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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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hinab. Offenbar litt er an einem chronisch kranken Magen, denn er hatte seine linke Hand wie schützend auf dem Bauch liegen und als er sprach, glaubte Adelheid trotz der gebührlichen Entfernung fauligen Atem zu riechen. Abt Altfried leitete das Kloster seit dreißig Jahren und seine Autorität umgab ihn wie eine undurchdringliche Wand aus kaltem Glas.
    Für einen Augenblick kam sich Adelheid in dem kargen Raum unter diesem strengen Raubvogelblick klein und unbedeutend vor. Doch sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und brachte mit stolz erhobenem Kopf ihr Ansinnen vor, in einer dringenden Angelegenheit Mann und Sohn sehen zu wollen.
    Der Abt musterte sie eine Weile ungnädig und entgegnete mit gequältem Gesichtsausdruck: „Ich hoffe sehr, hohe Frau, Euch ist gegenwärtig, dass Euer Sohn Beringar als Novize keinen Besuch empfangen darf. Er wird das Gelübde ablegen und soll sich bereits jetzt von der Welt zurückziehen. Euer Gemahl dagegen ist unser Gast, er möge empfangen, wen immer er will.“
    Adelheid, die sich über seinen unverschämten, geradezu erniedrigenden Ton empörte, trat einen Schritt nach vorn und fauchte: „Es handelt sich, wie ich bereits sagte, um eine äußerst wichtige Obliegenheit, die auch meinen Sohn betrifft und ich bestehe darauf, ihn zu sehen!“ Der Adlerblick durchbohrte sie fast spürbar, als der Abt unbeeindruckt auf sie zutrat. „Wisset jedoch, dass Ihr als Frau“ – er spie dieses Wort aus wie ein Insekt, welches einem unverhofft in den Hals gelangt ist – „Euch nur in der Besucherzelle aufhalten dürft.“
    Mit der freien Hand winkte er ohne weitere Worte einem kleinen Mönch, der wie ein in eine Kutte gewickeltes Weinfass herangewackelt kam und beim Laufen hilflos mit den viel zu kurzen Armen ruderte. Er trippelte schnaufend vor ihr einen langen Gang entlang, der in regelmäßigen Abständen von starken Holztüren und festgemauerten Rundbögen unterbrochen wurde, und führte sie ins Hospiz, wo es mehrere kleine Schlafräume für Besucher gab. Dort wies er sie an, in Folkmars Zelle zu warten.
    „Die Vesper wird gerade gelesen, hohe Frau. Euer Gemahl wird sicher bald kommen.“ Sein Gesicht wurde noch runder, als er ihr entschuldigend zulächelte.
    Adelheids Blick wanderte zu dem Lager hinter der Tür, auf dessen Strohunterlage eine säuberlich gefaltete derbe Wolldecke lag. Sie meinte, Folkmars vertrauten Geruch in dem ansonsten sehr unpersönlich wirkenden Raum zu erkennen. Über einem grob gezimmerten Tisch ließ ein kleines Fenster, durch das Baugeräusche drangen, das Tageslicht hinein. Neugierig reckte sie sich und sah hinaus. Tatsächlich erblickte sie eine große Baustelle, die ihr bei der Ankunft nicht aufgefallen war. An der Ostseite einer kleinen zweistöckigen Kapelle hatten Arbeiter eine große Grube ausgehoben und etliche Steinmetze waren mit zahlreichen Gehilfen und Handlangern dabei, mehrere Fuß starke Mauern aus dem Erdreich hochzuziehen. Sie musste sich weit über die breite Fensterbank lehnen, um noch mehr sehen zu können. In entgegengesetzter Richtung lag neben einer großen, aber ausgetrockneten Zisterne ein sehr ordentlich angelegter Garten, in dem einige Mönche mit krummen Rücken Unkraut zupften. Aus dieser Entfernung erinnerten sie an scharrende braune Hühner, die im Erdreich nach Regenwürmern suchten.
    Plötzlich hörte sie die Tür hinter sich knarren und wandte sich erwartungsvoll um. Folkmar und zu ihrer Überraschung auch ihr Sohn betraten die Zelle und sie fiel beiden strahlend vor Freude um den Hals.
    „Mutter! Wie kommt Ihr denn hier her?“, entfuhr es Beringar, der die typische Leinentunika eines Mönches trug und sich äußerlich nicht mehr von den Brüdern unterschied, denen sie auf dem Hof des Klosters begegnet war.
    „Auf dem selben Weg, den ihr genommen habt, nur nicht mit dem Wagen, sondern zu Pferd!“, entgegnete sie triumphierend, während sie ihren Mann betrachtete. Er schien im ersten Moment eher verwirrt, denn überrascht gewesen zu sein, doch hatte er sich sogleich gefangen und lächelte glücklich. Sie reichte ihm ihre Hand, während sie auf dem Schlaflager Platz nahmen, das neben einer Truhe und dem kleinen grob gezimmerten Tisch das einzige Möbelstück im Raum war.
    Beringar wandte sich taktvoll zur Tür: „Ich lasse Euch wohl am besten allein.“
    „Noch einen Moment! Was ich deinem Vater mitzuteilen habe, sollst auch du wissen.“
    Die Worte vorsichtig wählend, berichtete Adelheid von den Geschehnissen

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