Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Acornas Heimkehr

Titel: Acornas Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Ann Scarborough
Vom Netzwerk:
war.
    Über den Verlust seines zweiten Fingers sprach Becker nicht sonderlich gerne, doch es hatte etwas mit jener Zeit zu tun, die er als ›SBs Eingewöhnungsphase‹ bezeichnete, als der Kater sich so weit von seinen Verletzungen erholt hatte, um anfangen zu können, sich auf der Condor heimisch zu fühlen. Als Becker damals, kurz nachdem er Satansbraten aufgenommen hatte, ein paar auserlesene Stücke seines Inventars zum Verkauf zusammenstellen wollte, hatte er feststellen müssen, dass sie von einer gelblichen Flüssigkeit getränkt waren und schlimmer stanken als ein Moschusotter in der Brunft. Die Ursache hierfür war klar gewesen – und ebenso offensichtlich hatte es einer Lösung für dieses Problem bedurft.
    Becker hatte deshalb in der Bibliothek nachgeforscht, die er aus einer Mülldeponie auf Clackamass 2 geborgen hatte. Er war ein geradezu fanatischer Sammler von Informationsträgern jeglicher Art: Druckwerken, Datenchips, was auch immer. Das kam ihm oft zugute, wenn er die diversen Gerätschaften aus seinem Lagerbestand identifizieren wollte oder gar herauszufinden versuchte, wie man sie wieder in Gang bringen oder bedienen konnte.
    Er hatte sich durch einen erklecklichen Stapel modriger, zerschlissener Bücher wühlen müssen, bevor er endlich die Ausgabe von Katzenhaltung leicht gemacht gefunden hatte, die in der Kantine der Reservetoilette verstaut gewesen war. Das Buch behauptete, dass die einzige Möglichkeit, einen Kater wieder davon abzubringen, ›sein Territorium zu markieren‹, indem er es mit Duftmarken absteckte, darin bestünde, diesen Kater zu kastrieren. Infolge seiner Geschäfte war Becker damals gerade lichtjahreweit vom nächsten Tierarzt entfernt gewesen. Doch während seiner Kindheit, die er in einem landwirtschaftlichen Arbeitslager auf Kezdet verbracht hatte, hatte er oft bei entsprechenden Operationen an Kälbern und Ziegen mitgeholfen. Und da sich eine solche Sache seiner Ansicht nach bei einem Kater ja nicht allzu viel anders gestalten konnte, versuchte er kurzerhand, SB mit Bordmitteln in Eigenregie einem chirurgischen Eingriff zu unterziehen.
    Wie sich allerdings herausstellte, war seine Ansicht gründlich falsch gewesen. Sein Vorhaben endete damit, dass sie sozusagen beide chirurgisch behandelt wurden – SB besaß nun einen Hoden weniger, und Becker besaß an Stelle seines rechten Ringfingers jetzt einen weiteren Stumpf, neben dem Stummel seines kleinen Fingers, den der Kater schon bei seiner ursprünglichen Rettung zerfetzt hatte. Ein Tier wie dieses musste man doch einfach lieben.
    »Ist schon gut, mein Junge«, meinte er zu dem Kater und kraulte ihn hinter dem rechten Ohr, das, genau wie Beckers eigenes, nur noch teilweise vorhanden war. Das Schnurren des Katers nahm an Lautstärke zu, bis es sich so anhörte, als sei die Pilotenkabine von einem ganzen Rudel Löwen bevölkert. »Der Bordschwerkraftgenerator taugt ohnehin nichts mehr.«
    Er wusste zwar, dass er irgendwo im Durcheinander seines Ladeguts ein Austauschgerät besaß, vermutlich sogar ein Besseres als das jetzige, das er erst vor sechs Monaten neu eingebaut hatte. Das Problem war nur, dass er diese Reparatur nicht im freien Raum vornehmen konnte. Seiner Erinnerung nach war das Ersatzteil, das er benötigte, so tief vergraben, dass er seinen gesamten Frachtraum würde ausräumen müssen, um es zu finden. Wie gewöhnlich war das Schiff nämlich viel zu voll gestopft, als dass es irgendwo in seinem Innern noch genügend Platz gegeben hätte, um das Frachtgut einigermaßen handlich umschichten zu können, während er es durchforstete.
    Zur Not hätte er natürlich eine diffizile Umstapelaktion vornehmen und es doch irgendwie schaffen können, doch wozu die ganze Mühe?
    »Also dann, Kater, es hat ganz den Anschein, als ob wir mal wieder auf ‘nen Dreckball runter müssten. Eigentlich hatte ich den nächsten zugemüllten Planeten da draußen ja auslassen und wieder Kurs in Richtung Zivilisation nehmen wollen. Aber so wie es aussieht, werden wir wohl zuerst einen weiteren Werkstatthalt einlegen müssen. Wenn ich den hier mitrechne, dürften wir dann, schätze ich, so ziemlich sämtliche Schiffsteile einmal komplett ausgetauscht haben, seit wir das letzte Mal daheim auf Kezdet waren – wir werden also eine praktisch brandneue Condor haben, wenn wir wieder dort landen.«
    Das war nicht ungewöhnlich. Im Durchschnitt tauschte er den Großteil der Condor jedes Jahr etwa dreimal aus. Das war eine unvermeidliche

Weitere Kostenlose Bücher