Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit
griff nach Adams Arm und umschlang sein Handgelenk.
»Wollen Sie mir etwa aus der Hand lesen?«, fragte Adam überrascht.
»Man kann nicht aus der Hand lesen.« Ihre Stimme klang mit einem Mal sehr ernst. »Das ist Unsinn. Ich muss den Strom deines Blutes fühlen. Es durchläuft deinen Körper, dein Herz und dein Hirn. Es beinhaltet sehr viele Informationen.«
Adam zuckte zurück, aber die zierliche Frau hielt ihn einfach weiter fest. Sie war erstaunlich stark. Plötzlich beschleunigte sich ihr Atem. Sie riss die Augen weit auf, starrte Adam an und schien ihn doch gar nicht wahrzunehmen. »Du bist ihnen schon begegnet«, ächzte sie.
»Wem?«, fragte Adam aufgeregt.
Virginia Zimunga überhörte seine Frage und drückte mit ihren feingliederigen Fingern noch fester zu. »Ich glaube, dass du wichtig sein könntest. Sehr wichtig!«
Plötzlich stieß sie einen lauten Schrei aus, sprang mit einem Satz über den Tisch und riss Adam zu Boden.
Ein explosionsartiges Geräusch hallte durch den Raum. Ein Schuss! Adam spürte den Luftzug der Kugel, als sie seine Wange um Millimeter verfehlte.
Ein Stimme brüllte: »Waffe fallen lassen!«
Adam sah Sergeant Lakota in einem der Eingänge stehen. Er richtete seine Waffe auf den Reisenden, der die meiste Zeit mit abwesender Miene am Fenster gesessen hatte.
»Unten bleiben!«, zischte Virginia Zimunga Adam ins Ohr und drückte seinen Kopf zu Boden.
Der Fremde machte einen blitzschnellen Ausfallschritt und rannte zum Ausgang am anderen Ende der Schiffsmesse. Erst jetzt bemerkte Adam, dass der Mann eine Pistole in der rechten Hand hielt.
Lakota hob seine Dienstwaffe, senkte dann jedoch den Lauf und nahm stattdessen die Verfolgung des Schützen auf. Adam wusste, warum der Sergeant gezögert hatte. In der Schiffsmesse hätte ein Querschläger die Anwesenden gefährden können.
»Ist jemand verletzt?«, fragte er.
»Nein! Alles in Ordnung!«, rief ihm Mrs Zimunga zu.
Adam griff unwillkürlich nach seinem Holster, aber im nächsten Moment erinnerte er sich daran, dass die Pistole in seinem Rucksack unter Verschluss war. Der Sergeant hatte ihnen untersagt, die Waffen an Bord zu tragen.
Adam sprang auf, um dem Sergeant beizustehen. Virginia Zimunga wollte ihn davon abhalten, aber diesmal entwand er sich ihrem Griff.
Er folgte Sergeant Lakota und hetzte die Metallstufen zur Hülle des Luftschiffs empor.
Der knapp zwei Meter breite Steg verlor sich in den Weiten des Zeppelins. Er führte von der hinteren Plattform mit den Passagierkabinen zu der vorderen Plattform mit dem Frachtgut. Winzige Lampen am Geländer bildeten die einzigen Lichtquellen.
Adam vernahm vor sich die schnellen Schritte von Lakota.
Ein Schuss prallte als Querschläger in der Dunkelheit ab.
Der Sergeant suchte hinter einem Metallträger Deckung.
»Was machst du denn hier?«, fuhr er Adam an.
Eine weitere Kugel pfiff an ihnen vorbei. Der Schütze musste sich auf einem der unbeleuchteten Seitenstege befinden, die zur Außenhülle führten.
Zwei weitere Schüsse folgten. Jetzt konnten sie deutlich das Mündungsfeuer aufblitzen sehen.
»Da steckst du also«, knurrte Lakota. Er visierte sein Ziel in der Schwärze zu seiner Linken an und drückte ab. Der Fremde stieß einen unartikulierten Laut aus. Dennoch war nicht zu sehen, ob der Sergeant getroffen hatte.
»Du bleibst hier«, sagte der Polizist zu Adam. Geduckt schlich Lakota sich an seinen Gegner heran. Nach wenigen Metern verschluckte ihn die Dunkelheit.
Plötzlich krachte eine ganze Salve von Schüssen. Aus der Höhe drang ein lautes Zischen. Die Schüsse hatten den Gaszellen in der oberen Hälfte des Luftschiffs gegolten. Der Schütze hatte sie durchlöchert.
Ein schmaler Streifen Tageslicht drang in den Innenraum. Und das Tosen des Windes.
Adam erkannte die Silhouette eines Mannes in der geöffneten Außenluke. Von dort musste es zu einer der Motorengondeln gehen.
Sergeant Lakota rief etwas, das vom Lärm des Fahrtwinds verschluckt wurde. Adam sah, wie der Fremde aus der Luke sprang. Er achtete nicht mehr auf Lakotas Befehl, sondern hetzte den Seitensteg entlang. Adam erreichte die Außenluke unmittelbar nach seinem Vorgesetzten. Gemeinsam blickten sie in die Tiefe. Der Wind zerrte an ihnen und machte eine Verständigung beinahe unmöglich.
Eine karge, nur von wenigen vertrockneten Bäumen bewachsene Landschaft breitete sich unter ihnen aus. Weit hinter der Kwa Zulu schwebte der Mann an einem grauen Fallschirm langsam zu
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