Acornas Heimkehr
alle viere niedergekauert und eine Lauerstellung eingenommen hatte, wobei sein Hinterteil vor mühsam unterdrückter Erregung angespannt hin und her schwänzelte, ganz als ob er jeden Augenblick einen Satz nach vorne machen würde.
»Lass dich nicht stören, Katerchen. Aber sofern unser digitales Navigationssystem nicht schon wieder eine Macke hat, liegt jetzt der Planet wieder auf unserem Kurs, auf dem wir diese spitzen Kegelhörner gefunden haben. Was meinst du? Sollen wir noch mal einen Abstecher dorthin machen? Ich denke, dass wir inzwischen einen ausreichend großen Vorsprung herausgeholt haben, um den Pulsgeber in aller Ruhe zum Schweigen bringen zu können. Wir sind nun schon lange genug durch ein Wurmloch nach dem anderen gejagt. Kisla und ihre Kumpane dürften wohl noch eine Weile brauchen, bis sie auch hierher finden. Ich bin dafür, dass wir landen, die Sache hier zu Ende bringen und dann endgültig abhauen.«
SB gab seine Stimme nicht laut ab, sondern sprang stattdessen geräuschlos dem Roboter ins Genick, wo er mit Zähnen und Klauen über die Plasthaut des Maschinenwesens herfiel und daran herumzubeißen und herumzukrallen begann.
»Ach, kommen die Peilsignale des Spurgebers etwa von da?«, staunte Becker. »In Ordnung. Wenn du deinen pelzigen Kadaver ein wenig zur Seite bewegen würdest, werde ich mal schauen, ob ich das Teufelsding deaktivieren und den Burschen hier ein wenig umprogrammieren kann.«
Nach einiger Überzeugungsarbeit und dem Argument, dass der Zweibeiner doch nur zu tun beabsichtige, was der Vierbeiner ohnehin von ihm wolle, gab SB schließlich tatsächlich nach, und es gelang Becker, sich voll und ganz auf die Arbeit an dem Roboter zu konzentrieren – sich in der Tat so sehr zu konzentrieren, dass er jegliches Gefühl für Zeit und Raum verlor. Als er irgendwann Hunger bekam, schnappte er sich nur hastig eine Hand voll Katzenfutter. Weil er jedoch danach mühsam etliche Brocken davon wieder aus den Innereien des Roboters herausklauben musste, verzichtete er hinfort gänzlich auf weitere Naschereien.
Er hatte den größten Teil der Bordsysteme der Condor auf Sprachsteuerung umgestellt, um dem Schiff auch Befehle erteilen zu können, ohne am Steuerpult sitzen zu müssen. Der Hauptrechner gab Becker seine Rückmeldungen hierzu mit der Stimme von Buck Rogers. Eine Zeit lang hatte sich zwar auch Becker den üblichen Spaß gemacht, den Computer mit einer erotisch-rauchigen Frauenstimme sprechen zu lassen, hatte jedoch bald festgestellt, dass dies seiner Arbeitsleistung höchst abträglich war. Denn er war damals ständig zum nächst erreichbaren Raumhafen geeilt, um ein Freudenhaus aufzusuchen, statt sich auf sein Geschäft zu konzentrieren.
Deshalb bediente er sich für die Sprachausgabe des Bordrechners mittlerweile der Stimme eines klassischen Raumfahrerhelden. Er sah hierin einen Ansporn, dessen Vorbild nachzueifern und stolz und glücklich zu sein, dass auch er als freier Abenteurer von Stern zu Stern ziehen und das Universum bereisen konnte.
Mit Bucks Unterstützung, der ihn von allen Routineabläufen des Raumschiffbetriebs entlastete, und fest entschlossen, die Entwanzung und Umerziehung des Maschinenmenschen erfolgreich zu meistern, widmete Becker dieser Aufgabe seine volle Aufmerksamkeit. Die Hauptachse des Pulsgebers zu lokalisieren, war nicht das einzige Problem. Das verdammte Ding war auch noch fest in sämtliche elektronischen und mechanischen Haupt- und Untersysteme des Roboters integriert. Er würde die Verdrahtung des Androiden fast vollständig entfernen und neu schalten müssen, und zwar auf eine Weise, die dem KEN-Roboter so wenig Schaden zufügte wie nur möglich.
Becker war ziemlich gut in dieser Art von Dingen, wenn er sich wirklich bemühte. Es war eines seiner Talente, sich über lange Zeit intensiv auf ein einziges komplexes Problem konzentrieren zu können. Zu seinem Leidwesen musste er diesmal jedoch zumindest einen Teil seines Gehirns gleichzeitig noch für die Steuerung seines Raumschiffs abstellen. Der Bordrechner übernahm zwar alle Steuerungs-und Regelungsaufgaben an Bord ebenso wie den größten Teil der Navigation und Flugkontrolle und informierte Becker selbsttätig über alle Wurmlöcher und Schwarzwasser, Raumfalten und Zeitknoten in der Umgebung. Von Zeit zu Zeit musste Becker aber trotzdem noch selbst eingreifen und den Pilotenstuhl lange genug besetzen, um das Schiff per Handsteuerung durch die gemeldeten Phänomene hindurch oder um sie
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