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Ackerbau und Unzucht

Ackerbau und Unzucht

Titel: Ackerbau und Unzucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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vor Hazeltons Wohnung zu erwarten und mir das Mädchen
heldenhaft zurückzuerobern. Im Geiste sah ich mich mit Tolvar abrechnen und die
entzückte Clemmie in meinen Wagen zerren, während der alte Hazelton kreischte:
»Entführer!«
    Der junge Morgen aber hatte
anderes mit mir vor. Als ich aufwachte, war es bereits zehn, das hieß, daß
Clemmie bereits seit einer halben Stunde auf dem Weg zur Farm war.
    Meine Beulen hatten sich über
Nacht blau verfärbt, und mein Gesicht war geschwollen. Gottlob waren die Nierenschmerzen
besser geworden. Als ich endlich angezogen war und bereit, den Tag zu beginnen,
war es halb elf. Das erschien mir eine zivile Zeit, der Wohnung am Beekman Place einen Besuch abzustatten.
    Ein Mann im dunklen Anzug
öffnete die Tür und musterte mich, als sei ich ein Versehen, als hätte er so
etwas wie mich nicht bestellt.
    »Bitte, Sir?« fragte er
zweifelnd.
    »Ich möchte Mr. Hazelton
sprechen.«
    »Werden Sie erwartet?«
    »Ich bin ja kein
Gedankenleser«, erwiderte ich gereizt. »Sagen Sie ihm, Boyd ist hier, Danny
Boyd.«
    Er schüttelte bedächtig den
Kopf. »Wirklich, Sir, ich fürchte, Mr. Hazelton empfängt nicht ohne Anmeldung.«
    »Wie wollen Sie das wissen,
wenn Sie ihn nicht fragen?« Allmählich riß mir die Geduld.
    Er wollte mir die Tür vor der
Nase zuschlagen, da packte ich ihn bei der Jacke, hob ihn hoch und trug ihn
vorsichtig in die Diele hinein; dort stellte ich ihn wieder auf den Boden.
Ordentlich schloß ich die Korridortür hinter mir und lehnte mich dagegen.
    »Nun sagen Sie es ihm endlich«,
fauchte ich. »Oder schulden Sie ihm Geld, daß Sie sich nicht vor seine Augen
trauen?«
    »Ich...«, stammelte er,
zitternd am ganzen Leibe.
    »Harris, was gibt es?« rief
eine Stimme aus dem Innern der Wohnung.
    »Sir!« Harris’ Stimme war eine
Oktave höher als gewöhnlich. »Sir, ein Mr. Boyd möchte Sie sprechen.«
    »Boyd!« Er spuckte meinen
schönen Namen aus, als sei es eine Verbalinjurie. »Was, zum Teufel...«
    Mit diesen Worten erschien Mr.
Hazelton in voller Lebensgröße in der Diele, ein gutgepolsterter Mann in
aufrechter Haltung, dem nur wenig Haare geblieben waren.
    Unter der Nase sträubte sich
ein graumelierter Schnurrbart.
    »Verschwinden Sie!« rief er
böse. »Oder ich rufe die Polizei.«
    »Wenn Sie unbedingt
telefonieren müssen, warum nicht mit der Vermißtenzentrale ?
Oder genieren Sie sich, die Leute wegen Ihres Sohnes zu behelligen?«
    »Philip?« fragte er überrascht.
»Was ist mit Philip?«
    »Sind Sie Galbraith Hazelton?«
erkundigte ich mich höflich.
    »Natürlich«, sagte er
ungeduldig. »Beantworten Sie gefälligst meine Frage.«
    »Seit Sonntag
nacht hat ihn niemand mehr gesehen. Zuletzt hat er Schweine gefüttert.«
    Er starrte mich eine ganze
Weile nachdenklich an, dann wandte er sich an seinen Diener. »Schon gut,
Harris, Sie können gehen. Ich läute, wenn ich Sie benötige.«
    »Jawohl, Sir.« Harris atmete
erleichtert auf und glitt geräuschlos davon.
    »Treten Sie ein, Boyd«, sagte
Hazelton. »Würden Sie mir wohl den Sinn Ihrer Bemerkung erklären?«
    Das Wohnzimmer war ein riesiger
Raum mit weißem Marmorkamin und einem Mobiliar, das schäbig genug war, um echt
antik zu sein.
    »Ich habe nicht viel Zeit«,
bellte mich Hazelton plötzlich an. »Ich wünsche überhaupt nicht, mich mit
Leuten Ihres Schlages zu unterhalten. Also, was soll diese Bemerkung über
Philip? Machen Sie es kurz und gehen Sie dann.«
    Ich zündete mir ruhig eine
Zigarette an und schnippte das Zündholz in den blütenreinen Kamin.
    »Wie ich schon sagte: Seit
Sonntag abend auf der Farm hat niemand Ihren Sohn gesehen. Wo ist er?«
    »Das ist doch wohl seine Sache.
Er ist ja schließlich kein Kind mehr. Worauf wollen Sie hinaus, Boyd? Houston
hat mir gestern schon Vorwürfe gemacht, daß ich zu milde mit Ihnen verfahren
bin, und jetzt bin ich geneigt, ihm recht zu geben. Zuerst war es Martha, dann
Clemmie, und nun wollen Sie sich auch noch in die Angelegenheiten meines Sohnes
mischen.«
    »Martha hat mich engagiert,
damit ich ihre Interessen vertrete — und auch die ihrer Schwester«, sagte ich
sehr ruhig. »Und das allein bemühe ich mich zu tun. Ich bin überzeugt, daß
Philip etwas zugestoßen ist. Ihrer Reaktion muß ich allerdings entnehmen, daß
es Ihnen gleichgültig ist. Oder wissen Sie bereits alles, weil Sie es selbst
verursacht haben?«
    In Hazelton kochte es. Sein
Schnurrbart zuckte mit den buschigen Augenbrauen um die Wette. Ich erwartete, daß
er jeden

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