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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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und mit einem selbstbewussten Kopfnicken verabschiedete sie sich von den Männern. Sie waren kaum außer Sichtweite der rings um das Lager verstreuten Wachen, als Johannes um eine kleine Pause bat. Verwundert musste Adelheid zusehen, wie er mit einem Messer seinem Pferd am linken Hinterhuf herumwerkelte.
    „Was tut Ihr da?“
    Johannes lächelte spitzbübisch. „Ich kuriere mein Pferd!“
    Er steckte sein Messer in die Satteltasche und saß wieder auf. Die Füchsin tänzelte munter um Diabolus herum, der interessiert an ihr schnüffelte.
    „Aber … sie lahmt gar nicht mehr!“
    Vergnügt lachend lenkte Johannes die Stute neben den schwarzen Hengst. Der Weg war breit genug, sodass sie nebeneinander reiten konnten. „Das ist ein alter Trick, Frau Adelheid. Den solltet Ihr kennen! Man steckt dem Pferd ein Steinchen oder einen kleinen Holzpflock zwischen Huf und Eisen. Das drückt natürlich unangenehm und das Tier schont den Huf. Es scheint zu lahmen und verschont damit den Reiter vor Dingen, zu denen er keine Lust hat.“
    Adelheid sah ihn erstaunt an.
    Johannes amüsierte sich köstlich. „Das Ganze war Ritter Gernots Idee! Er fürchtete, dass Euer Gemahl niemanden würde entbehren wollen, um Euch zu begleiten. Da er wusste, dass ich den Huftrick kenne, schickte er den Knappen zu mir.“
    Adelheid hatte endlich begriffen und musste wider Willen auch lachen. Ritter Gernot stieg immer mehr in ihrer Achtung.
    „Aber ich hätte doch wirklich allein reiten können! Ich wüsste kein Pferd, dass es mit Diabolus aufnehmen könnte. Er würde allen davonlaufen.“ Stolz reckte sie sich und klopfte dem Hengst den Hals.
    „Da habt Ihr sicher Recht“. Johannes duckte sich, um einem weit herunterhängenden Buchenzweig auszuweichen. „Bedenkt jedoch, dass Räuber und Wegelagerer stets im Hinterhalt lauern. Selbst Euer Pferd hätte keine Chance, wenn sie Euch in eine Falle locken.“
    Adelheid nickte. „So war es gewiss auch bei Fortunata, sie hatte keine Möglichkeit zu entkommen. Wie furchtbar!“ Plötzlich war sie doch froh, nicht allein reiten zu müssen.
    Wie um die schwermütigen Gedanken abzuschütteln, blickte sie Johannes herausfordernd an und fragte: „Ist Euer Pferd wieder völlig in Ordnung?“
    „Aber gewiss!“, beteuerte er und bereute es im selben Moment, denn sie lächelte schelmisch, drückte Diabolus ihre Fersen in die Weichen und rief ihm über die Schulter zu: „Wer zuerst auf Lare ist!“
    Der Hengst stürmte los und Johannes unterdrückte einen Fluch, dann ließ auch er seinem Tier freien Lauf. Dieses hatte genug Ehrgeiz, die Verfolgung von selbst aufzunehmen, doch obwohl er im Gegensatz zu der Reiterin über Sattel und Steigeisen verfügte, wurde der Abstand zu ihr beängstigend schnell größer.
    Keine leichte Aufgabe, diese Frau zu bewachen, schoss es ihm noch durch den Kopf, dann konzentrierte er sich vollkommen auf den Ritt.

A uf dem Innenhof der Burg Lare herrschte drückende Stille. Ab und zu drang ein schwaches Klappern aus dem Palas, wo die Mägde dabei waren, den Saal aufzuräumen. Adelheid hatte sich vom schweißtriefenden Johannes verabschiedet, wenig zufrieden über ihren leichten Sieg. Die Pferde wurden von Rodin versorgt, Magdalena oder Alwina waren nirgends zu sehen. So lief sie über den Hof zu ihrem verschwiegenen Plätzchen auf der Mauer. Einige Knechte beseitigten die Pferdeäpfel auf dem Pflaster. Der Schmied hatte den Schleifstein zurück in die Waffenkammer gehievt, der Alltag war scheinbar eingekehrt.
    Sie kletterte auf die Mauerkrone und ließ die Beine baumeln. Doch auf das Glücksgefühl, das sie immer durchströmt hatte, wenn sie hier oben saß, wartete sie umsonst. Das kleine Tal mit seinen grünen Baumwipfeln, an dessen Ende abends die Sonne unterging, das ausgedehnte weitere Tal des Wipperflusses, ja selbst der Blocksberg am diesigen Horizont, alles schien wie immer. Und doch war nichts mehr so, wie es gewesen war. Die herrlich unbeschwerte Zeit ihrer Kindheit war abrupt beendet, das begriff sie plötzlich, während ihre Hände sich an den warmen Kalkstein klammerten. Gefährlich weit beugte sie sich nach vorn. Früher hatte sie so mit Ludwig getestet, wer am mutigsten war. Sie hatten sich auf den Bauch gelegt und ihren Oberkörper so weit wie möglich vorgeschoben. Sie hatte es bis zum Oberschenkel geschafft und damit gewonnen. Dafür hatte sie am Abend eine gehörige Tracht Prügel vom Vater bezogen, nachdem Ludwig sie verpetzt hatte. Dabei war er nur neidisch

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