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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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glaubte, ein Geräusch zu hören.
    Ein kurzes, aber intensives Knacken, als würde man einen Hühnerknochen zerbrechen. Dann ließ der Fremde die Maske fallen.
    Die Zauberin schrie auf. Wut, Abscheu und tief verwurzelte Furcht brachen aus ihr hervor. Reflexartig betätigte ihr Zeigefinger den Abzug der Pistole. Das Wesen wich der Kugel mit einer einzigen Bewegung aus, die viel zu schnell war, um vom menschlichen Auge erfasst zu werden.
    Sie hatte die Beherrschung verloren, trotz jahrelanger Erfahrung. Nichts jedoch hatte sie auf solch einen Anblick vorbereiten können.
    Dieser Moment der Schwäche reichte ihrem Gegner. Er stahl sich aus ihrem Blickfeld, und noch während Virginia Zimunga versuchte, ihn wieder auf der Brücke zu erfassen, spürte sie einen Luftzug hinter sich.
    Dann traf sie ein Schlag, der sie direkt in tiefe Schwärze katapultierte.
    ***
    Ta Un setze sich den Hut auf, und nachdem er sein wahres Gesicht wieder hinter der Maske verborgen hatte, fesselte und knebelte er sehr gründlich die Zauberin. Zugegebenermaßen hatte er nicht damit gerechnet, dass der Magischen Gilde die uralten Beschwörungsformeln bekannt waren. Das Schläfergas hatte sich schon längst verflüchtigt, dennoch nahm er Virginia Zimunga die Atemmaske ab. Dann brachte er sie in eine Ka­bine und verriegelte die Tür. Man würde sich später eingehend mit ihr beschäftigen.
    So intensiv, dass sie alle Geheimnisse der Magischen Gilde preisgeben würde.
    Vor dem Eingang zur Brücke wartete noch immer Henri Dannerup mit dem Kapitän. »Henri, führe Moses Sagan zum Steuer.«
    Kapitän Sagan blickte entsetzt auf die bewusstlosen ­Männer. »Wo haben Sie Virginia Zimunga hingebracht?«, fragte er.
    »Ihr geht es gut«, erwiderte Ta Un und kettete Sagan mit den Handschellen am Steuerrad fest. »Hier ist Ihr Platz! Setzen Sie neuen Kurs auf St. Helena. Die Insel dürfte nicht mehr allzu weit entfernt sein. Sie liegt ja fast auf unserer Route.«
    »Das ist alles nicht so einfach. Vor allem nicht mit den ­Dingern.« Sagan zerrte kurz an den Handschellen.
    »Henri wird Ihnen zur Hand gehen. Sagen Sie ihm einfach, was er tun soll. Aber wenn Sie auch nur den geringsten Fehler machen, wird das Konsequenzen haben. Denken Sie immer an Ihren Sohn Georgie.«
    Henri Dannerup watschelte so schnell, wie es sein Körper­gewicht zuließ, auf Ta Un zu. »Wäre es jetzt vielleicht möglich …?«
    Ta Un verspürte den Drang, den Menschen zu schlagen, aber er sagte nur: »Schau mir in die Augen.«
    »Oh ja!«, hauchte Dannerup.
    »Hör zu, Sagan werde ich nicht erlauben, dich in deiner ­neuen Gestalt zu sehen«, wisperte Ta Un. »Es würde ihn nur un­nötig irritieren. Er muss das Schiff lenken.«
    »Das verstehe ich.« Henri Dannerup war gefangen von Ta Uns Augen. »Aber alle anderen werden mich sehen?«
    »So ist es.«
    Ehe Ta Un die Brücke verließ, warf er einen Blick auf Henri Dannerup, der hinter Sagans Rücken sein unscharfes Spiegelbild in den Fenstern bestaunte.
    Dannerup stieß vor Verzückung einen hellen Kiekser aus. Er war glücklich. Ta Un hatte sein Versprechen eingelöst. Sein Aussehen war nun endlich so, wie er es sich immer erträumt hatte.
    Ta Un grunzte verächtlich und verließ die Brücke.
    ***
    Finsternis überall. Ringsum.
    Versuchsweise bewegte Adam seine Arme und Beine. Er war am rechten Fußgelenk gefesselt. Seine Finger ertasteten eine Kette. Sie verband ihn mit dem metallenen Bettgestell, auf dem er lag. Sein Schädel schmerzte. In seinem Mund schmeckte er etwas Bitteres. Adam hatte das Gefühl, sich übergeben zu ­müssen.
    Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war ein Gefühl, als hätte sich plötzlich ein tonnenschweres Gewicht auf seinen Körper gelegt.
    Zuvor war etwas mit Delani geschehen.
    Er sah es jetzt wieder klar vor sich.
    »Delani!«, rief er.
    Keine Reaktion. Er lauschte. Ganz eindeutig befand er sich noch immer auf der Amatola. Er spürte die Bewegung des Atlantiks. Ein leichtes Auf und Ab. Irgendwo unter ihm arbeiteten die Schiffsmotoren. Weitere Geräusche gab es nicht. Dabei hätte er selbst in der Nacht vereinzelte Schritte auf den Gängen hören müssen. Vielleicht auch ein leises Gespräch zwischen Wach­habenden. Eine Tür, die geöffnet und wieder geschlossen wird.
    »Delani!« Seine Stimme wurde panischer. »Ist da irgend­jemand?«
    Die Neonröhre unter der Decke schaltete sich klickend ein. Adam schirmte die geblendeten Augen mit den Händen vor der plötzlichen Helligkeit ab. Er

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