Ackermann tanzt
heulende Elend überkommt, du kannst jederzeit bei mir einsteigen. Ich habe mehr Aufträge, als ich bewältigen kann, und du wärest genau der Richtige. Ich kenne deine Qualitäten.«
»Ach was«, Heinrichs winkte verlegen ab. »Du hast doch Baldwin.«
»Von wegen! Daniel weigert sich inzwischen strikt, mitzuarbeiten. Ihr wisst, wie stolz er darauf ist, Butler zu sein, und etwas anderes interessiert ihn nicht. Seit einigen Wochen droht er mir jedes Mal mit Kündigung, wenn er mir mal zur Hand gehen soll.«
Van Appeldorn hatte sich vorbereitet. Ohne die Spur eines Gefühls schilderte er in Einzelheiten, welche Delikte Gregor begangen hatte, aber Weller blieb absolut unbeeindruckt. Nichts anderes hatten sie erwartet.
»Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich diesen völlig aus der Luft gegriffenen Gerüchten Glauben schenke?«
»Nun, das ist Ihr Problem, Herr Weller. Damit werden sich jetzt andere Stellen beschäftigen, nicht wir.«
»Wollen Sie mir drohen?«
»Nichts liegt mir ferner. Aber zurück zu Ihrer Anzeige. Wir haben zwar inzwischen einiges über die kriminelle Energie Ihres Sohnes erfahren ...«
Weller schnappte nach Luft. »Das ist eine unzulässige Unterstellung, gegen die ich mich aufs Schärfste verwehre und gegen die ich vorgehen werde. Sie sind mein Zeuge!«
»Wie? Wat? Haben Se wat zu mir gesacht?« Ackermann guckte harmlos. »Ich habbet schon länger mit de Ohren. Schlimm, wirklich.«
»... Ihres Sohnes erfahren«, setzte van Appeldorn wieder ein. »Zum tätlichen Angriff auf Gregor haben wir bisher allerdings keine neuen Erkenntnisse. Es ist absolut unerlässlich, dass wir noch einmal allein mit ihm sprechen.«
Weller schnaubte abfällig und stand auf. »Sie glauben doch wohl nicht, dass ich meinen Sohn ungeschützt Ihrer Inkompetenz aussetze! Danke, meine ... Herren.«
»Augenblick noch.« Van Appeldorn lächelte verbindlich. »Bedeutet das, dass Sie Ihre Anzeige zurückziehen?«
»Als ob dat ’n Unterschied macht«, knurrte Ackermann missmutig.
Es war ein warmer Tag gewesen, aber dann war ein Gewitter losgebrochen und hatte den Regen zurückgebracht. Gott sei Dank, sonst säßen die Nachbarn bestimmt alle auf der Terrasse oder im Garten. Schließlich war Freitag.
Seit fast zwei Stunden drückten sie sich schon in der Gegend herum und warteten darauf, dass es dunkel wurde.
Im Nachbarhaus gingen die Lampen an und jemand ließ die Rollläden runter.
Björn Giltjes fing langsam an zu frieren. Kaufmann hatte ihn zur Sau gemacht, weil sein Nato-Shirt zu hell wäre und man ihn im Dunklen zu gut sehen könnte, aber jetzt war das Scheißteil klatschnass und dunkel und bestimmt nicht mehr zu sehen.
Kaufmann schmiss die Zigarette weg und stieß ihn an. »Los!«
Geduckt jagten sie die Einfahrt hoch und quetschten sich durch eine Lücke zwischen der Garage und der Hecke. Giltjes schrabbte mit den Ellbogen an der verputzten Wand lang. Tränen schossen ihm in die Augen, aber er gab keinen Mucks von sich.
Sie waren jetzt im Garten hinter dem Haus und pressten sich japsend gegen die Hecke. Alles blieb still und dunkel. »Weiter!«, befahl Kaufmann. »Auf den Baum und rüber aufs Dach.«
Giltjes hatte keine Angst vorm Klettern, aber die Lücke zwischen dem Baum und dem Flachdach war verdammt groß.
»Willst du da rüberspringen, oder was? Du spinnst doch!«
»Hast du drauf, Alter«, zischte Kaufmann und war schon auf dem Baum.
Es ging leichter, als sie gedacht hatten, aber der Kies spritzte auf und pladderte auf das Dach zurück, als sie landeten. Giltjes schmiss sich flach auf den Bauch und rührte sich nicht. Auch Kaufmann wartete einen Moment, dann zog er Kombizange und Schraubenzieher aus dem Hosenbund und robbte rüber zur Glaskuppel, die sich mitten auf dem Dach befand.
»Giltjes, hau rein, tu die Lampe rüber!«
Er gehorchte. Kaufmann fing an, das Fensterschloss zu bearbeiten. »Auch nicht schwerer als bei ’nem Fahrrad. Jacqui sagt, die haben alles: Video, Kamera, sogar ’n CD-Brenner.«
»Ja, klar! Und wie sollen wir das alles wegkriegen?«
»Piss dich mal nicht an. Das mach’ ich schon. Außerdem haben die Schmuck, und wo die Kohle liegt, weiß ich auch. So, jetzt hab ich’s.«
Andy Kaufmann richtete sich ein wenig auf und sah sich um. Alles ruhig. Leise öffnete er das Oberlicht. »Leuchte mal runter ... Boah, cool! Guck mal!« Direkt unter dem Lichtschacht stand ein Sofa. Sie mussten sich nur fallen lassen.
Es roch komisch.
»Boah, was für ’n Mief! Das stinkt
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