Adams Pech, die Welt zu retten
Reisegefährtin. Da er sonst nichts weiter tun konnte, ging er aufs Zimmer und kroch ins Bett. Er dachte bei sich, dass es ein teuflischer Flug gewesen war, so als hätte er die Hölle durchquert.
Am Morgen brachte die Polizei von Auckland Eeva Kontupohja ins Hotel. Die Juristin war über und über mit Lehm beschmiert. Es stellte sich heraus, dass man sie in einer der äußersten Vorstädte Aucklands gefunden hatte, wo sie mit saufenden Männern zusammensaß und Schafschererlieder grölte. Diese Männer wiederum hatten die ausländische Dame in einem Regenwasser-kanal an der Straßenbaustelle entdeckt, wo sie bis zur Taille im Lehm steckte. Sie hatten den kostbaren Schatz mit vereinten Kräften herausgezogen und mitgenommen.
Die Polizisten hatten alle Mühe gehabt, den Arbeitern begreiflich zu machen, dass die fremde Dame anderswo erwartet wurde, dass das Ziel ihrer Reise das beste Hotel im Stadtzentrum und nicht eine nach Schafsköteln stinkende Baracke in einem heruntergekommenen Außenviertel war. Auch Madame selbst hatte große Schwierigkeiten gehabt, diese Tatsache zu akzeptieren.
Zweiter Teil
Dreizehn
Assessorin Eeva Kontupohja ruhte im duftenden Gras auf einem kleinen Hügel unter freiem Himmel. Die Son-ne glühte, doch zum Glück hatte Eeva ihre Lagerstatt unter einem dichtbelaubten Baum gewählt. Sie war schwer verkatert. Würde der Kater wie ein Erdbeben auf der Richterskala gemessen, so ließe sich Eevas Zustand bei der Zahl 7 oder vielleicht 8 einordnen, was bei einem Beben bedeutet, dass Häuser einstürzen, dass sich die Erde auftut und Tausende von Menschen umkommen. Die psychische Belastung war sogar noch stärker.
Eeva verspürte auf ihrem Gesicht einen Hauch, der nach Grünfutter roch. Ihr Blickfeld verdunkelte sich, es war, als würde ein nasser Sack über ihr Gesicht gebrei-tet. Ein rauer und klebriger Fleischklumpen schlang sich um ihre Wangen und ihren Hals, und dann ertönte ein furchtbares Geräusch, das sich nicht deuten ließ, jedenfalls entstand es unmittelbar an Eevas Ohr.
Es handelte sich um eine gewöhnliche neuseeländische Kuh, die sich für die Frau interessierte, die da am Boden lag. Die Kuh war an die Ruhende herangetreten, hatte ihr Gesicht beschnuppert, und als sie den interessanten Geruch von abgestandenem Alkohol wahrge-nommen hatte, hatte sie nicht widerstehen können, Eevas Gesicht mit ihrer mütterlichen Zunge abzulecken. Und dann muhte sie, dass der Hügel bebte …
Etwas abseits saß Aatami Rymättylä im Gras, mit verdrossener und leidender Miene. Als Eeva sich auf-setzte, erschrak die Kuh und zog sich zurück. Vom Hügel hatte man einen schönen Blick auf die Stadt, die sich in einiger Entfernung erstreckte, fern am Horizont waren ein paar Wolkenkratzer zu erkennen, doch zum größten Teil wohnten die Leute in kleinen, von Gärten umgebenen Holzhäusern. Im Hintergrund schimmerte das blaue Meer.
»Gib mir einen Schnaps, Aatami, du hast bestimmt welchen dabei«, flehte Eeva.
Aatami stand widerwillig auf und maß seiner Teilhaberin aus einer Miniflasche einen Schluck Genever ab. Eeva trank ihn und hielt sich eine Weile den Magen. Die Flüssigkeit blieb nicht drinnen.
»Entschuldige, Aatami, gib mir noch einen.«
Den neuerlichen Schluck nahm der Magen an. Aatami wischte das Gesicht seiner Partnerin mit einem Feucht-tuch ab. Die Kuh beobachtete das Paar teilnahmsvoll aus der Ferne.
»Sind wir noch in Delhi?«, fragte Eeva mit zitternder Stimme. Ob jene Kuh heilig war? Ihre letzten Erinne-rungen hatte Eeva an Indien, an den verbitterten norwegischen Ingenieur, der nicht seinen geliebten Staudamm am Oberlauf irgendeines heiligen Flusses bauen durfte.
Aatami machte sie darauf aufmerksam, dass Neu Delhi nicht am Meer liegt. Jetzt befanden sie sich am Ziel, in Neuseeland, in dessen größter Stadt Auckland. Sie waren letzte Nacht angekommen, und in Kürze würde die erste weltweite Akkukonferenz beginnen, an der sie teilnehmen wollten.
»Herr du meine Güte, ich hab wieder meinen Rappel gekriegt.«
Aatami erklärte, dass sie sich das Konferenzmaterial abholen mussten. War Eeva in der Lage, aufzustehen?
Unterhalb des Hügels befand sich die Straße, wo ein Taxi wartete. Aatami stützte seine Gefährtin und führte sie zu dem Wagen, der sie ins Hotel brachte. Unterwegs klärte er Eeva über die letzten Ereignisse auf. Es gab nicht gerade Rühmliches zu berichten. Jetzt am Vormittag war er mit ihr nach draußen in die freie Natur gefahren, damit sie
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