Adam liebt Eve
mit Adam gewesen war. Sie erschauerte wohlig bei der Erinnerung und riss sich schnell zusammen. Eilig machte sie die Haustür hinter sich zu.
Ihre neue Wohnung lag im Obergeschoss eines hübschen alten Reihenhauses und war kleiner als die in Notting Hill. Nick hatte ihr eine beträchtliche Summe als Ausgleich bezahlt, von der sie Peter allerdings etwas abgeben musste, denn er hatte die Hälfte der Anzahlung übernommen. Die Hypotheken hatte sie jedoch getilgt.
Sowie die Männer von der Spedition alles ausgeladen und sich verabschiedet hatten, bestellte Jocelyn telefonisch eine Pizza. Dann rief sie Anna an, um ihr die neue Telefonnummer zu geben.
“Schade, dass ich dir nicht helfen konnte”, sagte Anna. “Hat Peter sich wenigstens nützlich gemacht?”
“Nein.” Jocelyn atmete tief durch. “Hast du einen Moment Zeit, Anna? Ich muss dir etwas erzählen.”
Als Jocelyn schließlich auflegte, war sie erschöpft. Anna hatte wie ein Rohrspatz auf Peter Sadler geschimpft und ihr dazu gratuliert, dass sie ihn los war. Am liebsten hätte sie sich sofort ins Auto gesetzt und wäre zu ihr gefahren, um sie zu trösten. Sie, Jocelyn, hatte es ihr gerade noch ausreden können. “Ich werde mich schon daran gewöhnen, wieder allein zu sein. Mach dir keine Sorgen, Anna.”
“Ich mache mir aber Gedanken.” Anna war wütend. “Hugh konnte Peter ja nie leiden. Sag mal, hat dir die Party gefallen?”
“Natürlich! Wer war eigentlich der große Mann, der bei euch stand, bevor ich mich verabschiedet habe?”
“Welcher denn? Die meisten Freunde von Hugh habe ich ja auch erst an dem Abend kennengelernt.”
“Ich glaube, er war der Freund eines Freundes.”
“Soll ich Hugh fragen?”
“Nein, ist nicht so wichtig. Ich muss jetzt auflegen, meine Pizza ist da.”
Nach dem Essen ging Jocelyn einkaufen. Sie erstand ein gemütliches Sofa, Tische für ihre beiden Lampen und ein antikes Messingbett. Nachdem sie auch noch einige Lebensmittel besorgt hatte, kehrte sie in ihre neue Wohnung zurück und begann, die Bücherregale aufzustellen. Bei der Arbeit wurde sie sich zum ersten Mal bewusst, dass Peter und sie überhaupt nicht zusammengepasst hatten. Das hatte sich schon seit einiger Zeit abgezeichnet. Sie hatten eine halbe Ewigkeit nicht mehr miteinander geschlafen. Peter hatte ständig eine neue Entschuldigung gehabt. Und er hatte es nie verwunden, dass sie beruflich erfolgreicher war als er.
Sie nahm sich vor, sich erst wieder auf eine Beziehung einzulassen, wenn der Mann älter und beruflich so erfolgreich war, dass es ihm nichts ausmachen würde, eine berufstätige Frau zu haben, die Spaß und Erfolg im Job hatte. Aber so ein Mann existierte entweder nicht oder war bereits mit einer wunderschönen Frau verheiratet, die seine Kinder großzog, Karriere machte und wunderbar kochen konnte.
Ihre Liebe zum Journalismus hatte Jocelyn Hunter entdeckt, als sie eine Schülerzeitung herausgebracht hatte. Die Arbeit hatte ihr so viel Spaß gemacht, dass sie am Wochenende und in den Ferien bei der Lokalzeitung arbeitete. Sie hatte als Laufmädchen angefangen, war bald für die Recherche herangezogen worden und hatte den Chefredakteur so lange mit Artikeln bombardiert, bis er endlich einen davon druckte.
Nach einem Sprachstudium und einem einjährigen Aufbaukurs für Journalisten bekam sie bei derselben Zeitung eine Stelle als Redakteurin. Drei Jahre lang war sie mit Begeisterung dabei, dann wurde ihr plötzlich alles zu eng. Sie wollte heraus aus der Kleinstadt. Es kam ihr zugute, dass sie in ihrer Freizeit für große, überregionale Zeitungen in London geschrieben hatte. Sie zog nach London und arbeitete nun von dort aus freiberuflich für die großen Tageszeitungen.
Ihr Vater hatte sie ziehen lassen, und ihre Mutter hatte ihr etwas Geld vererbt. Leider starb Reverend George Hunter auch bald darauf, kurz vor seiner Pensionierung. Und sie, Jocelyn, hatte nur noch Annas Familie in dem kleinen Dorf in Warwickshire.
Als sie Peter kennengelernt hatte, war sie nur noch selten bei den Herricks zu Besuch gewesen, denn Peter hatte nicht zu ihnen gepasst. Doch nun würde sie sich dort an einem der kommenden Sonntage wieder blicken lassen. Jedenfalls nahm sie es sich vor.
Inzwischen hatte sie sich gut in ihrer neuen Umgebung eingelebt und dachte nur noch selten an Peter – und Adam. Es gefiel ihr sogar, allein zu leben. Ihr Job nahm sehr viel Zeit in Anspruch, aber wenigstens zog jetzt niemand mehr ein langes Gesicht, wenn sie wieder
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