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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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größte Weiberheld der ganzen Stadt. Aber auch bei dem Jungen wird sich das irgendwann legen. So wie bei meinem Bruder. Eines Tages hat er das Mittel gegen die Vielweiberei gefunden.«
    »Und das wäre?«
    »Torten.«
    »Torten?«
    »Jawohl.«
    »Und werden die Torten auch Bubi helfen?«
    »Nein. Aber schauen Sie, Richter, jeder Mann braucht eine Aufgabe, die ihn ausfüllt, die ihn begeistert. Der eine backt Kuchen und der andere… Wir werden für Bubi schon das Passende finden.«
    Und während der kleine Giesel die Fuchsfrau über das Parkett drehte, kippten der große Giesel und ich einen Schnaps nach dem anderen. Dank Edda konnte ich mithalten.
    »Richter, Sie scheinen mir ein vernünftiger junger Mann zu sein, geben Sie ein bisschen Acht auf unseren wilden Bubi.« Kameradschaftlich legte der Offizier mir seinen Arm um die Schultern. »Sie sollten der SS beitreten, Leute wie Sie können wir immer gebrauchen.«
    Ich lächelte. »Herr Obersturmbannführer, ich habe bereits eine Aufgabe gefunden, die mich vollends ausfüllt.«
    Kurts Lachen galoppierte davon. »Sehr gut, Richter, sehr gut.«
    Bubi machte keine Anstalten, sich wieder zu uns zu setzen, also tranken wir weiter. Etwas in Kurts Blick änderte sich, etwas kroch in seine Augen, das sie noch heller glänzen ließ.
    »Richter, ich sag Ihnen jetzt was, ganz unter uns. Als ich heute erfahren habe, dass unser werter Generalgouverneur sich einen Rosenzüchter aus dem Reich hat kommen lassen, bin ich fast explodiert vor Wut. Wir haben hier ganz andere Sorgen. In diesem verfluchten Land gibt es mehr Juden als Ratten. Das sind Schwierigkeiten, die gelöst werden wollen. Und Frank ist kein gottverdammter König, oder? Habe ich einen Rosenzüchter? Hat Heinrich Himmler einen Rosenzüchter? Und ich denke, ich sollte dem Reichsführer über Franks dekadentes Benehmen Bericht erstatten. Das müssen Sie verstehen, Richter. Das geht nicht gegen Ihre Person. Aber heute holt er sich einen Rosenzüchter in sein Schloss, und was morgen?«
    Es waren der Schnaps und die Tatsache, dass ich keine Zeit hatte, über meine Antwort nachzudenken, die mich sagen ließen: »Vielleicht bin ich ja nicht nur wegen der Rosen hier.«
    Ich wurde himmelblau durchleuchtet. »Sie meinen, Sie… Sie haben einen Auftrag?«
    Ich lächelte ihn vielsagend an und zuckte die Schultern.
    »Von wem?«
    »Von ganz weit oben.« Die Worte schossen aus meinem Mund, und während Adam in mir einen hysterischen Lachanfall bekam, wahrte Anton die Fassung. »Bitte, Herr Obersturmbannführer, ich habe schon zu viel gesagt, kein Wort zu Ihrem Neffen.«
    »Natürlich nicht. Ich habe mir das gleich gedacht, dass da noch was ist, Richter. Dass Sie etwas verbergen. Darf ich fragen, ob Sie mit uns, also mit dem SD, in Verbindung stehen?«
    »Ich bin zum Schweigen verpflichtet.«
    Er räusperte sich. »Verstehe«, sagte er fast entschuldigend.
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Herr Obersturmbannführer, wenn Sie keine unnötige Aufmerksamkeit auf mich lenken würden.«
    »Selbstverständlich.«
    Manchmal weiß man nicht, ob man den Sprung über den reißenden Strom geschafft hat oder ob das der Grund des Flusses ist, den man unter den Füßen spürt.
    Rosa schlief, als ich nach Hause kam, die Strümpfe in der halbgeöffneten Faust. Ich nahm mir ein Kissen und legte mich im Wohnzimmer aufs Sofa. Ich behielt die Jacke des Itzigen an und benutzte meinen Mantel als Decke. Morgen würde Bussler kommen, und ich würde ihm von der Unterhaltung mit Giesel erzählen müssen.
    Bussler und ich spazierten durch das verschneite Kressendorf. Im Haus patrouillierte die Kufnerin, und Bubi konnte jeden Moment in meine Wohnung hereinplatzen. Die Straßen dagegen waren menschenleer. Bussler erblasste, als er sich alles angehört hatte. Sein Gesicht war ebenso weiß wie der Schnee unter unseren Füßen.
    »Das kann nicht gutgehen. Das kann nicht gutgehen. Wie konntest du…«
    Ich senkte beschämt den Kopf, während er versuchte, seine Haltung zurückzugewinnen.
    »Adam, das hier ist die Wirklichkeit. Wir sind in Polen. Was glaubst du, was so ein Giesel mit dir macht, wenn er herausbekommt, wer du wirklich bist?«
    Erst nach einer Stunde wagte ich es, ihn nach Edda und nach dir, Anna, zu fragen. »Ist meine Familie schon abgereist?«
    Er nickte.
    »Alle?«
    Wieder nickte er und seufzte.
    »Aber Bussler, das sind doch gute Nachrichten, oder?«
    »Natürlich«, sagte er tonlos, »natürlich.«
    »Was ist los, Bussler?«
    »Gar

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