Ackermann tanzt
in Aussicht.«
»Bin ich hier im Kindergarten, oder was?«, motzte Bobo. »So ein Bockmist! Für Ordnung sorgen. Ich lach mich schlapp. Da ist immer noch der Krieg mit den Russen. Das sind zähe Schweine. Das ist noch lange nicht am End.«
»Von wegen Todesschwadron«, rief Killer. »Das kannst du von denen sagen, nicht von uns. Die wollen töten, Mann. Es wird langsam Zeit, dass wir endlich Waffen kriegen.«
»Keine Waffen«, sagte Sigi. »Regel Nummer eins.«
»Und was mach ich, wenn so ein dreckiger Kurde sein Messer zieht, hä?«
»Wenn du durchtrainiert bist, hat der sogar mit zwei Messern keine Schnitte gegen dich. Das müsstest du inzwischen gemerkt haben.«
Bobo lachte bitter auf. »Klar doch, und Kugeln prallen einfach an unseren Muskeln ab. Die haben doch alle Knarren.«
»Wer?«
»Die ganzen Ausländerschweine haben Waffen.« Killer sprang auf die Füße. »Die wollen Krieg! Und wenn die Krieg wollen, dann sollen die den auch haben.«
»Setz dich hin und hör sofort auf mit dem Blödsinn«, sagte Sigi streng. »Solche Töne will hier keiner hören.«
»Ja wirklich, du klingst wie der letzte Nazi«, schimpfte Manuela.
»Deutschland den Deutschen!«, brüllte Killer. »Mann, ihr seid vielleicht eine Truppe von Luschen!«
»Halt endlich die Fresse, Killer!« Fu sprang auf.
»Sonst was, ej? Willst du dir eine fangen? Komm, komm doch her, du Pisser!«
»Eine Truppe von Luschen?«, fuhr Sigi dazwischen. »Du kannst ja gehen, Killer. Da ist die Tür. Keiner hält dich auf.«
Killer lachte noch einmal hässlich.
»Doch nicht?«, meinte Sigi. »Dann sei still und setz dich wieder hin. Jetzt noch einmal zum Mitschreiben: Jeder hier in der Gruppe spielt nach denselben Regeln, nämlich nach meinen! Und eine davon heißt: Keine Waffen!«
Killer haute Scotty auf den Rücken. »Selber Nazi, dein Bruder, wa?« Dann drehte er sich zur anderen Seite und flüsterte: »Was meinst du, Bobo, wird Zeit, in den Sack zu hauen. Ich hab gehört, unsere Freunde vom Vlaamsche Blok in Holland suchen immer fitte Leute. Und die wissen wenigstens, was wirklich Sache ist.«
»Halt die Schnauze, Killer, und lass mich in Ruhe.«
12
Schon seit früh um acht bimmelte immer wieder das Telefon. Alle möglichen Zeitungsleser glaubten, Björn Giltjes oder Andreas Kaufmann oder auch beide zusammen gesehen zu haben. Die meisten Anrufe kamen aus dem Kreis, aber es waren auch einige aus Krefeld, Duisburg und Mönchengladbach dabei. Eine Frau wollte Björn am letzten Montag im Zug nach Amsterdam entdeckt haben. Eine andere bestand darauf, dass Andy Kaufmann am vergangenen Sonntag in ihrem Garten Äpfel geklaut hatte. Der Hinweis, dass der Junge zu dem Zeitpunkt bereits tot war, überzeugte sie nicht. »Da täuschen Sie sich aber! Ich hab doch Augen im Kopf.«
Gegen halb zehn hatte Ackermann schon einen beachtlichen Stapel an Notizen vor sich auf dem Schreibtisch liegen. Es würde lange dauern, den Tipps nachzugehen, selbst wenn sie sich auf die glaubwürdigsten Leute beschränkten. Der Stapel vor Norbert van Appeldorn war wesentlich kleiner. Schuld daran waren einige komplizierte Partien Free Cell , die dringend hatten gelöst werden müssen.
Als es klopfte, nahm van Appeldorn nur höchst widerwillig den Blick vom Bildschirm.
Van Gemmern hatte ein ›Herein‹ nicht abgewartet. »Das Blut an der Hauswand stammt von Björn Giltjes.«
»Wie hast du das denn so schnell rausgekriegt?« Van Appeldorn staunte. »Du hattest doch gar keine Vergleichsprobe.«
Van Gemmerns Gesichtsausdruck ähnelte fast einem verschmitzten Grinsen. »Nein, hatte ich nicht, dafür aber eine schmutzige Unterhose von dem Jungen.«
»Un’ wo hatteste die her?« Ackermann legte den Hörer neben das Telefon.
»Von Giltjes’ Vater. Der wäscht netterweise nur sehr unregelmäßig.«
»Gute Arbeit, Klaus, wirklich gut«, lobte van Appeldorn.
Van Gemmern zuckte die Achseln. »Wenn ich Hilfe habe, dann kann ich auch anständig arbeiten.«
»Ach ja, Schumacher, den hatte ich ganz vergessen. Und der soll eine Hilfe sein?«
»Eine große sogar. Er hat mal ein paar Kurse besucht, aber entscheidender ist, dass er Talent hat.«
»Da kannste ma’ gucken.« Ackermann kicherte. »Un’ ich hab den für ’ne Oberpflaume gehalten.«
»Alsdann«, grüßte van Gemmern und verschwand.
»Ja, un’ jetz’?«
»Jetzt wissen wir endlich mit Sicherheit, dass Giltjes bei dem Bruch dabei war.«
»Dat mein ich doch nich’. Ich mein, wat folgert aus der Information? Wat
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