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Achtung Kurven

Achtung Kurven

Titel: Achtung Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Wagen... Darf ich rauchen?«
    »Die Zigaretten liegen im Handschuhfach. Geben Sie mir auch eine«, sagte sie halb versöhnt.
    Er öffnete den Deckel. Im Inneren des Fachs leuchtete eine kleine Birne auf.
    »Was für ein Glanz!« sagte er überrascht.
    »Selbstgebastelt...«
    »Respekt vor der Dame! Und nun erzählen Sie mir endlich, wie Sie auf die verrückte Idee kamen, Fahrstunden zu nehmen.«
    »Das begann, als Sie bei mir in Kirst tankten...«
    »Hm...«, machte er und spürte das Aufsteigen einer angenehmen Wärme in seiner Brust.
    »Sie sagten damals im Verlaufe unseres kurzen Gesprächs, daß Sie sich in der Stadt nicht besonders wohl fühlten und daß Sie nichts dagegen hätten, mit mir zu tauschen. Ich nahm nicht an, daß es Ihnen damit Ernst sei...«
    »Allzu ernst war es wohl auch nicht gemeint«, murmelte er etwas überrascht, denn sie wollte ihm doch nicht etwa mit dem Angebot kommen, seinen Posten zu übernehmen und ihm dafür ihre Fahrschule in Kirst anzubieten...
    »Und dann erzählten Sie mir, daß Sie bei Bauersfeld Fahrlehrer wären...«
    »Na, und weiter?« fragte er konsterniert, denn es schien mit dem Tauschangebot wirklich ernst zu werden.
    »Ich weiß nicht, was die Leute dagegen haben, bei einer Frau Fahrunterricht zu nehmen. Das ist in der Stadt doch anders, oder nicht?«
    »Ja — ich begegne hier zwei oder drei Kolleginnen, und sie scheinen voll beschäftigt zu sein...«
    »Ich habe in Kirst ein Dutzend Schülerinnen gehabt, aber nur zwei Schüler. Es ist, als ob die Kerle sich genierten, sich von einem Mädchen etwas beibringen zu lassen.«
    »Wenn Sie vielleicht eine alte Schachtel wären... «, grinste er, »aber wahrscheinlich wäre es mir auch nicht gerade angenehm, mich vor einem hübschen Mädel zu blamieren. Ich würde auch nie zu einer Zahnärztin gehen. Dem Zahnarzt kann man zur Not in den Finger beißen...«
    »Sparen Sie sich Ihre Komplimente für die Damen auf, die bei Ihnen den Hausschlüssel vergessen!« sagte sie leicht gereizt.
    »Klettern Sie bloß nicht schon wieder auf die Palme«, bat er, »eben fingen wir doch an, uns zu vertragen.«
    »Kurz und gut«, fuhr sie fort, »ich habe inseriert, nicht nur im >Tagblatt< und im >Generalanzeiger<, sondern auch auswärts. Und in der Stellenvermittlung beim Arbeitsamt kreuzte ich dreimal wöchentlich auf. Aber es war alles umsonst.«
    »Und nun sagen Sie nur noch, daß Sie sich in die altrenommierte Fahrschule Bauersfeld eingeschlichen haben, um den fabelhaften Fahrlehrer Herold für die Fahrschule Schütz in Klein-Kirst zu kapern!«
    »Erraten«, antwortete sie schlicht, »genauso war es! Und geben Sie bloß mit Ihrem Verein nicht so an. Als Ihr Chef noch nicht wußte, ob nicht einer unter der Kühlerhaube sitzt und das Ding mit ‘ner Kurbel vorantreibt, da hat mein Vater schon seine Fahrschule gegründet. Sie besteht seit mehr als vierzig Jahren! Ich führe sie nur weiter. Das heißt, ich versuche, sie weiterzuführen...«
    »Sie sind ein tüchtiges Mädchen...«
    »Ach was! Ich möchte gern tüchtig sein, aber vorläufig gibt man mir keine Gelegenheit dazu.«
    Seine Eitelkeit hatte einen schweren Stoß abbekommen, und alle Spekulationen um Marianne Schütz, die ihn in den letzten Tagen beschäftigt hatten, lösten sich in Nichts auf.
    »Donnerwetter«, murmelte er, »Sie haben es sich etwas kosten lassen. Mit einem Brief und zwanzig Pfennig fürs Porto wären Sie bedeutend billiger weggekommen.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Ihre Antwort auf meinen Brief positiv ausgefallen wäre?«
    Er wiegte den Kopf und blieb die Antwort schuldig.
    »Na, sehen Sie!« sagte sie. »Und außerdem wollte meine Mutter wissen, wen wir eventuell ins Haus bekommen. Wir haben nämlich schon einmal Pech gehabt.«
    »So?« fragte er mäßig interessiert.
    »Er trank. Das hatte ihn schon einige Stellungen gekostet. Und außerdem verwechselte er die Türen, wenn er aus der >Post< oder vom >Schwan< heimkam. Sein Gastspiel dauerte nur acht Tage.«
    »Komisch«, sagte er, »in den drei Fahrstunden haben Sie sich aber nichts davon anmerken lassen, daß die Fahrschule Schütz einen Fahrlehrer sucht...«
    »Als ob das so einfach wäre... Ich fand keinen Anlauf.«
    »Und wie lange wollten Sie den Schwindel fortsetzen?«
    »Keinen Tag länger! Deshalb bin ich ja hier.«
    »Vor drei Tagen suchte ein junger Fahrlehrer im Generalanzeiger eine neue Stellung...«
    »Ich habe die Anzeige gelesen. Stadt bevorzugt, stand darin. Ich möchte wissen, wie viele

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