Ackerbau und Unzucht
ein Auge auf sie haben
kann. Vielleicht im Apartment meiner Sekretärin.«
»Das liegt ganz bei Ihnen. Wie
ich schon sagte, ich bin bereit, für alle Unkosten aufzukommen, Geld spielt
keine Rolle. Übrigens, wie war es auf der Farm?«
Ich gab ihr eine leicht
zensurierte Darstellung der Ereignisse. Die Geschichte mit Sweet William und der Leiche im Schweinekoben ließ ich aus, die sollte ihr jemand anderes
erzählen.
»Pete ist ein brutaler Strolch
und von meinem Vater als Wächter und Rausschmeißer engagiert«, sagte sie, als
ich meinen Bericht beendet und endlich die Chance hatte, einen Schluck zu mir
zu nehmen. »Ich wußte von Anfang an, daß mehr hinter dieser
Haushälterin-Gouvernanten-Geschichte steckte, die Vater uns auftischte. Wie dem
auch sei, Clemmie ist jetzt aus ihren Klauen, und ich verlasse mich auf Sie,
daß das auch so bleibt, Mr. Boyd.«
Sie öffnete die Handtasche und
reichte mir den gefalteten Scheck. »Da sind die zweitausend Dollar, wie
ausgemacht. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie mehr brauchen.
Selbstverständlich entschädige ich Sie auch für die Zeit, die Sie für den Fall
aufwenden.«
»Einverstanden«, erwiderte ich
lässig. Ich betrachtete sie wohlgefällig. »Das Kleid ist hübsch«, sagte ich
anerkennend. »Ihr Busen auch. In der Lederjacke gestern kam er gar nicht so zur
Geltung.«
Sie setzte wieder die mir schon
so vertraute hochnäsige Miene auf. »Kritzeln Sie Ihre Obszönitäten an gewisse
Wände, Mr. Boyd, da gehören sie nämlich hin. Falls Sie mir nichts mehr zur
Sache zu berichten haben, gehe ich. Ich habe mich ohnehin verspätet.«
Ich zündete mir eine Zigarette
an und überlegte, wie es möglich war, daß sie und Clemmie dem gleichen Stall
entstammten.
»Ist man Ihnen heute wieder
gefolgt?« fragte ich.
»Ich glaube nicht. Warum?«
»Sie hatten recht. Gestern hat
man Sie beschattet. Der Anwalt Ihres Vaters, ein Mr. Houston, suchte mich
anschließend in meinem Büro auf. Er wußte über alles Bescheid, einschließlich
der Tatsache, wieviel Gin ich getrunken hatte,
während wir uns hier unterhielten.«
»Was wollte er?« fragte sie
gespannt.
»Daß ich die Arbeit für Sie
niederlege. Er bot mir tausend Dollar dafür.«
»So weit geht er also schon!
Ich danke Ihnen für Ihre Aufrichtigkeit und für Ihre Loyalität, Mr. Boyd.«
»Die Loyalität beruht auf dem
Honorar«, erwiderte ich ehrlich. »Ich kann doch noch bis zwei zählen: tausend
gegen zweitausend. Übrigens, hat Philip sich in der Zwischenzeit gemeldet?«
»Ich habe weder von ihm gehört
noch ihn gesehen. Gottlob ist jetzt wenigstens Clemmie in Sicherheit.«
Mein Glas war leer, und ich
bestellte einen zweiten Gin. Noch immer war Marthas Whisky unberührt.
»Sie sind also überzeugt, daß
Philip etwas zugestoßen ist. Mich haben Sie beauftragt, daß ich mich um Clemmie
kümmere, doch was ist mit Ihnen? Sie schweben in der gleichen Gefahr.«
»Ja«, sagte sie nach einer
langen Pause. »Da mögen Sie recht haben. Aber ich glaube, daß ich hier in New
York sicher bin; nur die Farm ist gefährlich, sie liegt so einsam und weitab
von allen Menschen. Vater weiß nun auch, daß Sie für mich arbeiten, und Clemmie
ist seinem Zugriff entzogen; da habe ich wohl nichts mehr zu befürchten, meinen
Sie nicht auch?«
»Das klingt logisch«, gab ich
zu. »Vergessen Sie aber nicht, ein Mörder — oder ein potentieller Mörder — hat
eine andere Logik. Er denkt nicht unbedingt wie Sie oder ich. Haben Sie einen
guten Rechtsanwalt, der sich um die Erbschaft kümmert?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.
Houston vertritt unsere Familie, und vorläufig kann ich gar nichts unternehmen;
jedenfalls so lange nicht erwiesen ist, daß Vater das Geld wirklich veruntreut hat.«
»Sie können das nicht beweisen?
Sie vermuten es nur?«
Sie nickte kurz. »So ist es. Im
Augenblick kann ich auf legalem Wege nichts erreichen — und es würde Vater nur
außer sich bringen.« Sie schauderte. »Sie kennen meinen Vater nicht, er ist ein
außerordentlich willensstarker und eigensinniger Mann. Es ist nicht ratsam, ihn
herauszufordern.«
»Was ist mit diesem Houston?
Glauben Sie, daß er seine Hände mit im Spiel hat?«
»Ich weiß nicht. Es ist
natürlich möglich, aber mein Vater hat die alleinige Vollmacht über die
Erbschaft.«
»Tja, dann können wir wohl im
Augenblick nicht mehr unternehmen«, sagte ich mit einem Achselzucken. »Das
Wichtigste ist jetzt, Clemmie weit vom Schuß zu halten.«
»Stimmt«, erwiderte sie
Weitere Kostenlose Bücher