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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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zwar, weil der große Damm die Landschaft zerschneiden und weil das Staubecken große Flächen Land bedecken würde. »Alles Quatsch«, wetterte der norwegische Ingenieur, der zu Hause Erfahrungen beim Bau von Kraftwerken in Gebirgsgegenden gesammelt hatte. Er behauptete, dass ein Staudamm als Regu-lierungsbecken wirkte und Schluss machte mit den alljährlichen Überschwemmungen. Den heiligen Charakter des Flusses würde ein kleiner Damm am Oberlauf überhaupt nicht mindern, im Gegenteil, er würde ihn verstärken, wenn das heilige Wasser, bevor es ins Meer floss, ein wenig Atem holen und quasi mehr Andacht sammeln konnte. Und die Naturschützer sollten begrei-fen, dass der künstliche See am Oberlauf die dortige Vegetation üppiger und das Klima wärmer machen würde, außerdem war ein stiller und tiefer künstlicher See mit klarem Wasser schon an sich schön, ein ideales Touristenobjekt.
    Der Norweger führte als Beispiel den Staudamm von Assuan an, den die Russen einst Ägypten geschenkt hatten. Wäre der Staudamm nicht gebaut worden, so fand er, wäre das ganz ägyptische Volk längst verdurstet und verhungert. Jetzt aber wurden die Russen dafür kritisiert, dass das Bauwerk so gewaltige Ausmaße hatte, dass es alte Grabdenkmale zerstört und noch alles mögliche andere verschlungen hatte. Die Leute bemängelten sogar, dass das Wasser des künstlichen Sees in der Hitze der Wüste zu heiß wurde, da es nicht normal in den kühleren Nil ablaufen konnte. Wenn die Sonne der Sahara richtig auf das Becken niederbrannte, verdunstete das Wasser, und eine Dürre konnte ganz Ägypten bedrohen.
    »Dazu kann ich nur sagen, dass auch im Assuanbe-cken extra Klappen eingebaut wurden, damit man sie je nach Bedarf öffnen oder schließen kann. Wenn die Ägypter meinen, dass sie den Staudamm nicht brauchen, dann sollen sie doch alles aufmachen und sehen, was dann passiert.«
    Alles in allem hatte der Ingenieur, wie er sagte, die Menschen und die Presse und auch sämtliche Regierun-gen und Parlamente gründlich satt. Bauwerke der Wasserkraft waren etwas ganz Besonderes, insofern, als es nur die Ingenieure waren, die ihre Vorteile erkannten. Er hatte in diesem schweißigen Indien mehrere Jahre seines Lebens für nichts und wieder nichts vergeudet. Das einzige Ergebnis seines Aufenthalts war, dass er zu einem gnadenlosen Säufer geworden war. So wie die Dinge lagen, traute er sich nicht mal nach Hause, da er nichts anderes vorweisen konnte als eine schlecht arbei-tende Leber, eine zerknitterte Visage und die vergilbten Zeichnungen vom Brahmaputra-Staudamm.
    Bei Eeva Kontupohja weckten die Tiraden des Norwegers so viel Mitleid, dass sie ihm Drinks bestellte und selbst in noch schnellerem Takt trank. Fast schien es, als wollte auch sie in Indien bleiben, um ein Wasser-kraftwerk zu bauen.
    Aatami hatte am Morgen Schwierigkeiten, seine Mit-streiterin wach und an den Frühstückstisch zu bekommen. Als sie dann zum Flugplatz gefahren und in den Jumbo der New Zealand Airways gestiegen waren, fing Eeva trotz der frühen Stunde gleich wieder an zu be-chern. So ging es pausenlos, länger als zehn Stunden, weiter. Die Juristin wurde rasch betrunken und aggres-siv, sie lief im Gang herum und fing mit den Leuten Streit an, in diesen Dingen war sie Profi. Aatami versuchte zu schlafen, aber Eeva war zum Plaudern aufgelegt, sie umarmte ihn, dann wieder beschimpfte sie ihn heftig, ab und zu fing sie auch an zu weinen. Zoff und unschöne Szenen jeder Art prägten diesen Flug. Das größte Theater veranstaltete Eeva, als die Maschine bereits in Auckland gelandet war. Sie wollte die Ge-sundheitsbehörde Neuseelands daran hindern, Insek-tengift im Passagierraum zu versprühen, weil es angeblich in den Augen brannte. Als sie in den Zubringerbus einstiegen, war es bereits Nacht, und ein warmer Mee-reswind strich den Reisenden über die Haut. Eevas Rausch konnte dieser sanfte Hauch nicht vertreiben.
    Die Tortur fand irgendwo zwischen Flughafen und Auckland ein vorläufiges Ende. Der Bus musste im Dunkeln an einer Baustelle halten. Eeva meinte, dass sie die Gelegenheit nutzen und draußen eine Zigarette rauchen konnte. Aatami hockte halb schlafend auf seinem Sitz, und ihm entging, dass Eeva nicht an Bord war, als der Bus weiterfuhr.
    Aatami checkte im besten Hotel Aucklands ein, wo Eeva ein Zimmer reserviert hatte. Er ließ seine und ihre Koffer vom Personal hinaufbringen und erstattete dann bei der Polizei Anzeige wegen seiner verschwundenen

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