Adairas Erbe
Leibwächtern an der Spitze, betraten den Platz. Alle, die auf der Insel lebten, auch die Farmerfamilien, waren mittlerweile herbeigeströmt. Siobhan Logan stand, mit entgeistertem Gesichtsausdruck, mitten im weg und starrte Namira an.
„Sei gegrüßt, Siobhan, vom Klan der Logans, der auf meinen geliebten Bruder zurückgeht.“
Nicht nur Logan schluckte, bei dieser Offenbarung.
Nichtsdestotrotz verneigte sie sich vor der Königin der Fae.
„Sei gegrüßt, Namira, mächtige Königin.“
Sie trat einen Schritt zur Seite, um Namira passieren zu lassen.
Ihr fragender Blick traf Caya, die ihr ein Später zuraunte.
Namira steuerte die Mitte des Platzes an und hob den Arm. Sie hatte die absolute Aufmerksamkeit, ohne dass es einer größeren Anstrengung bedurfte.
Es war so still, dass man die wellen am entfernten Strand hören konnte.
„Liebe Kinder!“, begann sie. Catriona hob anerkennend die Augenbraue bei dieser Begrüßung. Namira hob gleichzeitig das Verwandtschaftsverhältnis hervor und verwies alle auf ihren Platz als Untergebene der Ur-Mutter.
„Bevor ich ei nige erklärende Worte zu unserer Anwesenheit gebe, möchte ich doch erst einmal eine weniger melancholische Umgebung haben.“
Mit diesen Worten machte sie eine, kaum wahrnehmbare, Bewegung mit ihrem Zeigefinger. In der Zeitspanne eines Wimpernschlages hatte die Insel sich in ihren ursprünglichen Zustand zurückverwandelt. Die Bäume spendeten ihr grünes Dämmerlicht, die Hütten erstrahlten in weißem Glanz und Blüten und Pflanzen wuchsen in verschwenderischer Fülle. Der vanilleartige Duft, der ein Merkmal von Sheanthee war, schien noch intensiver zu sein, als zuvor.
Diese kleine Geste von Namira dokumentierte ihre Macht eindrucksvoller als tausend Worte.
„Ich bin gekommen, weil ich eure Hilfe benötige. Es erzürnt mich, zu sehen, dass ihr, meine Kinder, euch gegenseitig das Leben nehm t. Dieser Unsinn hat sofort aufzuhören! Sämtliche kriegerische Handlungen zwischen Wächtern und Kriegern sind nunmehr Geschichte!
Zuwiderhandlungen werden von mir, höchstpersönlich, geahndet. Wie ihr aus euren Überlieferungen sicher wisst, bin ich nicht für besondere Nachsicht und Mildtätigkeit berühmt.“ Sie warf einen vielsagenden Blick in die Runde.
„In drei Tagen, ab jetzt, möchte ich alle Fae Abkömmlinge, denen es möglich ist zu kommen, hier sehen.
Ihr werdet euch auf diesem Platz versammeln und meinen Worten lauschen.
Ich wünsche die Krieger der Dämmerung eben so zu sehen wie die Wächter.
Jetzt möge man mich in mein Gemach bringen und nicht weiter stören.“
Sie neigte huldvoll den Kopf und entließ die Versammlung.
„Äh,- was für ein Gemach meint sie wohl?“ wandte Caya sich an Logan.
„Das da!“ Logan wies auf ein herrliches Haus, hoch oben in der Baumkrone.
Caya und DeeDee fielen fast die Augen aus dem Kopf.
„Wo kommt das denn her?“
„Es war schon immer da, nur dem Auge verborgen. Wenn es noch einen Zweifel gegeben hätte an Namiras Identität, wäre er jetzt ausgeräumt. Der Palast der Königin wird nur sichtbar, in Anwesenheit der Königin.“
Alle starrten auf das Gebilde, das wie etwas aus tausendundeiner Nacht zwischen den Ästen zu schweben schien.
Namira und ihre Garde hoben die Arme leicht an und flogen zu dem Domizil der Königin empor.
„Erzählt mir jetzt irgendjemand wieso das Portal geöffnet wurde? Ich nehme an, es wird einen gewichtigen Grund dafür geben, wenn ihr zwei m it von der Partie gewesen seid“, meinte Logan und umarmte Catriona.
„Was immer der Grund ist, ich bin froh dich zu sehen. Ich hatte solche Angst um dich.“ Sie drückte sie und hielt sie eine Weile fest.
„Nicht dass ich euer trautes Wiedersehen stören will, aber ich wüsste auch gerne Bescheid“, meinte Ainsley mit säuerlichem Unterton.
Catriona versammelte den Großteil der Anwesenden um sich und gab eine Kurzversion der Ereignisse.
„Welche Krankheit haben sie denn?“, fragten einige.
„Das werd en wir herausfinden. Es muss uns gelingen, ein Gegenmittel zu finden, ansonsten wird Sheanthee und unsere Magie bald Geschichte sein. Sterben die Fae, dann stirbt auch die Magie. Deshalb haben wir das Portal geöffnet.“
„Dann sei dir verziehen, Cunningha m“, murmelte Moira Caya ins Ohr.
„Besser leiden, kann ich dich trotzdem nicht.“
„Dito.“
Weitere Kostenlose Bücher