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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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auch die anderen drei zu.
    »Ich heiße Anton. Anton Richter«, sagte ich zu dem Mann, der direkt neben mir saß, und streckte ihm meine Hand hin. Wieder wanderte sein Blick zu Janusz.
    »Sie kennen Ihren Namen, Herr Richter«, sagte Janusz kühl. »Das sind Tadeusz, Karol und Pawel.«
    Keiner wollte Antons Hand schütteln, aber immerhin ließen sie sich zu einem etwas gequälten Lächeln herab.
    »Sie verstehen, aber sie können nix sprechen. Nur polnisch. Und ich vermute, Herr Richter diese Sprache nicht kennt«, sagte Janusz, und dann war es wieder still. Auch nach der fünften Zigarette riss das Schweigen nicht ab.
    »Dann will ich mal nach den Rosen schauen«, sagte ich und stand auf. Sobald ich die Tür hinter mir zugezogen hatte, kehrten ihre Stimmen und ihr Lachen zurück.
    Ich irrte eine Weile durch den Park und flüchtete mich in eines der Gewächshäuser. Ich weiß nicht, wie lange ich schon nutzlos herumstand und die mit Erde gefüllten Töpfe anstarrte, als Janusz hereinkam.
    »Und, der Herr Richter, finden Sie alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
    »Ja, ja, alles bestens.«
    Ich holte ein weiteres Päckchen Zigaretten aus meiner Jackentasche. Er lächelte.
    »Ich bin ewig schon der Gärtner von Park, lange Jahre. Vielleicht als Herr Richter auf die Welt kam, war ich schon hier«, sagte Janusz, ohne mich direkt anzusehen.
    »Also sind Sie der Chef hier?«
    Er lachte. »In meinem Land jetzt nur noch Deutsche Chef, wir nicht mehr.«
    »Also gibt es hier auch noch einen deutschen Chef für den Park?«
    »Bisher nix. Aber jetzt sind ja Herr Richter angekommen.«
    »O nein, nein. Ich bin nur ein Rosenzüchter, nur Rosen. Janusz, Sie sind der Chef, ich nicht.«
    Jetzt sah er mich an, prüfend und ein wenig belustigt.
    »Tadeusz war immer für die Rosen in der Verantwortung«, sagte er vorsichtig.
    »Ist er auch Rosenzüchter?«
    »Nein. Er hat sie gepflegt, Tadeuszs Hände können kranke Blumen gesund machen. Es blüht unter seiner Hand.«
    »Tadeusz kann sich auch weiterhin um die Rosen kümmern. Alles soll so bleiben, wie es ist. Ja?«
    »Wenn das Herr Richters Wunsch.«
    In einer Scheibe des Gewächshauses flackerte unser Spiegelbild. Der dicke Bauch wollte nicht recht zu Januszs Stelzenbeinen passen. Sein Kopf, den er oft leicht zur Seite neigte, erinnerte an den massigen Schädel eines Berner Sennenhundes, und Antons Schnurrbart hätte ihm wohl viel besser zu Gesicht gestanden als mir. Vielleicht sollte ich das idiotische Oberlippenbärtchen wirklich abrasieren.
    »Janusz, bis zum Frühling kann ich eigentlich noch gar nicht wirklich anfangen, Rosen zu züchten. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, dann…«
    Er zögerte einen Moment. »Im Winter, Herr Richter, gibt es nur sehr hässliche Dinge mit Anstrengung.«
    »Das macht nichts.«
    »Herr Richter wollen doch nicht Holz hacken?«
    »Doch. Doch. Ja.«
    Und während Tadeusz, Karol, Pawel und Janusz in der Hütte meine Zigaretten rauchten, hackte ich bis zum späten Nachmittag Holz. Als ich mich von ihnen verabschiedete, schien mir ihr Lächeln nicht mehr ganz so gequält wie noch am Morgen.
    Die Stimme der Kufnerin hallte durch das Treppenhaus. Mit verschränkten Armen stand sie vor ihrer Wohnungstür und brüllte eine junge Frau an, die auf Knien den Boden wischte. Das Mädchen reinigte den Stein von der nun getrockneten braunen Pfütze, die ich am Morgen dort hinterlassen hatte.
    »Ah, Herr Richter, Herr Richter, schauen Sie sich das mal an. Wahrscheinlich haben wir streunende Katzen oder anderes Getier im Haus. Schauen Sie nur.«
    Mit ihrem rechten Fuß trat sie leicht gegen den Arm des Mädchens, das aufstand und Platz machte.
    »Ist das nicht furchtbar? In Hamburg gab es so etwas nicht. Wenn ich das Tier erwische, dreh ich ihm den Hals um, das können Sie mir glauben. So etwas brauch ich in meinem Haus nicht, genauso wenig wie Juden oder Polen. Scheußliches Land… Rosa, was stehst du da so unnütz rum, los, weiter.«
    Ich schleppte das Fahrrad nach oben, und auf der ersten Etage wäre das Vorderrad fast gegen Bubis Kopf geknallt. Er saß auf der obersten Stufe und spähte durch die Gitterstäbe des Geländers.
    »Leise, Anton«, flüsterte er. »Ist sie nicht prächtig?«
    »Frau Kufner?«
    »Nein. Rosa.«
    Ich zuckte mit den Schultern und ließ den Unterscharführer auf seinem Beobachtungsposten zurück.
    Später klopfte Bubi mit einer Flasche Wodka in der Hand an meine Tür. Ohne sich bitten zu lassen, marschierte er in die Küche, nahm zwei

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