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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Sie wollte aufspringen, doch ein grausamer Schmerz in ihrem rechten Fuß ließ sie zusammensinken. Plötzlich zogen die Erinnerungen wie einzelne Bilder an ihr vorbei. Der stürzende Körper des Fuhrknechts, der dahinrasende Wagen, verwischte Konturen von Baumstämmen, ihr Fuß unter der Truhe, Helisende beim Versuch die Decke vom Wagendach zu entfernen …
    Ungeachtet der Schmerzen, die in heftigen Wellen in ihrem Bein heraufschlugen und ihr die Luft nahmen, kroch sie auf allen Vieren durch die Trümmer, näher zum Baum. Hastig zerrte sie Bretter auseinander und warf Kleidungsstücke zur Seite. Sie fand ein Stück der blauen Suckenie, die Helisende getragen hatte. Plötzlich hörte sie oben am Hang Stimmen. Angstvoll hielt sie inne und lauschte. Freund oder Feind?
    Sich vorsichtig duckend spähte sie unter den Wagenresten hindurch. Zwischen den nassgrauen Baumstämmen sah sie helle Flecken auf sich zu kommen. Zisterzienserkutten! Sie schloss für einen Moment die Augen und atmete auf.
    „Hierher!“, rief sie, doch es drang kaum mehr als ein erschöpftes Krächzen aus ihrer Kehle.
    Bruder Blasius war der erste, der sie sah, als er mit seinen hüpfenden Schritten um den Wagen herumkam.
    „Frau Adelheid, Ihr lebt! Gepriesen sei der Herr!“ Er winkte den anderen zu.
    „Ihr müsst meine Tochter suchen!“, flehte sie.
    Bruder Bernhard eilte mit besorgter Miene zu ihr und kniete bei ihr nieder.
    „Seid Ihr wohlauf?“
    „Mein Fuß ist wahrscheinlich gebrochen, aber Helisende …! Ich konnte sie nicht finden.“ Sie sah, wie sein Gesicht die Farbe seiner Kutte annahm. Inzwischen waren auch einige der lareschen Männer an der Unglücksstelle angelangt und gemeinsam begannen sie, die Trümmerteile vorsichtig beiseite zu räumen.
    „Seid vorsichtig, sie könnte hier irgendwo –.“ Bernhard wurde abrupt unterbrochen.
    „Ich sehe sie! Sie liegt unter dem Wagen, wir müssen ganz behutsam sein! Fasst mit an, aber sachte!“ Es war Bruder Gerhart, der mit seiner enormen Kraft die Grundplatte des Wagens angehoben hatte.
    Adelheid sah mit bangen Blicken zu, wie die Männer das Unterteil gemeinsam hielten und Bruder Bernhard darunter kroch, um ihre Tochter hervorzuziehen. Als er mit der jungen Frau auf den Armen durch den Wald ging, um sie an der Seite auf eine moosbewachsene Stelle zu betten, ahnte auch der letzte unter den Mönchen, wie es um die beiden jungen Menschen bestellt war. Tränen liefen über Bernhards Wangen, als er sein Ohr an ihren Mund hielt.
    „Sie atmet!“, rief er dann erleichtert und tastete ihre Gliedmaßen nach Brüchen ab.
    Adelheid fühlte sich verzweifelt hilflos. Sie wollte ihrer Tochter helfen, doch wie? Bruder Gerhart brachte sie hinüber zu der Bewusstlosen. Die anderen Männer begannen sofort, noch brauchbare Stücke der Ausrüstung zu sammeln und nach oben zu tragen.
    „Wir müssen unverzüglich weiterreisen“, betonte Bernhard und steile Sorgenfalten bildeten sich auf seiner Stirn. „Wir haben sie zwar geschlagen, aber wir wissen nischt, wie viele sie tatsächlich sind und ob sie nischt sammeln ihre Kräfte und kehren zurück.“
    Nach einer Weile intensiven Nachdenkens fuhr er fort: „Wir werden Euch auf eine andere Wagen betten und weiterfahren.“
    Adelheid nickte stumm. Etwas anderes kam ohnehin nicht in Frage. Bruder Gerhart trug sie nach oben, über seine Schulter konnte sie Bernhard mit Helisende auf den Armen vorsichtig über morsche Baumstämme klettern sehen. Die anderen Männer schleppten noch immer Teile des Gepäcks zum Weg hinauf, die verhängnisvolle Truhe war bei dem Aufprall sogar heil geblieben. Ein Knecht hatte unten im Grund das Vierergespann eingefangen. Bis auf das Sattelpferd mit dem Pfeil in der Kruppe schienen sie unverletzt. Adelheid sah die Angst in den Augen der Tiere und das nervöse Zittern ihrer Beine. Als Gespann würden sie vorläufig nicht zu gebrauchen sein. Doch das waren Probleme, um die sie sich später noch Gedanken machen konnte. Viel wichtiger war jetzt das Wohl von Helisende und den Männern, die mit ihr gemeinsam diese Reise angetreten hatten. Auf halber Höhe fanden sie den Fuhrknecht mit dem Pfeil im Nacken. Der Mann war tot. Adelheid bedeutete Gerhart, er möge sie kurz absetzen. Wie es schien, hatte sich der Körper während der wilden Fahrt vom Zaumzeug losgerissen und war dann vom Wagen überrollt worden. Adelheid betete gemeinsam mit dem Mönch für das Seelenheil des Mannes, dann wandte sie den Blick von dem geschundenen Leichnam

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