopf nein schüttelte.
    „Er war weg. Aber seit gestern habe ich ihn wieder. Über hundert Mark hat die Vermißtenanzeige gekostet. Ein Mann namens Maier brachte ihn...“ Ihre Miene verzog sich und kündete von Abscheu. „Ein unsympathischer Mann, dieser Herr Maier. Sie glauben gar nicht, mit welch höhnischer Grimasse er die hundert Mark genommen hat. So, als wolle er sich damit eine Zigarette anzünden.“
    „Pfui!“ sagte auch ich. „Trotzdem sollten Sie froh sein, daß Winnetou wieder in seinen Wigwam zurückgefunden hat. Oder sehe ich das falsch?“
    Ich hatte plötzlich das Gefühl, daß das dicke Ende erst noch kam.
    Allein schon, wie die kleine Frau Hackemann den Mund verzog bei meiner letzten Frage, ließ Böses ahnen.
    Nach einem abgrundtiefen Seufzer stieß sie hervor: „Winnetou kam ohne Halsband.“
    Ich staunte wortlos in die warme Zimmerluft.
    Ein Halsband... Sollte ich, ein Meisterdetektiv, vielleicht gar noch hinter einem Halsband herhetzen? Nein, nein und nochmals nein. Wenn sich so was rumsprach...
    Nein!
    Hund ja, Halsband nein! Laut allerdings sagte ich:
    „Nun, liebe Frau Hackemann, ein Halsband kostet doch nicht die Welt. Es ist mit Sicherheit billiger als ein Detektiv.“
    „Herr Pfiff... In... in... in dem Halsband befand sich meine ganze eiserne Reserve!“ schluchzte sie trocken, während es mir vorübergehend die Zunge lähmte.
    Spinnenblut und Mäusedreck, Geld im Hundehalsband?
    Ich mußte wissen, ob ich mich verhört hatte.
    „Sie haben im Halsband Ihres Pudels Geld versteckt?“
    „Ja!“ flüsterte sie blaß.
    „Wieviel?“
    „Drei Tausendmarkscheine!“
    „Ich glaub’, mir wachsen gleich Himmelschlüsselchen aus den Ohren!“ gestand ich meine Verblüffung.
    Ich hatte schon davon gehört, daß sich manche Leute ihr Notgeld in die Jacke, die Mütze oder in die Hose nähten. Daß sich der eine oder andere ein geheimes Versteck im hohlen Schuhabsatz anlegte. Aber in einem Hundehalsband? Pinsel kam mir plötzlich wie der ärmste Hund der Welt vor.
    „Wissen Sie, Herr Pfiff, ich bin ziemlich vergeßlich. Ich lasse alle möglichen Dinge liegen. Und ich dachte

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