Adam liebt Eve
einmal sehr spät und völlig erschöpft nach Hause kam.
Eines Tages beauftragte der Nachrichtenredakteur Jocelyn, über alte Familiensitze zu recherchieren, die von Firmen für Tagungen und ähnliche Veranstaltungen angemietet wurden. Sie verbrachte viel Zeit im Archiv der
Daily Post
und recherchierte im Internet, welche Adligen und Landsitze am besten für eine Reportage geeignet wären.
“Ich habe deine Post mitgebracht”, sagte Carrie Holt, als Jocelyn die Ergebnisse ihrer Recherche in der Mittagspause bei einem Sandwich auswertete. “Und auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht für dich.” Carrie überreichte ihr Werbebriefe und einen Zettel. “Hast du dich schon eingelebt?”
“Sehr gut sogar”, antwortete Jocelyn zufrieden. “Und wie gefällt es euch in Notting Hill?”
“Wunderbar. Ich werde nie verstehen, wie du da wegziehen konntest, Jocelyn.” Carrie biss sich verlegen auf die Lippe. “Entschuldige, das war taktlos von mir. Sicher hat dich dort alles an Peter erinnert, und du wolltest fort.”
Die Nachricht, die Carrie für sie aufgeschrieben hatte, war kurz und lautete: “Ich bin wieder da. Ruf mich unter dieser Nummer an. Adam”.
Sie sehnte sich von ganzem Herzen danach, ihn anzurufen. Doch dann würde Adam da weitermachen wollen, wo er aufgehört hatte. Jocelyn kämpfte mit sich. Schließlich gewann ihre Vernunft die Oberhand. Es war zu früh, sich schon wieder auf eine Beziehung einzulassen. An dem Abend, als sie Adam kennengelernt hatte, war sie sehr gefühlsbetont gewesen, was sonst gar nicht ihre Art war. Sonst hätte sie sich wohl niemals zu so einer verrückten Nacht voller Leidenschaft mit einem wildfremden Mann hinreißen lassen. Inzwischen war sie wieder normal, und die zauberhafte Nacht erschien ihr wie ein Traum.
Doch als das Telefon abends in ihrer Wohnung klingelte, war Jocelyn enttäuscht, dass nur Anna am Apparat war, die sich nach ihrem Befinden erkundigen wollte.
“Trauerst du Peter nach, Jocelyn?”
“Wo denkst du hin? Dazu bin ich viel zu beschäftigt.”
“Hast du deine neue Wohnung denn schon eingerichtet?”
“Bin ich Superwoman? Die neuen Möbel sind gerade erst geliefert worden. Hier sieht es aus wie Kraut und Rüben.”
“Dann lass alles liegen und stehen, und komm zu uns.”
“Das würde ich wirklich gern tun, Anna, aber ich muss hier erst einmal klar Schiff machen. Sowie alles in Ordnung ist, komme ich gern.”
“Okay, ich nehme dich beim Wort.” Dann erzählte Anna von ihren Hochzeitsvorbereitungen und fragte, an welcher Reportage sie gerade arbeitete. Als sie hörte, dass es um alte Landsitze ging, erwachte ihr Interesse. “Einer von Hughs ehemaligen Klassenkameraden vermietet sein Herrenhaus an Firmen. Er war auch auf der Party. Francis Sowieso. Ich werde Hugh bitten, ihn anzurufen.”
Den nächsten Vormittag verbrachte Jocelyn damit, Interviewtermine mit Besitzern alter Landsitze zu vereinbaren. Anschließend arbeitete sie sich durch einen Stapel von Regionalzeitungen, um zu sehen, ob sich etwas Interessantes für eine der landesweit erscheinenden Zeitungen fand, für die sie schrieb. Sie war froh, als das Telefon klingelte.
“Miss Hunter?”, fragte eine attraktive Männerstimme. “Mein Name ist Francis Legh. Hugh Wakefield hat mich gestern Abend angerufen und gebeten, mich bei Ihnen zu melden. Was kann ich für Sie tun?”
Hughs alter Schulfreund war sofort bereit, ihr für die Reportage über von Firmen genutzte Landsitze Rede und Antwort zu stehen.
“Eine positive Berichterstattung kann nie schaden”, sagte er.
“Würde es Ihnen diese Woche passen?”, fragte Jocelyn. “Wo genau finde ich Sie?”
“Im tiefsten Dorset. Kennen Sie sich dort aus?”
“Eigentlich nicht. Aber wenn Sie mir die Adresse geben, werde ich Sie schon finden.”
“Mir würde Sonntag am besten passen, Miss Hunter. Diese Woche wird bei uns nämlich neue Elektronik installiert. Allerdings würde ich es verstehen, wenn Sie das Wochenende für sich haben möchten.”
“Aber nein, ich komme gern”, antwortete sie schnell. “Wann soll ich da sein?”
“Gegen Mittag. Ich lade Sie zum Essen ein.”
Kurz darauf kam der Nachrichtenredakteur mit der Neuigkeit zu ihr, dass Charlotte Tracy, die Gesellschaftsreporterin des Blattes, an Grippe erkrankt war und nicht länger aus Ascot berichten konnte.
“Was soll man dazu sagen?”, fragte Jack Ormond verbittert. “Grippe im Juni! Wie hat sie das nun wieder angestellt? Na ja, auch egal. Jedenfalls
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