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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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Man hatte sich gar nicht getraut, was anderes anzuziehen.
    Hee, das war ja wohl eine affenscharfe Scheibe! Credence Clearwater, seine geliebten CCR, Mensch! Jetzt hielt ihn nichts mehr.
    »Oh Gott«, rief Nadine. »Mein Vater tanzt!«
    »Ja und?«, meinte Frauke. »Lass ihn doch.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Tanzfläche besser sehen zu können, und dann wusste sie, warum ihre Freundin sich so gequält anhörte.
    Ackermann stand mitten auf dem Parkett, das rechte Bein gestreckt, das linke leicht gebeugt, beide Arme angewinkelt und bewegte nur die linke Hand im Rhythmus der Musik ungefähr drei Zentimeter auf und ab. Die Augen hatte er geschlossen, und wenn es mit ihm durchging, schnippte er einmal mit den Fingern und stöhnte: »Oh yeah!«
    Ein professioneller Breakdancer hätte nicht mehr Aufmerksamkeit erregen können. Um ihn herum hatten sich die Tänzer zurückgezogen und staunten ihn an, aber davon merkte Ackermann nichts, denn auch das nächste Stück riss ihn mit: Born to be wild.
    Erste Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn. »Oh yeah, yeah, yeah!«
    Plötzlich schlug er die Augen auf – irgendwo war Unruhe entstanden. Er spürte es mehr, als dass er es hörte.
    Gar nicht weit von ihm, gleich bei den Boxen gab es eine Rangelei. Mit einem Satz war Ackermann von der Tanzfläche gesprungen und hatte sich ins Getümmel gestürzt, aber als er sich endlich durchgedrängelt hatte, war offenbar schon alles vorbei. Einer der Jungen mit dem HJ-Haarschnitt lag im Sand und krümmte sich. Er blutete aus der Nase und fluchte laut. Ein zweiter versuchte, ihn an den Armen hochzuziehen. Die Leute, die drum herum standen, guckten nur.
    »Boah ej, wo ist der Wichser?« Der Verletzte war hochgekommen, schwankte noch, blieb aber auf den Beinen. »Ich mach den alle! Ich mach den kaputt!« Dann spuckte er einen Schwall Blut aus und befingerte seine Zähne.
    »Alles in Ordnung?« Ackermann legte ihm den Arm um die Schulter.
    Der Junge wich zurück. »Ej, Hammer! Wer ist der denn? Was saugt der mich denn an?«
    Die Umstehenden raunten Zustimmung.
    »Nu’ mach dir ma’ nich’ ins Hemd. Ich wollt bloß helfen.« Ackermann lächelte beruhigend, zückte sein Portemonnaie und drückte dem anderen Jungen einen Zwanzigmarkschein in die Hand. »Da, geh ma’ ’ne Runde Bier holen, dat dein Freund hier wieder auf de Beine kommt. Über sechzehn seid er doch wohl?«
    Der Jugendliche stutzte. »’türlich«, nickte er dann, griff sich den Geldschein und verschwand schnell. Die Zuschauer verloren das Interesse.
    »Hier!« Ackermann hielt dem Verletzten sein Taschentuch hin. Der zögerte erst, nahm es dann aber doch und wischte sich das Blut von Nase und Mund.
    »Am Kinn is’ auch no’ wat.« Ackermann nahm ihm das Tuch weg. »Spuck ma’ drauf.« Dann wischte er behutsam die Blutspuren ab.
    »Jetz’ erzähl ma’. Wat is’ eigentlich passiert?«
    Der Junge geriet sofort wieder in Rage. »Dieser dumme Hurensohn! Weißte, was weiß ich. Saugte mich auf einmal an, meinte, ich hätte mit dem seiner Perle rumgeleckt. Dämlicher Spasti! Auf einmal gibt der mir eine. Kein Plan, warum.«
    »Der Hammer überhaupt!« Sein Freund war mit drei großen Bechern Bier zurückgekommen. »Die dumme Fotze macht doch mit jedem rum, wenn die dicht ist.«
    Ackermann nahm ihm einen Becher ab und trank ihn in einem Zug aus. Die beiden guckten ihn an. »Ihre Kohle«, meinte der Freund, »hier.«
    »Lass stecken. Kannste gleich noch ’ne Runde für holen. Hab ich dat richtich? Ihr kennt dat Arsch, dat dich vertrimmt hat?«
    »’türlich. Das ist voll der Spasti. Wenn ich den irgendwann mal krieg’, den mach ich kaputt.«
    »Komm, trink ers’ ma’. Dann kommste wieder runter. Also, ich an deiner Stelle würd’ den Typ sofort anzeigen, wegen Körperverletzung. Ich mein, wenn de den schonn kennst. Und Zeugen haste auch.«
    Der Junge riss zuerst ungläubig die Augen auf, dann verzog er abfällig den Mund und tippte sich an die Stirn.
    »Boah, ich schwör, ej!«, rief sein Freund. »Tu mal normal. Wie bist du denn drauf? Ich bin doch nicht bescheuert! Anzeigen! Hammer, ej! Dann kommt der mit vierzig Mann und fickt mich voll im Arsch.«
    »Blödsinn! Die Bullen sorgen schon dafür, dat euch nix passiert. Die kassieren den Kerl ers’ ma’ ein, un’ dann kriegt der gehörig einen auf den Sack.«
    »Er mal abgehen, schnallste voll nicht ab! Einkassieren! Nach einer Stunde rennt der sowieso wieder rum. Bastard!«
    »Versteh ich dat

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