Ackermann tanzt
Günther Breitenegger, wat immer dein bester Freund war. Un’ ich glaub, du has’ wohl danach am allermeisten gelitten, wie dem Günther dat passiert is’. Aber has’ du etwa schlappgemacht? Nee! Weil du nämlich durch un’ durch Profi bis’, aber Profi mit Herz.«
An dieser Stelle fing Walter Heinrichs an zu weinen und ein paar Minuten später hatten auch diverse andere Leute ihre Taschentücher herausgeholt.
»Aber zu dem, wat in euerm kleinen Team die ganzen Jahre so wunderbar gelaufen is’ un’ warum dat so war, da sacht dir jetz’ der Norbert wat zu«, schloss Ackermann mit brüchiger Stimme, zog ein zerknautschtes Tempo aus der Hose und schnäuzte sich die Nase.
Van Appeldorn hatte schon die ganze Zeit das Gefühl gehabt, jemand habe ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, und jetzt hatte er plötzlich Schweißperlen auf der Oberlippe. Er drehte sich zur Meinhard um, die hinter ihm an der Wand stand und einen schmalen Mund machte. Dann sah er Walters Gesicht und wusste, er hatte keine Wahl.
»Lieber Walter!« Mit Mühe unterdrückte er ein Räuspern. »Du weißt, Helmut kann so etwas viel besser als ich, deshalb machen wir es auch ganz kurz: Ich weiß überhaupt nicht, wie es ohne dich werden soll. Wir alle werden dich sehr vermissen. Ich werde dich vermissen ...« War ihm in den letzten zwanzig Jahren jemals so heiß geworden?
Aber da stupste Ackermann ihn schon an, schob ihn rüber zu Heinrichs und startete das große Händeschütteln und Schulterklopfen. »Jetz’ bis’ du aber dran, Walter«, drängte er.
»Ich kann nicht. Ich fange sofort an zu heulen.«
Die Chefin brachte ihn erst gar nicht in die Verlegenheit, sie hatte endlich das Ruder wieder in der Hand. »Ist es nicht wundervoll, wenn man solche Kollegen hat? Und von all diesen Kollegen, Herr Heinrichs, möchte ich Ihnen jetzt ein Geschenk überreichen. Wir haben uns gedacht, wir schenken Ihnen etwas, das einerseits der Erholung von uns dient und andererseits eine Einstimmung auf Ihre neue Lebenssituation ist: Für Sie, Herr Heinrichs, und Ihre ganze Familie eine Woche Centerparc in Heijderbos!«
Heinrichs verschluckte sich und konnte nicht mehr aufhören zu husten, Ackermann lachte laut und herzhaft. Die Chefin schaute irritiert von einem zum anderen.
»Ich glaub et einfach nich’!«, prustete Ackermann.
»Waren Sie schon ma’ mit fünf Kindern im Schwimmbad? Un’ sei et auch bloß für zwei Stunden?«
Charlotte Meinhard lächelte tapfer, aber sie konnte ihre Verwirrung nicht verbergen. Inzwischen lachte der ganze Saal.
Schließlich besann sie sich. »Dies ist selbstverständlich nur ein Gutschein. Und natürlich können Sie ihn jederzeit gegen ein Geschenk Ihrer Wahl eintauschen.«
Heinrichs guckte ein wenig reumütig. »Och, so ein Wochenende im Luxushotel, nur meine Frau und ich, das wäre schön. Und dann natürlich für die Zeit ein kostenloser Babysitter für unsere ganze Blase ...«
»Oder wie wäre es mit einer Kutterfahrt auf dem Ijsselmeer?«, erklang eine tiefe Stimme vom Eingang her.
»Wim! Dass du daran gedacht hast!« Heinrichs kamen schon wieder die Tränen. Mit ausgebreiteten Armen ging er auf den auffallend gut gekleideten Mann zu, der gerade verschiedene Päckchen und Pakete auf dem Tisch neben der Tür ablegte. Wim Lowenstijn, Spross einer deutsch-holländischen Familie, war früher einmal Kollege bei der recherche in Nijmegen gewesen und hatte öfter mit dem K 1 zusammengearbeitet. Aber dann war sein Vater verstorben und hatte ihm ein millionenschweres Tabakimperium hinterlassen. Inzwischen lebte Lowenstijn zusammen mit einem englischen Butler, einer Köchin und einer Hauswirtschafterin in einer Villa in Hochelten und hatte sich, zum Zeitvertreib, auf Privatermittlungen verlegt.
Er umarmte Heinrichs herzlich und klopfte ihm auf den Rücken. »Ach, alter Freund, wie könnte ich wohl deinen Abschied vergessen? Der liegt mir schon seit Wochen im Magen. Hoffentlich weiß deine Truppe hier, wen sie da ziehen lässt!« Dann strich er die rostbraunen Locken aus der Stirn und lachte. »Außerdem muss sich ja einer darum kümmern, dass du dich in Zukunft nicht langweilst.« Er zeigte auf seine Pakete.
Ackermann wieherte schon wieder. »Dat sieht ja aus wie ’ne Angelausrüstung. Un’ so wat bei ’nem Wibbelstert wie unsern Walter!«
Heinrichs schluckte ein paar Mal und wickelte dann mit glänzenden Augen die Geschenke aus.
»Und noch etwas«, meinte Lowenstijn. »Falls dich doch irgendwann das
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