Adams Pech, die Welt zu retten
Tattarisuo auf das Gelände der ehemaligen Akku-AG zu schaffen. Die Werkhalle sei vor einigen Tagen ausgebrannt, sodass dort genügend Platz sei. Sie sagte, sie werde selbst da sein und die Maschine in Empfang nehmen.
Gegen Abend kamen Männer mit dem Betonmischer und stellten ihn in der verbrannten Halle von Tattarisuo auf. Als sie weg waren, schloss Eeva die Elektrokabel an den Akku an und betätigte den Zündschalter des Mischers. Sie erschrak furchtbar, als die Maschine mit großem Getöse losrumpelte. Die deformierten Blech-wände verstärkten das Geräusch zusätzlich, der Krach in der teilweise eingestürzten Halle war infernalisch.
Die fetten Ratten, die nach dem Brand in ihre ange-stammten Löcher unter dem Akkulager zurückgekehrt waren, hatten nun endgültig die Nase voll und traten geschlossen und verbittert ihre letzte Flucht aus Rymät-tyläs Akkuwerkstatt an. Ohne jegliches Gefühl von Wehmut überquerten sie die Straße und verschwanden in den einladenden Gängen des Schrottlagers.
Zufrieden stöckelte Eeva Kontupohja auf ihren Ab-satzschuhen aus der ramponierten Halle. Sie bat den Taxifahrer, ein paar verkohlte Balken zwischen die Türpfosten zu stemmen, daran befestigte sie das gelbe Kunststoffband, das die Ermittler zurückgelassen hatten und das mit der Aufschrift »Polizei« den Zugang verbot.
Zu Hause teilte sie Aatami mit, dass sie für zwei, drei Tage nach Rovaniemi reisen müsse. Im dortigen Landge-richt laufe ein kompliziertes Verfahren. Aatami könne sich frei in der Wohnung bewegen, im Kühlschrank seien Essensvorräte, das Telefon stehe zu seiner Verfü-gung. Beiläufig ließ sie einen Briefumschlag mit zwei Tausendern auf seinen Nachttisch gleiten.
Eeva Kontupohja flog nicht nach Rovaniemi, sondern mietete sich im Hotel Malminkuja ein, von dort fuhr sie mit dem Taxi alle fünf Stunden nach Tattarisuo und lauschte dem Dröhnen des Betonmischers. Sie machte diese Kontrollfahrten Tag und Nacht und achtete darauf, dass kein Unbefugter die Brandruine betrat. Diese Ge-fahr bestand eigentlich gar nicht, denn der Mischer machte innerhalb der hallenden Blechwände so viel Krach, dass es nicht mal dem abgebrühtesten Gauner eingefallen wäre, in die Halle einzudringen und die Maschine zu stehlen. Eeva fand es selbst gruselig, nach der einsam vor sich hin rumpelnden Maschine zu sehen. Es war, als verrichtete dort der Teufel persönlich sein finsteres Werk. Besonders in den stürmischen Nächten machten ihr die Inspektionsfahrten Angst. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht, der Wind zerrte an den Schö-ßen des hellen Frühjahrsmantels, unheimliche Geräu-sche drangen aus dem Dunkel. Treulich drehte sich der Mischer, Stunde um Stunde, Tag um Tag. Die Taxirech-nungen machten mittlerweile eine ansehnliche Summe aus. Schließlich blieb die irre Maschine stehen, nachdem sie in der Brandruine fast drei Tage und Nächte vor sich hin gerumpelt hatte.
Eeva Kontupohja zog die Elektrokabel aus Aatamis Versuchsakku und fuhr ins Hotel, wo sie sich vom Ruß der Brandstätte reinigte. Dann rief sie im Maschinenverleih an und sagte, dass der Betonmischer seine Arbeit getan habe und abgeholt werden könne.
Eeva lud den Versuchsakku, der den Betonmischer betrieben hatte, an der Steckdose ihres Zimmers auf. Das Hotel würde in diesem Monat extrem hohe Strom-kosten haben. Anschließend kehrte Eeva nach Hause zurück und überbrachte Aatami Grüße aus Rovaniemi. Die Gerichtssitzungen dort am Polarkreis seien anstrengend gewesen, aber sie habe sich richtig ins Zeug gelegt und keine Mühen gescheut, und so sei alles gut gelaufen und ihr Mandant habe gewonnen. Sie erzählte vom Frühling im Norden. Es habe angenehmes Wetter ge-herrscht, frisch und windig sei es gewesen.
»Der Frühling in Lappland kann wirklich herrlich sein«, schwärmte sie. »Ich war am Ounasvaara und habe gestaunt, wie munter all die Fjällblumen gleich nach dem langen Winter zu blühen beginnen … und dann dieses besondere Licht im Frühling! Das kann man nicht mit Worten beschreiben, man muss es selbst erleben, immer wieder und wieder.«
Eeva sagte, sie sei schrecklich glücklich über ihre Lapplandreise und stecke voller großartiger Pläne.
Zwei Tage später rief Stadtvogt Juutilainen an. Aatami gestand, dass er aus Neugier in der Sammelmappe des Gerichtsvollziehers geblättert habe. Die beiden kamen auf das Sterben zu sprechen. Juutilainen beklagte die harten Zeiten, da so viele Menschen starben, und viele von ihnen einfach zu jung.
Weitere Kostenlose Bücher