Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
Sie wird vorgeben müssen, dass ihr sie irgendwie ausgetrickst habt. Ich glaube nicht, dass die Frau lange bewusstlos sein wird, also verschwindet ihr jetzt besser.“ Matt warf Carmella noch einen letzten Blick zu. Sie zwinkerte ihm zum Abschied zu. Er lächelte. Er musste zugeben, dass er sie mittlerweile ziemlich gerne mochte.
James, Matt und Beni kauerten neben dem Seitentor, als sie Pearl schreien hörten. James hatte den Torwächter innerhalb von Sekunden abgelenkt und kaltgestellt und schon waren sie draußen.
James musste Beni mit den Nachtsichtlinsen helfen. Matt fand es sehr sinnvoll, ihr auch welche zu geben und war dankbar, dass Pearl und Carmella daran gedacht hatten, ihr welche einzupacken. Er selbst war zu angewidert von ihrem Verhalten gewesen, um sich darum zu kümmern, ob sie welche hatte.
Immerhin war sie ruhig. Oder besser: Sie sprach nicht. Trotzdem klang sie wie ein Elchbulle, der sich durch das Unterholz schlug. Offensichtlich wurde im Kloster keine Auszeichnung für das Anpirschen vergeben.
Als sie die Tankstelle erreichten, wusste Matt sofort, dass etwas nicht stimmte. James betrachtete sie vom Gebüsch aus ein wenig zu lange. Dann stand er plötzlich auf, steckte sich zwei Finger in den Mund und pfiff.
Was zur Hölle sollte das?
Aus einem kleinen Wäldchen im Westen der Tankstelle löste sich ein großer Schatten und trottete auf sie zu.
Es war Miz. Unglaublich wie froh Matt war, sie zu sehen. Und nicht nur, weil sie ihre Sachen tragen konnte. James fiel ihr sogar um den Hals und sie nickte enthusiastisch mit dem Kopf. James wurde davon ein paar Mal getroffen, aber das schien ihm nichts auszumachen.
Mit einer Hand an ihrem Widerrist drehte er sich zu Matt und lächelte ihn breit an. James streckte die Hand aus, zog Matt an sich und sie bildeten einen kleinen Kreis. Es fühlte sich auf beunruhigende Weise wie eine Familienzusammenführung an. Matt wandte sich von James’ strahlendem Lächeln ab und sah Miz schockiert an. War sie dann etwa ihr ... Kind?
Miz knabberte an seiner Hand. Ziemlich fest. Gleichzeitig verteilte sie überall Pferderotz. Das blöde Vieh konnte sich nicht einmal die Nase putzen. Würde sie jemals erwachsen werden?
James drückte ihn an sich, und obwohl Matt voller Pferderotz war und die Situation lächerlich – unwirklich – fand, ließ er es geschehen. Weil ihm bewusst war, dass es zur Zeit nicht viele Dinge gab, die James so glücklich machen konnten. Einfach glücklich, ohne dass irgendein Mist es ihm verdarb. Matt würde alles tun, damit James das öfter erleben konnte.
„Was zur Hölle ist das?“ Benis dünne Stimme zitterte.
Oh Mann.
„Das ist ein Pferd“, sagte James verblüfft.
„Aber was tut es hier?“
„Sie ist unseretwegen hier.“ Eine leichte Betonung auf „sie“.
Anscheinend stammte Beni aus der Stadt. Sie wusste nichts über Pferde. „Du hast fast zehn Jahre lang in einem Kloster im Nirgendwo gelebt. Wie kann es sein, dass du nichts über das Landleben weißt?“ Matt konnte es einfach nicht glauben.
„Ich bin eben nicht rausgegangen. Außer man hat mich dazu gezwungen.“
„Was hast du denn dann gemacht?“
Beni wurde rot oder zumindest wurde ihr Gesicht etwas dunkler. Mit den Nachtsichtlinsen war es schwer zu sagen, welche Farbe sie tatsächlich annahm. Sie murmelte etwas.
„Was?“
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Ich sagte, ich habe versucht, die Netzsperre zu überlisten und Pornos herunterzuladen. Und ich schätze, ich habe eine Menge herumgeschnüffelt.“
Sogar Miz starrte sie an. Sie war eine ziemlich seltsame Nonne.
„Ich schätze, wir sollten Meldung machen”, sagte James in das Schweigen hinein. Beni stolzierte zu der Wand der verlassenen Tankstelle und lehnte sich in ihrer besten Imitation eines desinteressierten Jugendlichen dagegen.
Sie waren etwas spät dran; es war fast 0000. Lance hob beim ersten Klingeln ab. „Wird aber auch Zeit“, grummelte er.
„Ja wir mussten überstürzt aufbrechen. Wir gehen schon heute Nacht zum Damm.“
„Ich glaube nicht, dass ich das Rendezvous vorverlegen kann.“
„Das brauchst du auch nicht; wir können sowieso nicht versprechen, dass wir es früher schaffen.“ Matt berichtete ihm das Wichtigste. Nachdem Lance damit fertig war, sein Boss zu sein, wurde er zu Grampa und sagte ihm, dass er vorsichtig sein sollte und so weiter und so fort. Als Matt schließlich den Hörer an James weiterreichen konnte, war er erleichtert. Aber das hielt nicht lange
Weitere Kostenlose Bücher