Ackermann tanzt
wie bei uns im Hausflur«, meinte auch Kaufmann. »Vielleicht weil die so viele Hunde haben.«
Den Fernsehapparat entdeckten sie sofort, Großbildschirm, darunter stand der Videorecorder. Giltjes stöpselte ihn aus. »Wo sollen wir den denn verticken?«
»Ich kenne einen, der kennt da einen in Nimwegen. Los, lass uns erst mal den Schotter suchen.«
Aber da hatten sie kein Glück. In der Schublade, von der Andys Schwester erzählt hatte, lagen nur alte Briefe. In der Küche fanden sie in einer Tasse ein bisschen Kleingeld.
»Der Schmuck soll unten im Keller sein. In einem Einmachkessel versteckt, sagt Jacqui.«
»Was ist denn ein Einmachkessel?«
»Kein Plan, weiß ich doch nicht!«, fuhr Kaufmann ihn an.
Ein komisches Haus war das. Die Kellertreppe ging mitten im Wohnzimmer runter und das daneben war wohl ein Kamin, bloß war der voll mit getrockneten Blumen. Auf der zweiten Treppenstufe lag ein dicker Hundehaufen.
Giltjes schob sich daran vorbei und stieß dabei gegen den Lichtschalter. Im Keller wurde es strahlend hell.
»Du Idiot!«, rief Kaufmann.
Giltjes fuhr zu ihm herum und da sah er sie: drei schwarze, vermummte Gestalten, noch eine ließ sich vom Dach herabfallen, noch eine.
»Ihr mieses Verbrecherpack«, sagte die erste Gestalt mit stahlharter Stimme und setzte sich in Bewegung. Da erst merkte Giltjes, dass er selbst es war, der die ganze Zeit schrie.
Er stürzte die letzten Stufen hinunter, sah die Tür nach draußen. Der Schlüssel steckte. Er ließ sich drehen. Die Tür sprang auf.
Giltjes schaute sich noch einmal um. »Andy!«, schrie er. »Andy!«
Kaufmann war auf der Treppe, aber eine schwarze Gestalt griff nach ihm. Eine zweite trat mitten in den Hundehaufen und rutschte weg. Auch Kaufmann fiel.
Die erste Gestalt kam die Treppe runtergerannt. Björn Giltjes stolperte in den Garten hinaus. Da war ein Holzstapel, da war der Zaun zum Nachbargrundstück.
Als er die Stimme hinter sich hörte – »Wir kriegen dich, Giltjes, verlass dich drauf!« – schaffte er das Hindernis mit einem einzigen Sprung und lief den Berg hinunter. Seine Lungen brannten wie Feuer, aber er lief, lief, bis er das Blut in seinen Ohren rauschen hörte. Dann blieb er stehen und sah sich um. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Lieber Gott, lieber, lieber Gott, es gab sie also tatsächlich! Und sie kannten ihn!
Das Telefon auf der Wache klingelte zu Flintrops absoluter Lieblingszeit, halb drei, da hatte er immer seinen toten Punkt. Es war gut, dass heute die letzte Nacht war. Seit einiger Zeit fielen ihm die Nachtdienste schwerer, er war müde und manchmal war er tagsüber total aufgedreht. Doch angeblich war das normal. Seine Frau hatte im Fernsehen gehört, dass Schichtdienst einen auf die Dauer fertig machte. Obwohl, morgens konnte er immer noch schlafen wie ein Sack – bis in die Puppen. Und wenn Mia heute wieder mit dem Rasen anfing, der gemäht werden musste, dann würde aber was los sein!
»Ja!«, bellte er ins Telefon.
Es war Vinck, der Wirt von der Kneipe in der Ackerstraße. Sie waren im selben Schützenverein.
»Schick mir mal ein paar von euren Jungs rüber. Ich hab hier einen, den ich nicht loswerde.«
»Randaliert der?«
»So könnte man es nennen. Ich brauche auf jeden Fall eure Hilfe.«
»Alles klar, ich schick dir die Jungs. Dann mach’s gut, Ernst. Bis demnächst.«
Auch Schuster und Schumacher waren nicht gerade begeistert, als Flintrops Ruf kam. Sie wollten gerade ihre Nachtdienstwoche mit der neuen Septemberausgabe vom Playboy ausklingen lassen und hatten sich auf den Parkplatz am Schweizerhaus zurückgezogen.
Schumacher maulte herum, aber dann startete er doch den Wagen. »Ackerstraße? Welche ist das noch mal? Ich verwechsele die immer.«
»Meine Güte, nach anderthalb Jahren müsstest du so langsam den Stadtplan im Kopf haben, wirklich!«
»Hör doch auf«, schmollte Schumacher. »In Düsseldorf kannst du mir die Augen verbinden und ich finde trotzdem jede Straße. Egal, ob das in Eller ist oder in Oberbilk.«
»An der Ampel links und dann die zweite rechts. Lott jonn!«
Die Außenbeleuchtung an der Kneipe war schon abgeschaltet, aber die Tür war noch nicht verschlossen.
Ernst Vinck stand missmutig hinter dem Tresen und spülte Biergläser. Auf einem Barhocker saß ein Mann und heulte Rotz und Wasser. »Ich bin ein Schwein ... ein verlogenes altes Schwein ... der letzte Dreck ...«
»’n Abend!« Schuster machte auf forsch. »Was gibt’s?«
Vinck schlug sich das
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