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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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totschlagen oder auf die nächste Mahlzeit warten.
    Adam saß mit Delani an einem der am Boden festgeschraubten Tische und blickte aus der Höhe von einigen Hundert Metern auf endlose Felder, die von einem Gewirr schmaler Wege durchzogen wurden. Nur ein einziges Mal hatte er einen Traktor im Einsatz gesehen. Menschliche und tierische Arbeitskraft hatte die Maschinen ersetzt. Pferde und Kühe zogen Wagen und Geräte.
    Die Kwa Zulu überflog eine Ortschaft, deren Zentrum ein kreisrunder Marktplatz mit einer weißen Kirche bildete. Die kleine Stadt war von einem Kranz aus Zelten umgeben.
    Ein weiteres Flüchtlingslager.
    »Aus Harare hört man nur wenig Gutes«, bemerkte Delani. »Den Leuten dort soll es wesentlich schlechter als uns gehen. Mir kommt diese ganze Reise eher wie eine Bestrafung vor und nicht wie ein ›Freundschaftsaustausch‹.«
    Shawi betrat die Schiffsmesse. Sie hatte sich mittlerweile von ihrer dunklen Sonnenbrille getrennt und sah sich suchend um. Außer Adam und Delani hielten sich hier nur ein paar Männer auf. Aufgrund ihrer Kleidung und der Gespräche hielt Adam sie für Geschäftsleute.
    Shawi zögerte kurz, dann näherte sie sich den beiden Polizeischülern. Wortlos setzte sie sich auf einen freien Stuhl neben Adam.
    »Wo ist Nia?«, fragte Adam mehr aus Höflichkeit als aus echtem Interesse.
    »Die kotzt.« Shawi blickte an ihm vorbei aus dem Fenster. »Johannesburg«, sagte sie dann und deutete mit dem ausgestreckten Arm in die Ferne.
    Nach über sechs Stunden Flug tauchte die Skyline der riesigen Metropole am Horizont auf. Johannesburg war der einzige Zwischenstopp auf der Reise nach Harare.
    Rauchsäulen standen über dem Häusermeer. Hungeraufstände, dachte Adam beklommen. In den Radionachrichten war davon die Rede gewesen. Die Regierung hatte die Lebensmittelverteilungen an Bedürftige rationieren müssen.
    Die Männer an den anderen Tischen beendeten ihre Gespräche, zupften ihre Anzüge in Form und verließen die Messe. Offensichtlich wollten sie hier von Bord gehen. Harare schien kein Ort für Geschäfte zu sein. Kein gutes Omen, fand Adam.
    Gepanzerte Fahrzeuge der Armee patrouillierten am Rande des Landefelds.
    Adam, Delani und Shawi beobachteten schweigend, wie die Reisenden das Luftschiff in einer langen Reihe verließen. Nur fünf neue Passagiere kamen ihnen entgegen. Eine Frau, sie trug ein leuchtend rotes Gewand, kniete unmittelbar vor der Einstiegstreppe nieder, verharrte einige Sekunden wie im Gebet und vollführte dann mit den Armen rituelle Gesten.
    »Vielleicht ist sie auch ein Medizinmann … äh … ich meine eine Medizinfrau«, bemerkte Delani. »Wie dieser Quinton.«
    »Ist das ein gutes Zeichen oder ein schlechtes Zeichen?«, fragte Adam.
    Delani zuckte mit den Schultern. »Das hängt von ihren Kenntnissen ab. Einer meiner Onkel behauptet auch, ein Medi­zinmann zu sein, aber er kann noch nicht einmal das Wetter der nächsten dreißig Minuten vorhersagen.«
    Shawi schnaufte verächtlich.
    »Ich möchte dich etwas fragen, Shawi«, begann Adam.
    Sie musterte ihn abwartend.
    »Du konntest meine Gefühle im Keller des Waisenhauses spüren.«
    »Deine Angst«, verbesserte Shawi.
    Adam ignorierte den Seitenhieb. »Konntest du auch die Anwesenheit des Attentäters fühlen?«
    Für einen Augenblick verschwand die Arroganz aus Shawis Gesichtszügen. Sie legte den Kopf schräg und schien ernsthaft nachzudenken.
    »Nein«, sagte sie dann. »Es war, als sei er überhaupt nicht da.«
    »Ist das ungewöhnlich?«, hakte Adam nach.
    »Ich weiß nicht«, gab Shawi zu. »Aber es ist ohnehin für mich leichter, wenn ich den Menschen schon gut kenne.«
    »Und du kennst Adam gut?«, warf Delani ein.
    Shawi warf ihm einen bitterbösen Blick zu, stand abrupt auf, griff nach einer Zeitung aus einem Regal und setzte sich an einen anderen Tisch. Ihr Gesicht blieb hinter der aufge­schlagenen Zeitung verborgen.
    »Sie mag dich«, flüsterte Delani.
    »Sehr witzig.« Adam lauschte dem lauter werdenden Dröhnen der Motoren. Die Kwa Zulu machte sich bereit zum Start.
    »Ich lege mich ein Stündchen aufs Ohr«, verkündete er.
    Delani grinste nur, denn in dem Moment spähte Shawi über den Rand ihrer Zeitung und sah Adam dabei zu, wie er die Bordmesse verließ.
    ***
    Adam schüttelte benommen den Kopf und richtete sich auf. Er hatte geträumt. Ein Albtraum. Er war in Dunkelheit gefangen gewesen. Umgeben von Wesen, deren Raunen und Flüstern er nicht deuten konnte. Aber er hatte ihre Bösartigkeit

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