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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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hin.
    Jetzt war ihr klar, wie ihr Gemahl zu dem Pferd gekommen war. Sie lief hinaus und rief ein paar Knechte zusammen, die den alten Mann in die Kemenate brachten, wo er bei Magdalena in den besten Händen war. Die Zofe richtete die Nase so gut es ging, während Adelheid den Kopf des Alten hielt. Zu seinem Glück war er noch immer ohne Bewusstsein, so dass ihm die ärgsten Schmerzen erspart blieben. Dann bereitete die Zofe einen Brei aus schmerzstillenden Kräutern und strich die gleichzeitig kühlende Paste dick auf seine Nase. Anschließend kam ein Verband darüber, damit der Mann im Schlaf nicht die wirksame Salbe abwischen konnte.
    Händeringend watschelte Alwina die Treppe hinauf, lauthals jammernd, dass diese Hochzeit nur Unglück über die Burg gebracht habe. Adelheid lag schon eine bissige Bemerkung auf der Zunge, denn sie hatte der Amme nicht verziehen, dass sie nicht wenigstens versucht hatte, ihrem Vater diese Verbindung auszureden. Doch am Ende schwieg sie resigniert, was hätte es geholfen, die alte Alwina noch unglücklicher zu machen?
    In der Küche wurden Vorbereitungen für ein opulentes Abendmahl getroffen, wenn die Jagdgesellschaft mit dem erlegten Hirsch zurückkam – woran niemand zweifelte, da Graf Beringers Hundemeute sehr gut trainiert war – dann würden die Herren großen Hunger haben. Es wurden Spieße vorbereitet, an denen man Keulen und Lenden braten konnte, mehrere Feuerstellen glimmten bereits vor sich hin und sollten dann nur noch entfacht werden. Das Gemüse war geputzt und bereitgelegt, die Frau des Mundschenks hatte das Amt ihres Mannes übernommen, die roten und weißen Weine in Krügen aus dem Keller herauf zu schaffen.
    Als alles soweit vorbereitet war, begann das Warten.
    Am Nachmittag, etwa um die zehnte Stunde nach Sonnenaufgang, erschien ein Knappe mit zwei Packpferden auf der Burg und brachte den erlegten Hirsch. Wie es die Jagdzeremonie vorschrieb, war das Wild an Ort und Stelle im Wald kunstvoll zerlegt worden. Kopf, Hals und Schulterblätter hatten die Jäger auf ein Pferd gepackt, die Rippenstücke, die Brust und die Keulen trug das zweite Packpferd. Die weniger wertvollen Stücke hatten die Hunde bereits im Wald erhalten, als Belohnung für ihre gute Arbeit. Als der Knappe den Kopf des Tieres vom Pferd nahm, wurde er von allen bestaunt, denn es handelte sich um einen prächtigen Zwölfender.
    „Wo bleibt die Gesellschaft?“, fragte Adelheid. „Wie kann es sein, dass die Packpferde schneller sind als die Jäger?“
    Der Knappe fühlte sich recht wohl in seiner Rolle, war er sich doch der Aufmerksamkeit aller bewusst. Weitschweifig berichtete er: „Nachdem die Hunde das Gedärm gefressen hatten und die Siegesfanfare zum Heimreiten bereits geblasen war, stöberte der Leithund, den man noch nicht an die Meute gekoppelt hatte, einen Eber auf. Der Windhund hetzte ihn, und der Jagdmeister ließ die Meute wieder von der Leine. Die Herren jagen jetzt den Keiler, mir fiel die Aufgabe zu, das erlegte Wildbret hierher zu schaffen.“ Der letzte Satz klang eher bedauernd, sicher wäre der Knappe liebend gern bei der Wildschweinjagd dabei gewesen.
    „Auf, auf!“ Der Küchenmeister unterbrach den Redefluss und klatschte in die Hände. „Oder glaubt ihr, das Fleisch gart sich von selbst? Seht zu, dass die Feuer rot glühen, gebt das Gemüse in die Kessel und dann dreht die Spieße!“
    In Vorfreude auf das Essen, bei dem für das Gesinde stets mehr als genug übrig blieb, machten sich alle an die Arbeit. Adelheid lief wieder hinauf zum Lager des Ritters, dessen Zustand unverändert schlecht war. Hannes schlief noch immer. Um ihn machte sie sich vorerst keine Sorgen, er war fieberfrei und atmete ruhig. Der Mundschenk hatte seit gestern kein Fieber mehr, war aber noch sehr schwach. Sie war allein mit der Krankenbetreuung beschäftigt und hatte ihm einen Sud aus Anemonenwurzel eingeflößt, der ihn tief schlafen ließ. Die junge Magd musste in der Küche helfen und Magdalena hatte sich in ihre Schlafkammer zurückgezogen. Adelheid war der Meinung, ihre Zofe hätte nach den vielen durchwachten Nächten auch einmal Ruhe nötig. Doch als sie frischen Linnen für Verbände aus ihren Truhen holen wollte, fand sie die junge Frau vor einer brennenden Kerze auf dem Boden kniend. Sie hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und wiegte den Oberkörper rhythmisch nach vorn und hinten. Dabei murmelte sie unverständliche Dinge vor sich hin, wie eine brabbelnde Greisin ohne Verstand. Ihre Augen

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