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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Adelheid gewöhnte sich allmählich an ihren einsam verlaufenden Alltag. Abends allerdings fehlte ihr der Spaziergang mit Folkmar und die Nächte in dem großen Bett waren lang und kalt. Der erste Bote, der vom Kloster kam, brachte nur gute Nachrichten. Beringar schrieb ausführlich und mit schmückenden Details, Folkmar fühle sich wohl und sein Gedächtnis mache Fortschritte. Auch frage er oft nach ihr und nach seinen Kindern. Von sich selbst schrieb er nur, dass er begonnen habe, alte Schriften zu kopieren, die sehr interessant wären.
    Mitte Juni traf ein Bote aus Walkenried mit traurigen Neuigkeiten ein, Folkmars Vater war nach völliger geistiger Verwirrung gestorben. Er hatte den plötzlichen Tod seiner Frau vor Jahren nie verwunden.
    Adelheid beschloss, nach Huisburg zu reiten, um ihrem Gemahl diese unangenehme Botschaft selbst zu übermitteln. Folkmar war von zwei Brüdern der Erstgeborene und würde als solcher auch den Hof und die zugehörigen weitläufigen Ländereien und Dörfer erben. Das Gut Walkenried wurde bereits seit längerer Zeit von einem tüchtigen Verwalter bewirtschaftet und brachte ansehnliche Erträge. Während der Reisevorbereitungen grübelte sie immer wieder über Zusammenhänge zwischen der geistigen Erkrankung ihres Schwiegervaters und Folkmars Gedächtnisverlust nach. Sollte diese Erscheinung vererblich sein?
    Obwohl sie zwei Tage im Sattel sitzen würde, bestand sie darauf, ohne Kutsche zu reisen. Sie wollte einen Sattel unter sich und den Sommerwind um die Nase spüren. Außerdem fühlte sie sich auf einem Pferd sicherer als in dem schwerfälligen Wagen, in dem sie bei einem Überfall in der Falle säße. So ließ sie Thymbos satteln, ein Packpferd trug etwas Proviant, das leichte Gepäck und einige zusätzliche Waffen. Eine Zofe als Begleiterin lehnte sie ab, sie fürchtete mit zuviel Leuten im Gefolge nur langsam voranzukommen. Sechs Reisige hatte Ludwig zu ihrem Schutz abkommandiert, obwohl sie protestiert hatte. Was sollte sie mit so vielen Soldaten? Doch ihr Sohn bestand darauf. Seufzend gab Adelheid schließlich nach. In letzter Zeit genoss sie die Selbständigkeit Ludwigs immer mehr, sie war müde geworden und überließ ihm gern die meisten der die Burg oder das Land betreffenden Entscheidungen.
    Am Morgen des Heiligen Johannes ritt Adelheid bei strahlendem Sonnenschein mit ihrer Eskorte vom Hof. Es schien ein sehr warmer Tag zu werden, doch sie freute sich auf die Reise. Viel Abwechslung hatte ihr Leben in letzter Zeit nicht mehr zu bieten. So ergötzte sie sich an dem Anblick der blühenden Wiesen und des reifenden Getreides auf den Feldern. Hier und dort trafen sie auf Bauern bei der Heuernte, die sich ehrfürchtig verneigten, als sie der Herrin ansichtig wurden. Kleine Viehherden grasten an den Feldrainen, von Halbwüchsigen und barfüßigen Kindern gehütet, die der vorbeigaloppierenden Gruppe mit offenen Mündern nachstarrten und erst im Nachhinein ans Grüßen dachten. Adelheid ließ Thymbos freien Lauf, der Hengst war eigensinnig und mochte es nicht, wenn er gegängelt wurde. Doch das war nicht nötig, er spürte, dass Adelheid es eilig hatte. Von selbst ging er in einen schnellen Galopp über und der Wind tat ihr gut in ihrem von der Aufregung erhitzten Gesicht. Fast hätte sie laut gejubelt vor Vergnügen, doch sie beherrschte sich und lachte nur leise in sich hinein. Die Pferde der Begleitmannschaft stammten alle aus der lareschen Zucht, deren Stammvater Diabolus war, so dass sie das Tempo problemlos mithalten konnten. Dementsprechend kamen sie fast so schnell voran wie päpstliche Eilboten. Die stolze Burg Nordhusen ließen sie zu ihrer Rechten unter der höher kletternden Sonne liegen und bereits nach wenigen Stunden erhoben sich die samtgrünen Harzberge direkt vor ihnen. Um den Pferden vor dem schwierigen Gelände noch etwas Ruhe zu gönnen, ritten sie im gemäßigten Tempo weiter und tauchten bald in die schattigen und dunklen Täler des Harzes ein. Links und rechts vom Weg erhoben sich schroffe schwarzglänzende und mit Flechten überzogene Felsen, auf denen in atemberaubend schwindelnder Höhe knorrige Fichten und Krüppelbirken Halt suchten und sich mit aller Kraft ihrer Wurzeln gegen den zausenden Wind behaupteten.
    Der Handelsweg, der durch das Tal führte, verband die Stadt Magdeburg mit Nordhusen und war daher gut ausgefahren. Einige Male überholten sie Kaufmannszüge oder auch fahrende Sänger und Gaukler, die mit ihren schweren Wagen nur langsam

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