Acornas Welt
würde, wenn er sie abweist, und deshalb will sie es nicht darauf ankommen lassen. Erwachsene sind soooo kompliziert.«
»Man sollte doch annehmen, dass ihnen klar ist, wie kurz das Leben ist, und dass sie sich daher nicht so dumm anstellen sollten, wenn es um etwas Gutes geht«, meinte Jana sehnsuchtsvoll. »Alle gehen derart vorsichtig mit den Gefühlen der anderen um, dass sie nie zusammenkommen.«
»Das sagt Thariinye auch«, stimmte Maati zu und seufzte ebenfalls tief und dramatisch. »Er hat von einem Mann mit einer langen Nase erzählt, der für einen anderen Mann mit einer Frau gesprochen hat, die sie beide mochten. Sind Männer mit langen Nasen in eurer Gesellschaft so etwas wie Vermittler? Gibt es hier welche, die vielleicht für Aari mit Khornya reden könnten – oder umgekehrt?«
»Nein«, erwiderte Jana. Auch die anderen schüttelten die Köpfe. Ihre Ausbildung auf der Mondbasis hatte eher praktische und technische Dinge beinhaltet, und Kunst und Literatur waren ein wenig vernachlässigt worden. Und ihre früheren Herren hatten ihnen nicht gerade Gelegenheit gegeben, sich zu bilden.
Annellas Mutter war allerdings eine große Theaterfreundin gewesen, bevor sie von den Piraten in den Raum hinausgestoßen worden war. »Er meint eine literarische Figur namens Cyrano, Maati. Eine alte Geschichte von der Erde.«
»Aha«, meinte Maati verständig. Aber sie begriff überhaupt nichts.
»Ich glaube, Thariinye hat Recht«, sagte Annella. »Vielleicht brauchen sie einen Vermittler.«
»Einen Heiratsvermittler«, warf Markel, ein Junge von der Haven, ein, der aufmerksam zugehört hatte. Er betrachtete sich als guten Freund Acornas, denn schließlich hatte er ihr dabei geholfen, sich selbst, Calum Baird und Dr. Hoa zu retten und die Kinder der Haven im Kampf gegen die Piraten zu unterstützen. »Aber nach dem, was du sagst, Maati, haben das anscheinend schon ein paar Leute versucht«.
»Ja«, sagte Maati. »Khornyas Pflegeväter haben mit ihr gesprochen, aber sie wollte nicht darüber reden. Karina Harakamian kann ihre Gedanken nicht lesen, und Thariinye sagt, er weiß, dass sie nicht mit ihm reden wird, und sie denkt, dass ich bloß ein Kind bin und das alles nicht verstehe. Aber ich verstehe es. Ich verstehe, dass sie beide blöd sind, wenn sie nicht miteinander reden. Sie brauchen eigentlich nicht mit einer dritten Person zu sprechen, weil keiner von ihnen jemand anderem glauben wird. Sie müssen miteinander reden. Aari muss mit Khornya sprechen, und Khornya muss mit Aari sprechen, oder sie werden es nicht glauben.« Sie zuckte die Achseln. »Da könnte nicht mal ein Mann mit einer langen Nase helfen.«
»Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit«, meinte Annella bedächtig.
»Denkst du dasselbe wie ich?«, fragte Markel.
»Ich glaube schon. Meinst du, es könnte funktionieren?«
»Vielleicht. Kann jedenfalls nicht schaden, es zu versuchen.
Hafiz wird sich daran nicht stören. Er wird sie vielleicht später sogar nutzen können.«
»Was denn?«, wollte Maati wissen. Die anderen sahen die beiden Sternenfahrer ebenfalls neugierig an.
»Komm mit ins Hololabor. Dort werden wir es euch zeigen.
Aber es wird eine Weile dauern.«
Fünfzehn
Während der folgenden Tage taumelte Becker eher durchs Schiff, als dass er ging, und er summte dabei Marschlieder vor sich hin. Wenn Nadhari Dienst hatte, blieb SB auf dem Schiff.
Sie hatte oft Dienst, doch sie fand beinahe jeden Tag Zeit für einen kurzen Besuch. Becker war immer noch überrascht, dass sie ihn und die Condor offenbar tatsächlich mochte.
Und natürlich war Mac unter Beckers Anleitung mit einer ausgesprochen wichtigen Sicherheitsoperation befasst. Er konnte mittlerweile Signale von der Hauptflotte der Khleevi empfangen, selbst jedoch noch keine Funksprüche ausstrahlen.
Während Mac arbeitete, unterhielt Becker ihn mit putzigen Geschichten über Nadhari. Der Kapitän fand, wenn er schon wegen dieser Frau den Verstand verlor, dann wäre der Androide genau der Richtige, sein dummes Geschwätz anzuhören. Auf diese Weise vermied er es, sich jemandem gegenüber zum Narren machen, der dann alles weiterklatschen würde.
Er kam gerade zu der Stelle, als Nadhari, ergriffen von Leidenschaft, ihn unabsichtlich dazu veranlasst hatte, Purzelbäume zu schlagen, als Acorna eintraf, die ein wenig zerstreut wirkte, jedoch wie immer entschlossen war, sich nützlich zu machen.
»Hattest du Glück mit dem Kom, MacKenZ?«, fragte sie.
»Ich hatte kurz Kontakt mit
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