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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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immer mit Schrecken daran, daß ich mal meine Tasche oder meinen Geldbeutel verlieren könnte. Ich stünde da mit nichts. Aber meinen Hund würde ich nie verlieren.“
    „Wie man sich doch täuschen kann, was? Wie ist Ihnen Winnetou denn abhanden gekommen?“
    „Ich hatte ihn vor einer Drogerie angebunden. Als ich wiederkam, war er weg.“
    „Samt Leine?“
    „Ja. Es muß ihn jemand abgebunden haben.“
    „Anzunehmen!“ stimmte ich dieser Vermutung zu, und gleichzeitig kam mir auch schon ein bestimmter Verdacht: „Wer wußte von den dreitausend Mark im Halsband?“
    Sie schüttelte energisch den Kopf.
    „Niemand!“
    „Wirklich niemand?“
    „Nein. Nicht mal mein Neffe!“
    „Neffe???“
    „Ja, der Sohn meiner verstorbenen Schwester. Er lebt bei mir im Haus...“
    „Und Sie sind sicher, daß er wirklich keine Ahnung hatte?“ Sie sah mich mit großen, erschrockenen Augen an.
    „Ich möchte es nicht glauben...“
    „Beim plattfüßigen Kasimir“, überlegte ich laut, „da wäre ich mir an Ihrer Stelle aber nicht so sicher.“
    „Jedenfalls habe ich es ihm nicht gesagt. Schon allein deshalb nicht, weil mir sein Umgang nicht gefiel und gefällt.“
    „Was tut er denn, der Schlingel?“
    Dunkle Schatten fielen über ihr Gesicht, und ihre Stimme klang mehr traurig als böse, als sie aufzuzählen begann: „Nichts tut er. Er hat keinen festen Beruf, lungert herum und läßt die meiste Zeit den lieben Gott einen guten Mann sein. Vier Jahre lang war er damit beschäftigt, das Geld, das ihm seine Mutter vererbt hatte, zu verschwenden. Jetzt arbeitet er mal hier, mal dort. Mal einen halben Tag, dann nur ein paar Stunden. Nirgends hält er es lange aus. Und wenn man ihn nicht hinauswirft, geht er von allein. Zur Zeit macht er angeblich Ferien in Italien. Als Anhalter wollte er reisen.“
    „Hm“, brummte ich und ließ das Räderwerk meiner Gedanken rotieren. „Hm... Haben Sie gegenüber diesem Maier, der Winnetou zurückbrachte, das Geld im Halsband erwähnt?“
    „Aber nein, Herr Pfiff“, rief Frau Hackemann, und es klang fast beleidigt. „Ich habe nur meiner Verwunderung Ausdruck gegeben, daß er ihn ohne Leine und Halsband brachte. Er behauptete, ihn so aufgelesen zu haben.“
    „Beschreiben Sie ihn mir mal bitte!“
    Frau Hackemann nickte. „Er ist schwarz...“
    „Ein Neger also. Und wie groß?“
    „Etwa vierzig Zentimeter Schulterhöhe.“
    Ich schluckte Unmut und zwei Kilo Ungeduld magenab-wärts. „Frau Hackemann, ich rede vom Finder namens Maier und nicht von Ihrem Winnetou!“
    „Ach so, Sie meinen den Maier... Ja, wie soll ich den beschreiben... Er roch entsetzlich nach Bier oder Wein. Was mir besonders an ihm auffiel, war seine Nase.“
    „Seine Nase? War sie besonders klein, besonders lang, besaß sie einen Kamelhöcker oder eine Sprungschanze?“
    „Sie... sie sah wie eine Boxernase aus. So breitqeschla-gen.“
    Irgendwo, ganz weit hinten in meiner Erinnerung, machte es „klick“. Natürlich konnte es Zufall sein. Aber schließlich war der Zufall unser zuverlässigster Verbündeter. Der Zufall und die Dummheit der Gauner...
    „Überlegen Sie genau, Frau Hackemann, befand sich bei Ihrem Maier hier,“ ich stupste mir einen Zeigefinger zwischen die Augenbrauen, „eine große Warze?“
    Sie sah mich fassungslos an, und atemlos rief sie:
    „Ja, stimmt... Aber, Herr Pfiff, woher wissen Sie das?“
    „Zufall!“ gab ich zu und klärte sie auch über den Rest auf: „Der Mann hieß nicht Maier, sondern Emil Knoli. In Fachkreisen ,Knollen-Knoll’ genannt oder auch nur ,Knolli’.

    „Und was sind das für Fachkreise?“
    „Die Gilde der Langfinger. Vor fünfzehn Jahren boxte er noch, der Knolli. Dabei ging seine Rieche und auch sonst noch allerlei an und in seinem Kopf zu Bruch.“
    „Wie entsetzlich“, meinte die kleine Frau in der Sofaecke. „Das kann man wohl sagen. Die Hiebe, die der Knolli im Laufe seines traurigen Boxerdaseins auf die Rübe bekommen hat, hätten für zwei komplette Nationalmannschaften gereicht. Ich werde ihm einen netten Besuch abstatten.“
    „O Gott, seien Sie nur vorsichtig, Herr Pfiff.“
    „Keine Sorge. Emil Knoll tut nur noch gefährlich. Außerdem nehme ich Pinsel, meinen Knochenbeißer, mit.“
    „Glauben Sie, daß dieser Herr Knoll meinen Winnetou allein von der Drogerie entführt hat?“
    „Ich glaube es nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Erstens wußte er nichts von dem Geld im Halsband, zweitens haben Sie die Belohnung erst

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