Acornas Heimkehr
eine Masse vielfarbiger Wesen von gleichartiger Gestalt wie jene der Raumfahrer auf die Landefläche vor und klimperte, blies, hämmerte, strich und zupfte auf, in und an einer bunten Vielfalt von Musikinstrumenten herum. Das ganze Raumhafenarsenal war mit fremdartiger, jedoch wundervoll harmonischer und fröhlicher Musik erfüllt.
Noch bevor Tante Neeva das Schauspiel erklären konnte, war Acorna überwältigt vor Glück. Das da war ihr Willkommenskomitee. Die Leute kannten sie nicht einmal und hatten trotzdem das große Blasorchester aufgeboten und den roten Willkommensteppich ausgerollt. Tante Neeva umarmte sie inbrünstig.
»Wir sind alle so froh, dich wiederzuhaben, Khornya«, sagte sie und deutete mit ausholender Geste auf die lächelnden Linyaari. Acorna traten Tränen in die Augen, als sie all denen, die hierher gekommen waren, um sie zu empfangen, ihren Dank zunickte.
Endlich würde sie wahrhaftig dazugehören. Endlich würde sie keine Abnormität mehr sein. Was für eine Erleichterung das sein würde! »Und ich bin so froh, hier zu sein, Tante Neeva«, erwiderte sie. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh.«
Tante Neeva blickte sie ein wenig verwirrt an, ein Gesichtsausdruck, den sie häufig aufzusetzen schien, wenn sie mit ihrer Nichte zu tun hatte. »Aber das hast du doch gerade getan, Kind«, meinte sie. »Das hast du gerade getan.«
Zwei
Die Condor schlingerte und bockte und schleuderte ihren Kapitän und den menschlichen Teil ihrer Mannschaft – beide wurden in Personalunion von Jonas Becker gestellt, dem Generaldirektor der Interplanetaren Bergungs- und Wiederverwertungsgesellschaft Becker mbH – gegen das Brückenschott. Ebenso schnell, wie Becker zu Fall gebracht worden war, wurde er auch wieder freigegeben und schwebte nun wie ein Balletttänzer in Zeitlupe zur Decke empor, derweil der Rest der Mannschaft, eine 20 Pfund schwere betagte, schwarz- und graufarbene makahomanische Tempelkatze, an ihm vorbeitrieb und die ausgefahrenen Krallen des Katers über das schrammten, was von Beckers rechtem Ohr noch übrig war.
»Verdammt noch mal, SB, hast du etwa schon wieder auf die GSS-Konsole gepinkelt?«, stöhnte Becker auf. SB, dessen voller Name Satansbraten lautete, knurrte in seiner Version eines freundlichen Schnurrens zurück. Seine Krallen fuhren rhythmisch ein und aus und kneteten glückselig die Luft, während zwischen seinen mächtigen Reißzähnen dicke Perlen freudigen Katzensabbers hervordrifteten. Sein gesundes Auge war in einem Ausdruck ekstatischer Katzenwonne geschlossen.
Becker hatte noch nie eine Katze gesehen, die Schwerelosigkeit so sehr liebte wie SB – freilich hatte er überhaupt noch nie eine Katze gesehen, die auch nur in irgendeiner Hinsicht so gewesen wäre wie SB. Der kurze, kupierte Schwanzstummel des Katers wedelte wie ein Steuerruder hin und her, während er durch den Raum schwebte.
Becker versetzte der Kontrollkonsole des Gravitations-Stabilisierungssystems einen wuchtigen Tritt, als er daran vorbeischwebte. Der Rückstoß ließ ihn unfreiwillig wieder in die Höhe segeln, wo er gegen die Steuerkonsole eines Raumjägers knallte, die über dem Pilotenpult der Condor an der Decke festgezurrt war. Es gab in seinem Schiff nämlich nicht übermäßig viel regulären Platz, um Ladung zu verstauen, deshalb nutzte Becker hierfür jeden Kubikzentimeter freien Raum. Allerdings war ihm auf diese Weise keine Stelle mehr verblieben, wo er hätte weich landen können, als die Bordschwerkraft sich nach ein paar weiteren ruckartigen Erschütterungen des Raumers neu aufbaute und stabilisierte, was Becker und SB wieder auf das Deck zurückpurzeln ließ.
Becker massierte sich die Hüfte. Er war damit gegen eine der Packkisten mit Katzenfutter gerammt, die er aus SBs ursprünglichem Heimatschiff geborgen hatte. Der Kater, der an diesen besonderen Frachtbehältern immer sehr interessiert war, zwängte sich zwischen die Kiste und Becker und rieb sich an beiden. Wie gewöhnlich war Becker überrascht, wie samtweich das Fell des Katers war, ganz im Widerspruch zu seinem Charakter. Becker hatte den kleinen Finger seiner rechten Hand verloren, als er seinerzeit versucht hatte, Satansbraten zu bergen. Die Katze war damals natürlich noch namenlos gewesen, der spuckende, fauchende, kratzende einzige Überlebende einer Weltraumhavarie, der zusammen mit den Leichen seiner früheren Schiffskameraden an Bord eines aufgegebenen makahomanischen Raumschiffes zurückgelassen worden
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