Adams Pech, die Welt zu retten
Millionen Mark waren da zusammengekom-men. Das Geld diente letztlich guten Zwecken: Zwölf Millionen gingen an die finnische Armee für die Anschaf-fung neuer Abwehrraketen, eine Million an die Pastorinnen für ihre diakonische Arbeit und ihre Erholung. Die Religion durfte man schließlich nicht vergessen, ferner Goldsplitter an die Putzfrauen des Torni und Sonnenblumenkerne an die Spatzen im Park der Alten Kirche. Aatami heftete die Quittung für die Kerne ab, die Huja aufgehoben hatte und die eine Summe von 8,20 Mark auswies. Auch Vogelfutter war in diesem Land eben nicht umsonst zu haben.
Da er jetzt Geld im Überfluss besaß, konnte er auch an die Armen denken. Aatami rief den Taxifahrer Seppo Sorjonen an und sagte ihm, dass er jetzt allen Ernstes ein Medizinstudium aufnehmen könne, die Akkufirma werde für sämtliche Kosten aufkommen.
Er musste wieder an den bedauerlichen Zwischenfall denken, den er vor einem Jahr in Seurasaari erlebt hatte, als die verrückte Alte am Kiosk für einen Men-schenauflauf gesorgt und anschließend auch noch aus der Villa in Tamminiemi eine Vase gestohlen hatte, die ein persönliches Geschenk von Kim Il Sung, Hoffnung und Liebe des koreanischen Volkes, an das finnische Staatsoberhaupt Urho Kekkonen gewesen war. Wo mochte die Alte jetzt sein, war sie überhaupt noch am Leben? Wie könnte er sie finden? Wahrscheinlich müss-te er einen Privatdetektiv engagieren. Dann wurde ihm plötzlich klar, wer am besten geeignet wäre, den Aufenthaltsort der Frau zu ermitteln, nämlich Stadtvogt Heikki Juutilainen. Wer, wenn nicht der Gerichtsvollzieher, findet einen armen Menschen, auch wenn der sich noch so gut versteckt hat. Juutilainen versprach, sich darum zu kümmern.
Aatami mietete einen Hubschrauber und flog mit Eeva nach Rymättylä. Er sah nach seiner alten Schwester und machte mit ihr einen Rundflug über das Schärengebiet, sie besuchten auch ein paar Außenklippen, auf denen die Schwester zuletzt in den 50er Jahren mit dem Vater geangelt hatte. Dann inspizierte er mit dem Bürgermeister den Ort, um ein geeignetes Grundstück für die Akkufabrik zu suchen. Er fand es im Hafen Röölä, wo die Kommune ein neues Industriegebiet geplant hatte. Dort gab es bereits einen Trawlerhafen und ein paar Industriehallen, Getränke-und Konservenfabriken sollten folgen. Aatami kaufte sechzehn Hektar der nörd-lich des Hafens gelegenen Feldfläche, ein schönes Ge-lände. Er versprach dem Bürgermeister, dass dort bin-nen kurzem die Versuchsfabrik emporwachsen würde.
Aatami bezahlte natürlich auch alle seine Schulden. Seine Exfrau Laura und deren Ehemann Esko Loittoperä verlangten, unter Hinweis auf Aatamis ver-besserte wirtschaftliche Situation, eine Erhöhung der Alimente. Er bot ihnen eine einmalige Zahlung von einer Million Mark an, aber das reichte den Loittoperäs nicht. Als Juristin verbot Eeva ihm, mehr zu zahlen, denn das zusätzliche Geld würde nicht den Kindern zugute kom-men, sondern Esko Loittoperä zu einem höheren Lebensstandard verhelfen. Eeva schickte Sicherheitsmann Hannes Heikura mit der entsprechenden Information zu dem Sportlehrer. Offensichtlich kam die Botschaft an, denn danach herrschte Ruhe an dieser Front.
Zur Unterstützung verfolgter Völker spendeten Aatami und Eeva zehn Millionen Mark. Angesichts der großen Not war es nur eine kleine Summe. Doch besser als gar nichts. Mit dem Geld konnte den Niloten, den indischen Adivasen, den Armeniern, den Südmolukken, den Be-wohnern Ost-Timors, den Kurden, den Tamilen, den Tibetern, den Pygmäen, den Indianern, den Aborigines, den Basken und den jugoslawischen Muslimen geholfen werden. Aatami und Eeva schickten die Summe dem Internationalen Roten Kreuz zur weiteren Verwendung zu.
Die finnischen Arbeitslosen durften ebenfalls nicht vergessen werden. Die Arbeit an sich ist ja kein Zucker-schlecken, im Allgemeinen ist sie eine Belastung und leidige Pflicht, aber sie hat durchaus ihr Gutes: Für die Arbeit wird Lohn gezahlt, bares Geld also, und Geld braucht man zum Leben. Für manche Menschen ist Arbeitslosigkeit ein ganz willkommener Zustand, sie lieben den Müßiggang, aber wenn kein Geld fürs Essen mehr da ist, vergeht ihnen der Spaß. Aatami beschloss, den in Bedrängnis geratenen Arbeitslosen irgendwie zu helfen.
Suppenküchen wie zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise waren längst überall im Land eingerichtet worden, aber in der Öffentlichkeit zu essen demütigte die Arbeitslosen nur unnötig. Sie empfanden es sicher
Weitere Kostenlose Bücher