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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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vollführte eine beredte Handbewegung von ihrem Oberarm hinauf bis über die Schulter.
    „Sie meint, der Wundbrand war schon in der Schulter, es hätte nichts geholfen. Die Wunde war einfach zu groß!“, erklärte die Magd eifrig, obwohl Adelheid ihre Zofe auch so verstanden hatte.
    Sie schob den Schleier zur Seite und drückte Gernots Hand an ihre Wange. Tränen traten in ihre Augen. Warum er auch noch? Hatte es nicht genug Tote gegeben? Wieder bewegte der Kranke unruhig den Kopf und murmelte unverständliche Worte.
    „Hat er wenigstens keine Schmerzen?“, fragte sie besorgt.
    Magdalena deutete auf einen Becher mit einer grünlichen Flüssigkeit, der neben seinem Haupt auf einem kleinen Hocker stand.
    „Wenn er unruhig wird, geben wir ihm von diesem Tee zu trinken“, erklärte die Magd mit einem ehrfürchtigen Seitenblick auf Magdalena. „Er schläft dann gleich wieder tiefer und entspannter.“
    „Ich werde für ihn beten, mehr kann ich ohnehin nicht tun. Lasst mich sofort rufen, wenn sein Zustand sich weiter verschlechtert!“ Mit diesen Worten stand sie auf, legte die Hand des Ritters mit großer Sanftheit zurück und ging hinaus. Am Lager des Mundschenks saß niemand mehr, er war eingeschlafen.
    In die kleine Kapelle aus Holz drang nur wenig Tageslicht, denn die Fensterrahmen blieben auch im Sommer mit Pergament bespannt. Alle Kerzen waren heruntergebrannt. Adelheid entzündete eine, kniete vorm Altar nieder und betete. Inbrünstig wie kaum jemals zuvor, bat sie Gott, ein Leben zu schonen.
    „Allmächtiger Vater, ich bitte Euch erneut, erhöret mein Flehen. Dieser Ritter ist Euch stets ein guter Diener gewesen, erhaltet ihm sein Leben. Ich biete Euch meinen Glauben, ich biete Euch meine Treue. Lasst mir diesen Mann an Vaters Statt!“

    Wie viele Argumente sie noch anführte, um den allmächtigen Gott von der Notwendigkeit seines Tuns zu überzeugen, wusste sie später nicht mehr. Zur Bekräftigung richtete sie noch ein Gebet an die Mutter Gottes und entzündete eine weitere Kerze. Ein wenig beruhigt blieb sie vorm Altar knien, als könne sie den Herrn durch ihre bloße Anwesenheit an ihre Wünsche erinnern. Sie erwachte aus ihrer Versunkenheit, als die ersten Gläubigen die Kapelle betraten, um die Abendmesse zu hören. Da erst stand sie auf und ging zur vorderen Reihe, wo kurz darauf auch Graf Ludwig und die Trauergäste Platz nahmen.
    Am nächsten Morgen ging es auf dem Burghof schon recht früh sehr turbulent zu. Der Türmer hatte seinen Weckruf noch kaum geblasen, da herrschte bereits Andrang vor der Waffenkammer, wer zuerst kam, erstand die besten Waffen. Ausgegeben wurden vor allem Speere, Pfeil und Bogen und Armbrüste. Über Messer und Schwert verfügte jeder Ritter und Gefolgsmann selbst. Im Pferdestall wirbelten die Knechte durcheinander, um die Pferde ordnungsgemäß zu satteln. Die Unruhe auf dem Hof übertrug sich auf den Hundezwinger, wo die Meute bereits ungeduldig wartete, denn sie spürte sehr genau, dass es hinaus ging zur Jagd. Der alte Hofhund Greif jaulte herzzerreißend, als ahne er, dass er auch diesmal zurückbleiben müsse und Alwina keifte aus dem Fenster herunter, jemand solle endlich den räudigen Köter zum Schweigen bringen.
    Als Graf Ludwig die Pferde vorführen ließ, damit seine Gäste aufsitzen konnten, lief auch das Gesinde auf den Hof, um den Ausritt der Jagdgesellschaft zu sehen. Der Jagdmeister des Grafen hatte die Windhunde gekoppelt und führte sie mit einer Peitsche neben seinem Schimmel. Er erklärte den Männern, dass er bei Sonnenaufgang eine frische Hirschfährte gefunden habe, zu der er die Hunde jetzt führen wolle.
    Adelheid hatte die Nacht an Gernots Bett verbracht, damit die junge Magd schlafen konnte. Als sie die Jagdhörner auf dem Hof erklingen hörte, trat sie ans Fenster. Sie erkannte ihren Bruder Ludwig in einem stattlichen Jagdkostüm aus dunkelgrünem Samt. Auch die anderen Herren waren überwiegend in grün gekleidet. Die Fuchsstute mit Johannes im Sattel drehte ihren Kopf in Richtung Zugbrücke und wieherte laut, als wollte sie den Hörnern Paroli bieten. Doch als Adelheid erkannte, wen die Stute so freudig begrüßte, stockte ihr der Atem. Sie stieß einen halblauten Schrei aus und lehnte sich weiter aus dem Fenster. Ritter Dietmar kam auf den Hof stolziert, im kurzen grünen Rock, einen festen Ledergürtel um seinen üppigen Bauch geschnallt, woraus der Schaft eines Messers ragte. Doch was der Gesellschaft für einen Moment die Sprache

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