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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Beringer schickte mich vor, um Euch zu beruhigen, der Tross kommt wegen der Verletzten nicht sehr schnell vorwärts.“
    „Wo werden sie entlang ziehen? Ich könnte ihnen entgegenreiten. Doch – nein! Ich muss hier alles vorbereiten, damit die Verwundeten versorgt werden können. Nur gut, dass Magdalena hier ist.“
    Adelheid hatte zwar vorwiegend mit sich selbst gesprochen, doch der Bote fühlte sich trotzdem verpflichtet, ihr zu antworten.
    „Nun edle Frau, ich denke, sie müssen den direkten Weg durchs Helbetal nehmen. Für einen Rückzug mit Verletzten ist es der kürzeste Weg, auch wenn sie dabei nicht umhinkommen, den See im Feuergrund zu überqueren. Doch es sind genug Flöße dort vertäut, ich selbst bin über den See gekommen. Ich schätze, in drei bis vier Stunden dürften sie hier sein.“ Er nahm noch einen langen Zug aus dem Wasserbehälter und Adelheid fiel erst jetzt auf, wie erschöpft der Mann aussah.
    „Lasst Euch in der Küche mit Essen versorgen und ruht Euch aus. Ich werde alles für die Rückkehr der Verletzten vorbereiten!“
    Ihr erster Weg führte sie in die Kemenate. Dort mobilisierte sie die Frauen, Verbandmaterial aus Linnen herzustellen und unter Magdalenas Anleitung Kräutersude zum Auswaschen der Wunden vorzubereiten. Die wenigen Soldaten, die noch auf der Burg verblieben waren, um deren Sicherheit zu garantieren, mussten doppelt aufmerksam Ausschau halten und den Knechten befahl sie, im Saal notdürftige Lager herzurichten.
    Ohne darüber nachzudenken, arbeitete Adelheid unermüdlich wie ein Mühlwerk und ohne dass es ihr bewusst wurde, befolgte das Gesinde ihre umsichtigen Befehle sofort und widerspruchslos. Ab und zu lief sie hinauf in die Kemenate, um sich bei Alwina Rat zu holen.
    Magdalena stand in der Küche vor einer kleinen Auswahl verschiedener Leinenbeutelchen, die sie wohlweislich trotz des überstürzten Aufbruches vom Straußberg mitgenommen hatte. Sie sortierte die Pflanzenteile, die sie eventuell brauchen würde. Schmerzstillendes Johanniskrautöl fand sie zum Glück noch im Kräutervorrat von Lare, es musste sonst langwierig aus den frisch getrockneten Blüten hergestellt werden.
    Johannisblume, sehr zum Ruhme:
Öl stillt den Schmerz, Tee hebt das Herz.
    An die Stimme der Mutter in ihrem Hinterkopf hatte sie sich inzwischen gewöhnt. Sie half ihr, die wichtigsten Kenntnisse zu überprüfen. Die Frauenmantelblätter, die eine heilende Wirkung hatten und direkt auf die Wunde aufgelegt werden konnten, packte sie in den Korb, den sie später mit in den Saal nehmen wollte, wenn die Verwundeten ankamen. Getrocknete Beinwellwurzeln zerstieß sie mit einem Mörser und stellte sie bereit.
    Beinwell – heilet schnell.
    Bei Bedarf müsste sie dann nur noch mit heißem Wasser eine Paste anrühren und sie direkt auf die Wunde auftragen. Sie arbeitete ruhig und konzentriert, wie sie es von ihrer Mutter gesehen hatte, denn schon der geringste Fehler konnte fatale Folgen haben. Für stark verschmutzte Wunden lohnte es sich, Kamillenblüten bereit zu halten, denn die Kamille konnte Entzündungen verhindern. Nicht selten starb ein nur leicht Verletzter später noch am Wundbrand, weil die Verletzung nur unzureichend gereinigt worden war.
    Kamille richtig angewandt –
schützt das wunde Fleisch vor Brand.
    Die Mägde hinter ihrem Rücken schleppten Wasser und erhitzten es in Kesseln über dem Feuer. Sie schwiegen ehrfürchtig, wenn sie hereinkamen, um die junge Frau bei ihrer hochgeachteten Tätigkeit nicht zu stören.
    Während all der Betriebsamkeit verging die Zeit und als eine Magd erschien, um die Fackeln im Saal und auf den Gängen anzuzünden, wurde Adelheid schlagartig bewusst, dass die vom Boten veranschlagten Stunden längst verronnen waren. Sie stopfte gerade mit zwei Mägden Strohsäcke für die Lager, als sie sich abrupt aufrichtete und laut fragte: „Wo bleiben sie? Sie müssten längst hier sein!“
    Sie lief nach draußen und lauschte, doch vorn am Tor war alles ruhig. Sie formte die Hände zum Trichter, legte den Kopf in den Nacken und rief in die nächtliche Stille hinein: „Turmwächter, was siehst du?“
    Vom Bergfried herunter schallte es prompt: „Ich sehe nichts!“
    Obwohl die Sicht von dort oben trotz der fortgeschrittenen Dämmerung besser war als vom Tor aus, wollte sie nichts unversucht lassen und richtete dieselbe Frage noch einmal an den Torwächter. Doch hier blieb die Antwort aus. War er auf seinem Posten? Adelheid erinnerte sich wage, dass der

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