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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Küstenkanone. Sie keuchte so schwer, dass Aatami auf dem Dach umkipp-te, aber Bier verschüttete er dabei nicht. Das Geschoss sauste in die Höhe, und nach ein paar Sekunden schlug es in die schaumgekrönten Wellen ein, und eine hohe Wasserfontäne stieg auf. Nach sechs Sekunden sprach die benachbarte Kanone, ebenso feierlich. Aatami sagte sich, dass nun schon zwei Millionen Mark futsch waren, aber das war erst der Anfang.
    Die Kanonen donnerten, und alle zwölf Geschosse sausten aufs Meer hinaus, eine Million Mark pro Schuss. Es war ein sehr feierliches Ereignis. Aatami dachte bei sich, dass es sich gelohnt hatte. Obwohl er diese außerplanmäßige Schießerei in betrunkenem Zustand arrangiert hatte, bereute er seinen Einfall kein bisschen. Wenn ein finnischer Mann schon mal Grund zum Feiern hat, was selten genug vorkommt, dann muss er das nobel und gründlich tun, ohne auf die Kosten zu achten.
    Jetzt tauchte ein Geländewagen auf, aus dem zwei Rekruten das Zubehör für einen Lunch luden. Sie stellten einen Holztisch und ein paar Hocker auf, breiteten über den Tisch eine mit den Buchstaben SA INT gekenn-zeichnete Tagesdecke, und dann deckten sie zu einem leichten Feldessen ein. Es gab Erbsensuppe und Plinsen, dazu Saft und Bier. Eeva Kontupohja und die japanischen Bodyguards kamen aus ihrer Felshöhle, um an der Mahlzeit teilzunehmen. Das Essen schmeckte unglaublich lecker.
    Als alle gegessen hatten, donnerte die Kanone überraschend noch ein weiteres Mal. Die beiden Japaner er-schraken maßlos über den lauten Knall, aber Aatami und Eeva hatten sich inzwischen an Salutschüsse ge-wöhnt. Hauptmann Vehviläinen erklärte lächelnd, dass die Akkufirma für diesen letzten Schuss nicht zu bezahlen brauche, es sei eine Draufgabe.
    »Wir haben gratis geschossen, es war sozusagen ein Geschenk der finnischen Armee an Sie.«
     

Zwanzig
     
    Der sizilianische Profikiller Luigi Rapaleore lag den ganzen restlichen Winter in der zentralen Universitätsklinik von Oulu. Sein erfrorenes linkes Bein war über dem Knie amputiert worden, an seinem rechten Fuß hatte man die drei schwärzesten Zehen entfernt.
    Luigi war ein lebensfroher Mann. Seine Kondition war ausgezeichnet, die Senkungsreaktion gut, die Leber funktionierte tadellos, und so erholte er sich schnell von den Operationen. Im April hinkte er bereits durch die Gänge des Krankenhauses, um sich im Gehen zu üben. Er hatte eine vorzügliche Prothese bekommen, an die er sich erst gewöhnen musste. Künstliche Zehen hatte man ihm nicht eingesetzt, ein Mann kommt gut zurecht, auch wenn ihm ein paar Zehen fehlen. Der Prothesenfuß besaß natürlich alle fünf Zehen.
    Luigi hatte einige Worte Finnisch gelernt. Das Personal des Krankenhauses mochte den bescheidenen und in sich gekehrten Sizilianer. Oft geschah es, dass sich die Nachtschwester auf seine Bettkante setzte und ihm Finnischunterricht gab. Auch Schokolade und Blumen bekam er, die Schwestern besorgten ihm sogar italienische Zeitungen, obwohl die in Oulu schwer zu beschaffen waren. Luigi war der glutäugige Liebling der Frauen auf der chirurgischen Station.
    Luigi Rapaleore hatte seinen Geldgebern im Süden mitgeteilt, dass er keineswegs von seinem Mordauftrag Abstand genommen hatte, auch wenn er in den Fjälls von Lappland unter Bedingungen, die einem Arbeitsun-fall gleichkamen, ein Bein und mehrere Zehen verloren hatte. Im Gegenteil, seine Verbitterung über die Amputation stärkte nur seinen Kampfeswillen und nährte die Rachegelüste. Er schwor, seine Arbeit fortzusetzen und Aatami Rymättylä, wie vereinbart, umzubringen. Die Bosse ermächtigten ihn denn auch weiterzumachen und garantierten ihm die nötigen finanziellen Mittel für die Erfüllung des Auftrags.
    Nachdem Luigi diese Botschaft auf geheimem Wege erhalten hatte, konzentrierte er sich auf seine Gehübun-gen. Eifrig und ohne sich zu schonen, stakste er durch die Gänge der Klinik, war dem Personal oft im Wege, aber ihm, dem armen kleinen Ausländer, war alles erlaubt. Seine Kräfte wuchsen, die Phantomschmerzen im Bein ließen nach. Die Prothese erschien ihm mehr und mehr wie ein natürliches Glied, sie war wie ein Hufeisen am Hinterfuß eines Streitrosses, Metall und Kunststoff, hart und gefühllos wie Luigi Rapaleores Gemüt.
    Wenn Luigi mit seiner neuen Prothese beschäftigt war, so war Aatami Rymättylä auch nicht müßig. Er buchte die Kosten der Zech-und Feiertour, die sich bis nach Imatra und Isosaari erstreckt hatte, reichlich dreizehn

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