Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
kommunizieren.
„Meine Güte, James. Welcher Jäger verirrt sich so leicht?“
James antwortete nicht. Er hatte endlich Kontakt zu Miz hergestellt und sie trottete davon. Sie sah ein wenig unglücklich aus. Matt wurde plötzlich klar, dass sie sie mehr oder weniger wegschickten, ohne zu wissen, ob und wann sie sie wieder sehen würden.
Mist. Das war irgendwie ... gemein. „Auf Wiedersehen, Miz“, rief er leise. „Hoffentlich sehr bald.“ Sie hielt an und drehte sich kurz zu ihm um. Er hätte schwören können, dass es so aussah, als ob sie ihn mochte. Dann ging sie wieder los, wobei sie etwas mehr ging und weniger trottete.
„Das war nett, Matty“, sagte James in sein Ohr und erschreckte ihn wieder.
Verdammtes, ständig angeschaltetes Mikro.
Als James ihren Treffpunkt erreichte – er kam von flussabwärts, wo es weniger Sichtschutz für seinen Verfolger gab – hatte Matt sich von Kopf bis Fuß in einen Schlafsack gewickelt.
Matt hörte wie James sich ziemlich unsanft neben seinem Kopf auf den Boden niederließ. Was zur Hölle? James hob eine Ecke des Schlafsacks und musterte Matt ängstlich. Hatte er sich etwa Sorgen gemacht?
Einen kurzen Moment lang dachte Matt, James würde ihm den Schlafsack herunterreißen und sein Gesicht freilegen. Matt hatte sich seit Tagen nicht rasiert und seine letzte Ultraschallrasur war zwei Monate her. Er war sich nicht sicher, ob er so als James’ Ehefrau durchgehen würde.
Natürlich könnte James eine sehr haarige Ehefrau haben.
James entspannte sich fast sofort und riss sich zusammen. Dann schenkte er Matt sein überwältigendes Lächeln. „Hallo, Matilda?“ Seine Stimme war laut.
„Was?“ Was war denn jetzt los?
„Das ist dein Name.“ Er flüsterte jetzt. Der Verfolger war offensichtlich nur noch wenige Meter entfernt. James’ Lächeln hatte sich gelegt und war jetzt nur noch ein hochgezogener Mundwinkel. Er schien sich köstlich zu amüsieren.
Matt seufzte. „Ja, leck mich doch am Arsch.“
„Was immer du möchtest, Baby.“ James zwinkerte. Er tat es schon wieder. Fing an zu flirten, sobald sich seine Sorgen in Luft aufgelöst hatten.
Vielleicht hatte er sich tatsächlich um Matt gesorgt.
Matt spürte ein winziges Lächeln auf seinem Gesicht. „James! Ich wusste gar nicht, dass du auf Mädchen stehst“, antwortete er mit leiser, hoher Stimme. Dann murmelte er: „Wie gefällt dir die Matilda-Stimme? Und wer hat diesen Namen ausgesucht? Sogar ich hätte einen besseren aussuchen können.“
„Alles okay, Liebling. Ruh dich ein bisschen aus, während ich zusammenpacke. In ein oder zwei Tagen bist du dein PMS wieder los.“ PMS. Wie nett.
James’ Verfolger war jetzt ziemlich nah. Matt konnte ihn hören. Er war die Böschung hinaufgeklettert und kroch auf dem Bauch am Rand entlang, wobei er winzige Lawinen aus Erde und Steinen auslöste. Matt verdrehte die Augen.
„Danke, Zuckerschnute.“ Matt ließ seine Stimme schwach und atemlos klingen. „Was ist im Kloster passiert?“, fügte er in Gedanken hinzu. James beugte sich über ihn, damit es so aussah, als ob sie kuschelten.
„Alles in Ordnung. Pearl Hessia – Schwester Immaculata – erwartet uns und weiß, dass du verletzt bist. Colonel Viteaux hat sie letzte Nacht kontaktiert. Ich bin ohne Probleme reingekommen, aber die haben meine ID eingelesen. Wenn man uns irgendwie mit diesem Ort in Verbindung bringt, dann kennt die RIA meine neue Identität.“
Es war wahrscheinlich unvermeidlich, das zu riskieren. „Brauchen die von mir auch eine ID?“ Das wäre ein ziemlich großes Problem.
„Ach was. Das hier ist Idaho. Ich bin der Mann und wenn ich sage, dass du du bist, dann bist du du.“ James grinste ihn noch einmal an. Matt würde bald die ersten Gehirnzellen verlieren, wenn James seinen tödlichen Charme nicht etwas herunterschraubte.
James wurde schnell wieder ernst. „Allerdings ist Hessia wegen irgendetwas beunruhigt. Sie hat alles im Griff, da mache ich mir keine Sorgen, aber etwas ist merkwürdig. Vielleicht mache ich sie nervös.“
Bevor Matt James nach Details fragen konnte, hörte er, dass sich jemand näherte. „Ich decke dich jetzt wieder zu. Schwester Immaculata ist hier und sie hat noch einen Gärtner mitgebracht.“
„Was soll das heißen, einen Gärtner?“, fragte Matt, aber James zog ihm statt einer Antwort nur den Schlafsack über den Kopf. Auch gut. Er würde es spätestens im Kloster herausfinden.
D IE „Gärtner” waren die Miliz des Vatikans. Sie
Weitere Kostenlose Bücher