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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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gewesen.
    Direkt unter ihr, am Fuße des gewachsenen Kalksteinfelsens, war das Gelände kahl und übersichtlich. Es wurde von den Bauern ständig freigeschlagen, damit niemand sich ungesehen der Burg nähern konnte. Doch nutzen würde das einem Eindringling nichts, denn selbst wenn er den Felsen bezwingen könnte, spätestens an der mächtigen Mauer, die unmittelbar darauf stand, würde er kläglich scheitern. Von der nördlichen Seite her brauchte die Burgbesatzung nichts zu befürchten.
    So schwer es ist, hier hinaufzukommen, schoss es Adelheid durch den Kopf, so einfach wäre es dagegen, jetzt hinunter zu fallen. Ein kurzer Moment – doch bereits während sie diese Gedanken hegte, wusste sie, dass sie dazu nicht fähig wäre. Schon auf dem Straußberger Bergfried hatte sie das erkannt. Sie würde kämpfen. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!
    Wieder spürte sie eine leichte Hand auf der Schulter, doch diesmal erschrak sie nicht. Magdalena kletterte auf die Mauer und ließ sich neben ihrer Herrin auf dem kühlen Stein nieder. Fragend sah sie zu ihr auf. Adelheid nickte ihr beruhigend zu. „Ich habe sie gewarnt. Mehr können wir nicht tun. Jetzt müssen wir abwarten.“
    Magdalena blickte in westliche Richtung, dorthin, wo früher die Hütte ihrer Mutter gestanden hatte. Ihr Blick zeigte keine Erleichterung.
    Der Abend schleppte sich dahin, und in der folgenden Nacht tat kaum jemand von den Zurückgebliebenen auf Lare ein Auge zu. Am Morgen traf ein Bote ein, der berichtete, die Mülhuser wären belagert, es gäbe jedoch keine Anzeichen einer Kapitulation. Im Gegenteil: Als Antwort auf Graf Beringers Forderung nach dem Vieh hätten die Städter ihnen einen verstümmelten Hund über die Mauern geworfen, mit der Botschaft, sie würden so entstellt wie dieses Tier nach Hause reiten, wenn sie nicht sofort abziehen würden. Auf Adelheids bange Frage hin wusste der Bote, dass Graf Beringer, sein Sohn Ludwig sowie seine engsten Freunde, wozu er wohl auch Ritter Dietmar zählte, wohlauf seien. Nachdem der Mann verköstigt und mit einem frischen Pferd versehen war, trat er den Rückweg an.
    Der Tag verstrich, ohne dass es weitere Neuigkeiten gab. Adelheid verging fast vor Angst und Ungewissheit. Entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten lief sie mehrmals in die Kapelle, legte sich vor dem Altar auf den kalten Boden und flehte Gott um Hilfe an. Sie bat um Gnade für Graf Beringer, für ihren Bruder, für Gernot. Ihren Ehemann erwähnte sie nicht ein einziges Mal.
    Am Abend beriet sie mit Johannes, wie sie ihrem Vater helfen könne. Der junge Mann erbot sich, am nächsten Morgen die freien Bauern des Dorfes Gebra um Hilfe zu bitten. Im ersten Morgengrauen ritt er los. Adelheid wollte ihn zunächst begleiten, entschied sich dann jedoch, auf der Burg zu bleiben, um eventuelle Neuigkeiten abzuwarten. Bereits zwei Stunden später kam ein halbwüchsiger Bauernjunge abgehetzt auf dem Innenhof an, Johannes hatte ihn geschickt. Die Bauern waren sofort bereit gewesen, den Herrn von Burg Lare zu unterstützen, konnten sie doch in unsicheren Zeiten ebenso auf seine Hilfe rechnen. Der Junge berichtete, dass etwa zwei Dutzend mit Dreschflegeln und Sensen bewaffnete Bauern unter Johannes’ Führung über die Hainleite in Richtung Mülhusen zogen.
    Adelheid schöpfte neue Hoffnung, doch wieder hieß es warten. Am frühen Abend schließlich sprengte erneut ein Bote im scharfen Galopp über die Zugbrücke und sprang vorm Palas von seinem schaumbedeckten Pferd. Adelheid lief ihm sofort entgegen.
    Der Mann verlangte atemlos nach einem Krug Wasser, dann berichtete er: „Die Mülhuser sind aus der Stadt ausgefallen und haben uns geschlagen. Wir haben eine Stunde nach Mittag den Rückzug angetreten. Es gab viele Verletzte, auch einige Tote, aber keine Sorge – edle Frau – Euer Gemahl lebt und ist unversehrt.“
    Adelheid machte eine unwirsche Handbewegung und fragte: „Was ist mit meinem Vater, mit meinem Bruder Ludwig?“
    Der Bote verneigte sich leicht, froh darüber, nur gute Nachrichten aussprechen zu müssen: „Auch sie sind wohlauf. Ritter Gernot hat eine große Wunde am Arm, die wohl aber nicht sehr gefährlich ist.“
    Gernot! Hoffentlich behielt der Bote Recht und die Verletzung war tatsächlich harmlos.
    „Was glaubt Ihr, wann werden sie hier sein?“
    Der Bote überlegte kurz und sah nach dem Stand der Sonne. „Als ich losritt, waren unsere Männer kurz vor Keula. Der Ritter der Keulenburg trennte sich mit seinem Gefolge. Graf

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