Ackermann tanzt
weder die Hasselter noch der Schnösel vonne Scheunenfeste hat ’n Sicherheitsdienst beauftragt, noch nie.«
»Du meinst ...«, begann van Appeldorn, starrte dann aber nur grübelnd ins Leere.
»Un’ wat auch wichtig sein kann: Diese angeblichen Saalordner haben so wat wie ’ne Uniform an, schwarz, un’ Mützen auffem Kopp, auch schwarz. Die Gesichter kann man nich’ richtig sehen. Un’ da is mir der Gregor Weller eingefallen ...«
Auch Heinrichs, der ja die Sache mit Weller am Rande noch miterlebt hatte, verfiel ins Grübeln. Fast fünf Minuten lang war es still.
»Na, kommt«, meinte er dann, »jetzt lasst uns doch mal zu Ende spinnen, was wir alle so denken. Jemand, der sich in der Szene auskennt und weiß, was geplant ist, gibt der Polizei Hinweise. Könnte es sich um eine einzelne Person handeln?«
»Höchst unwahrscheinlich«, brummte van Appeldorn.
»Ganz bestimmt nicht«, rief Ackermann. »Flintrop hat mir erzählt, dat et immer andere Anrufer sind. Sogar Frauen oder Mädkes.«
»Also eine Gruppe.« Walter Heinrichs nickte zufrieden.
»Ich sehe kein Motiv, versteht ihr!« Van Appeldorn klang nörgelig, aber Heinrichs ging darüber hinweg. »So ungewöhnlich ist das doch nicht: Selbsthilfegruppe, Bürgerwehr, etwas in der Art. Alles schon da gewesen. Erinnerst du dich nicht an die Sache im Rheinland vor ein paar Jahren? Da gab es in einem Nobelviertel eine Einbruchserie und die Bürger fanden, die Polizei kümmere sich zu wenig darum. Also haben sie sich zusammengetan, sich bewaffnet und sind nachts Streife gegangen. Geendet hat das alles damit, dass sie einen harmlosen Zeitungsboten erschossen haben.«
»Aber so was läuft doch nicht unter Jugendlichen«, beharrte van Appeldorn.
»Un’ wieso nich’?«, fragte Ackermann. »Die denken doch auch, dat die Bullen sich ’n Dreck um sie scheren. Da helfen se sich eben selbs’. Zum Beispiel als Ordnertruppe.«
Heinrichs strahlte. »Und dann passt auch der Einbruch ins Muster. Statt uns immer nur Hinweise zu geben, greifen sie selbst durch. Deshalb lassen sie auch das Zeug stehen. Die wollten nichts klauen, die wollten den Einbruch verhindern und den Tätern einen Denkzettel verpassen.«
»Denkzettel«, meinte Ackermann düster. »Ich weiß ga’ nich’, wat du dich so freust.« Er hatte wieder Andy Kaufmann vor Augen, wie er da lag mit seinen dünnen Kinderbeinen. »Un’ Weller is’ ’n Abzieher, deshalb die Strafaktion. Mir wird gruselig.«
»Aber es könnte stimmen«, murmelte van Appeldorn.
»Wenn et stimmt, sind die ganz schön abgebrüht. Andy is’ tot, stand in jede Zeitung. Trotzdem schlagen die in Hasselt wieder zu. Wenn et dieselben sind ...« Ackermann sprang auf, lief zum Fenster und öffnete es weit.
»Das muss doch rauszukriegen sein«, überlegte Heinrichs. »Wenn es ein solches Einsatzkommando gibt, dann muss das unter den Jugendlichen bekannt sein.«
Van Appeldorn fiel plötzlich etwas ein: »Schuster hat nach der Automatengeschichte erzählt, Kaufmann und Giltjes wären über den Friedhof abgehauen und wie um ihr Leben gerannt. Aber als sie gesehen hätten, dass es die Bullen waren, die sie verfolgten, wären sie ganz erleichtert gewesen, hätten sich richtig gefreut.«
»Mir ist schlecht«, raunte Ackermann.
»Und Björn Giltjes hat bei dem Bruch abhauen können«, spann van Appeldorn den Faden weiter, »und verkriecht sich jetzt aus lauter Angst vor ...«
»Oder au’ nich’. Oder wat viel, viel Schlimmeres.«
»Nun reg dich ab, Jupp«, sagte Heinrichs streng. »Ich würde sagen, wir haben eine erstklassige Arbeitshypothese. Ihr müsst nur noch loslaufen und rumfragen. Am besten, ihr fangt bei euren Kindern an. Fragt die erst mal aus, das ist der einfachste Weg. Und dann Discos, Jugendheime, Sozialarbeiter, von mir aus auch die von der Drogenberatung, eben alle, die irgendwo mit Jugendlichen zu tun haben. Hach, am liebsten würde ich ...«
»Du gehst angeln!« Van Appeldorn bremste den Höhenflug recht barsch.
»Un’ ich geh tanzen«, murmelte Ackermann.
Van Appeldorn war froh, dass Ackermann kurz darauf wegen einer alten Betrugsgeschichte noch einmal zur Chefin gerufen wurde und Heinrichs sich dann auch bald verabschiedete. Er brauchte ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Fragt eure Kinder aus, das ist der einfachste Weg. Guter Witz! Wie sollte er an Anna herankommen? Seit der hässlichen Szene am Freitag hatten sie kaum drei Worte miteinander gewechselt.
Mit Marion hatte er sich schon am nächsten Morgen
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