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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
Autoren: Simone Knodel
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verriegelte. Bruder Bernhard kam ihr mit sorgenvollem Gesicht entgegen.
    „Wir müssen umkehren sofort, die Baum ist gefällt worden. Er liegt nicht zufällig hier. Es handelt sich um die Falle von Straßenräubern!“
    Helisende sah, wie sich die Bewaffneten unter ihrem Führer zum Schutze der Gruppe vorn im Tal zusammenscharten. Mit scharfem Blick suchte sie die dicht bewachsenen Berghänge ab. Sie erspähte jedoch nichts Ungewöhnliches und außer dem beständig herab prasselnden Regen war auch nichts zu hören.
    „Warum greifen sie nicht an?“ Sie flüsterte unnötigerweise und ihre Nackenhärchen stellten sich auf. Unbewusst griff sie nach dem Messer, das sie im Gürtel trug.
    „Ich weiß nischt. Vielleicht holen sie Verstärkung aus ihrem Unterschlupf. Das ist unsere Chance. Wir müssen hier weg, sehr schnell, in offenes Gelände, wo wir uns verteidigen können.“ Er trat beiseite, um die quälend langsam umkehrenden Maultiere vorbei zu lassen.
    „Ich kümmere mich um unseren Wagen!“, rief Helisende ihm zu und rannte zurück.
    Es erwies sich als ein großes Problem, in dem engen Tal die Wagen zu wenden. Ein Stück mussten die Pferde rückwärts gehen, was bei dem allgemeinen Durcheinander beinahe dazu geführt hätte, dass sie mit panischem Wiehern und rollenden Augen in den Wald hinein durchgegangen wären. Doch die Fuhrknechte konnten sie beruhigen, obwohl ihnen selbst die Stimme zitterte und sie mit ängstlichen Blicken die Hänge absuchten. Nach einer schier ewigen Zeitspanne waren alle vier Wagen gewendet und holperten eilig den Weg zurück. Die Mönche waren bereits voraus, der Trupp der Bewaffneten bildete am Ende des Zuges ein Schutzschild. Die Männer saßen mit blankgezogenen Schwertern auf ihren Rössern. Niemand achtete mehr auf den Regen. Der morastige Pfad zog sich gleich einem schmalen Balkon leicht ansteigend auf halber Höhe am Berghang dahin. Links ging es hinauf zum Kamm, rechts stiegen die schlanken Baumstämme hinab bis in einen wegen des Gestrüpps unsichtbaren Grund.
    Die Angreifer kamen, als der Trupp beinahe das offene Gelände erreicht hatte. Die vorn reitenden Mönche stoppten plötzlich ihre Tiere und wiesen nach oben in den Wald, wo sich Bewegung abzeichnete. Bruder Bernhard, der hinter Adelheids Wagen ritt, stieß einen Fluch aus, den zwar niemand verstand, aber jeder ahnte, dass es keine Worte waren, die für gewöhnlich aus dem Munde eines Mönches drangen.
    „Nur wenige Momente später, dann wären wir aus die Wald hinaus gewesen!“, zischte er, nachdem er einen um Vergebung bittenden Blick zum Himmel geschickt hatte. Über seinem Sattel lag eine grob behauene, aber gefährlich spitze Lanze, die sonst zur Jagd von Wildschweinen diente. Während er sein Pferd am Wagen vorbeidrängte, packte er die Waffe fester und rief den Frauen über die Schulter zu: „Ihr bleibt in die Wagen und zeigt Euch nicht!“
    Helisende sah ihn davonreiten und schüttelte den Kopf. „Glaubt er, ich werde mich feige verstecken?“
    Bevor Adelheid etwas erwidern konnte, drang aus dem Wald über ihnen markerschütterndes Geschrei. Es klang wie Geheul von einem Rudel Wölfe und war ein bestialisches Gebrüll aus vielen rauen Männerkehlen, sodass die beiden Frauen sich unwillkürlich an den Händen fassten. Doch der Moment der Angst war schnell vorüber. Mit entschlossenem Blick zog Adelheid Folkmars Schwert aus ihrem Mantel. Sie hatte es bereits während der gesamten Reise getragen. Helisende hatte neben ihrem Messer noch ein einfaches kurzes Schwert zur Verfügung, außerdem lag die Armbrust griffbereit auf der Sitzbank.
    Das triumphierende Gewieher von Hengsten, die fremde Artgenossen in der Nähe witterten, schallte durch den Wald und vermischte sich mit dem Geheul der Männer und dem klagenden Geräusch der unzähligen Regentropfen zu einer schaurigen Kulisse. Wegen des dichten Unterholzes sahen sie die Angreifer erst im letzten Moment. Sie kamen breit gestreut den Hang hinunter, zum Teil auf dürren Pferden, zum Teil auf bloßen Füßen. Es waren zerlumpte Gestalten, mit zottigen Bärten und struppigem Haar und sie konzentrierten sich zunächst auf die Mönche, die am weitesten vorn ritten. Anscheinend wollten sie verhindern, dass die Männer den Wald verließen. Die bewaffneten Reiter, die als Nachhut den Tross von hinten gesichert hatten, mussten sich nun erst nach vorn durchschlagen. Doch die Mönche waren kräftige Männer, gestählt durch harte Arbeit und nicht so schlecht ernährt
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