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Achtung Kurven

Achtung Kurven

Titel: Achtung Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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der Laterne zu, unter der das Auto stand. Sie zog einen kleinen Spiegel aus der Handtasche, betupfte mit der Spitze des Mittelfingers ihre Lippen und schob eine Locke unter das weiße Hütchen zurück.
    »Das ist doch deine Chefin...«, sagte Marianne erstaunt.
    Frau Bauersfeld schien mit ihrem Bilde zufrieden zu sein und steckte den Spiegel in die Handtasche zurück. Sie beachtete das parkende Auto nicht, und sie konnte auch die Insassen nicht erkennen, da das Licht der Lampe fast senkrecht auf das Wagendach fiel und den Innenraum in Dunkelheit hüllte.
    »Schau bitte nicht hin!« flüsterte Heinz Marianne zu, als Frau Bauersfeld kaum zwei Schritte vom Wagen entfernt weiterging und auf die Haustür zusteuerte. Sie drückte die Tür auf, tastete innen nach dem Lichtknopf und fand ihn so schnell, als wäre sie hier zu Hause...
    Heinz Herold drehte den Zündschlüssel herum. Der Motor sprang an: »So fahr doch schon!« sagte er ungeduldig.
    Marianne rührte sich nicht.
    »Warum?« fragte sie nach einer kleinen Weile kaum vernehmbar. Ihre lustige, runde Nase sah plötzlich scharf und spitz aus.
    »Weil ich ihr nicht begegnen will!« sagte er hastig. »Mir langen die vierzehn Stunden, die ich heute hinter mir habe. Weiß der Teufel, was sie schon wieder von mir will.«
    Marianne schaltete das Licht ein und ließ den Wagen anrollen. Im Rückspiegel beobachtete sie, daß Frau Bauersfeld das Haus wieder verließ.
    »Wahrscheinlich ist am Wagen wieder irgend etwas nicht in Ordnung«, murmelte er. »Seit der Alte ihn in den Graben gefahren hat, funktioniert die Blinkanlage nicht mehr richtig. Aber ich bin als Fahrlehrer und nicht als Mechaniker engagiert!«
    Marianne fuhr um die nächste Straßenecke und stoppte.
    »Die Reparatur scheint sehr dringend zu sein, Herr Herold«, sagte sie eisig, »ich will Sie nicht länger aufhalten. Frau Bauersfeld wird Sie erwarten. Sie brauchen sich übrigens keine Sorgen zu machen, sie hat weder Sie noch mich gesehen!«
    »Aber Marianne...!«
    »Ich erlaube Ihnen auszusteigen, Herr Herold!« sagte sie mit starrem Gesicht. »Gute Nacht! Hoffentlich handelt es sich bei dem reparaturbedürftigen Wagen nicht um einen älteren Schlitten mit brüchigen Leitungen. Da können Sie womöglich bis zum Morgen suchen, ehe Sie den Fehler finden...«
    »Gute Nacht, Fräulein Schütz«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen, »und bringen Sie Ihre Phantasie so rasch wie möglich in die chemische Reinigung, sie hat es dringend nötig!«
    Er stieg aus und knallte die Tür zu. Marianne wendete und brauste in Richtung Kirst davon.
    »So ein verrücktes Frauenzimmer«, dachte Heinz Herold zornig. Ihn auszuladen, als ob er versucht hätte, ihr die Handtasche zu klauen oder sonst was anzutun. Natürlich war sie der Meinung, daß er mit der Chefin ein Techtelmechtel habe. Und eine dümmere Ausrede als die mit dem reparaturbedürftigen Wagen — an dem tatsächlich seit dem Unfall die Blinkanlage nicht mehr in Ordnung war — hätte er auch nicht erfinden können. Aber was hätte er ihr sonst erzählen sollen? Etwa die Wahrheit?
    Er ging, wütend über Marianne, über sich selbst und über die Chefin, heim. Was, zum Teufel, war ihr eingefallen, ihn so spät am Abend aufzusuchen — und sich vor seiner Haustür auch noch die Lippen anzumalen! Da mußte ja ein Engel auf schwarze Gedanken kommen...
    »Hallo — Herr Herold...!«
    Er war im Begriff, an der Fahrschule vorbeizulaufen. Die Fensterreihe im ersten Stockwerk über dem Büro und dem Unterrichtsraum war dunkel, aber eines von den fünf Fenstern stand offen, und aus ihm beugte sich Frau Bauersfeld auf die Straße herab und rief ihm zu, daß er ins Büro kommen möge. Sekunden später wurde es im Treppenhaus hell, dann flammte auch im Büro das Licht auf, und Frau Bauersfeld öffnete ihm die Haustür.
    »Ich war vor wenigen Minuten bei Ihnen, Herr Herold, meinem Mann geht es schlecht. Ich fürchte, daß er die Nacht nicht überlebt. Er hat vor einer Stunde den zweiten Herzanfall gehabt. Die Ärzte geben mir keine Hoffnung, daß er ihn übersteht.«
    »Oh, das tut mir leid...«
    »Ich habe ihn oft genug gewarnt. Unvernünftiger als er konnte man nicht leben. Verstehen Sie mich nicht falsch — ich habe auf diesen Tag weiß Gott nicht gewartet, aber ich habe das, was jetzt geschehen ist, seit Jahren kommen sehen.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an und drehte sich mit der Zigarette im Mundwinkel zu ihm um. Er senkte vor ihren harten, kühlen Augen den Blick

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