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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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aufspüren.“
    Graf Ludwig zog sie sanft, aber bestimmt wieder nach unten. „Du wirst hierbleiben!“
    Sein Ton war jetzt autoritär und duldete keinen Widerspruch. Früher hatte Adelheid diesen Klang seiner Stimme gehasst, weil sie glaubte, er wolle sie bevormunden. Jetzt wusste sie, dass sie sich fügen musste. Ihr Bruder sprach unterdessen weiter: „Ich bin sicher, Johannes schafft das allein, oder besser gesagt, mit Hilfe seiner Stute. Er ist übrigens ein wackerer junger Mann, dieser Johannes, zum Glück ähnelt er seinem Onkel überhaupt nicht. Ich glaube, auf ihn kannst du dich stützen, wenn du Straußberg jetzt allein bewirtschaften musst.“
    Doch Adelheid hatte nur Gedanken für ihr Pferd. „Wie konntest du zulassen, dass Dietmar Diabolus reitet? Das musste schief gehen! Weißt du eigentlich, wie er den alten Hannes zugerichtet hat, der den Ritt verhindern wollte?“
    „Was ist passiert?“, fragte Ludwig erschrocken und in seiner Stimme lauerte das schlechte Gewissen. Adelheid fragte sich, warum wohl. Ob ihr Bruder gewusst hatte, was ihr Gemahl vorhatte?
    „Er hat ihm das Nasenbein gebrochen, ich konnte ihn noch nicht befragen, er schlief bisher.“
    „Er ist jetzt wach!“ Von der Treppe her antwortete eine unbekannte, jugendliche Stimme, die etwas brüchig klang, als wäre sie sehr lange nicht benutzt worden.
    Adelheid fuhr hoch wie vom Blitz getroffen und auch Graf Ludwig richtete sich überrascht auf. Am Fuße der steinernen Wendeltreppe, die hinauf zur Kemenate führte, stand Magdalena. Sie war außer dem Geschwisterpaar die einzige im Saal und sie musste diesen Satz gesagt haben!
    „Magdalena? Hast du gesprochen?“ Adelheid ging langsam und mit ungläubigem Gesicht auf das Mädchen zu.
    „Ja, Frau Adelheid, das habe ich.“ Magdalena räusperte sich, noch war diese Ausdrucksweise für sie sehr ungewohnt. „Verzeiht, dass ich Euch täuschen musste! Ich bin nicht stumm, doch ich hielt es für besser zu schweigen, um mein Leben zu schützen. Jetzt, wo Euer Gemahl nicht mehr am Leben ist –“
    „Woher weißt du das? Hast du uns belauscht?“, unterbrach Graf Ludwig sie ungehalten. Er fand das Verhalten der Zofe sehr sonderbar, wenn nicht sogar verdächtig.
    „Habt Ihr vergessen, dass ich manchmal Visionen habe? Ich habe den Tod Eures Vaters vorhergesehen, ich wusste auch, dass der Ritter stirbt.“ Sie sprach sanft, aber mit Bestimmtheit, so als seien sie gleicher Geburt und sie müsse sich keiner Autorität beugen.
    „Warum hast du uns nicht gewarnt, wenn du alles vorausgesehen hast?“, fauchte Graf Ludwig zornig ob dieses unverschämten Tones. Adelheid legte besänftigend die Hand auf seinen Ärmel.
    „Aber das habe ich getan!“, verteidigte sich die Zofe ruhig. „Ist meine Herrin Euch nicht nachgeritten, um auf die Gefahren des Kampfes gegen die Mülhuser hinzuweisen? Und was den Ritter Dietmar angeht, hätte ich Euch gewarnt – Ihr hättet mich zum Teufel gejagt!“
    Sie machte zwei Schritte nach vorn und ihre Stimme wurde leiser. „Habt Ihr nicht die Trauerfeier genutzt, ihn davon zu überzeugen,
dass er Diabolus reiten soll? Habt Ihr nicht dafür gesorgt, dass Euer
Jagdmeister Euch an das Dickicht führt, wo er den Keiler wusste?“
    Graf Ludwig war sprachlos. Die kleine stumme Zofe seiner Schwester entpuppte sich als sprechende Hexe, die Dinge sah und wusste, von denen er geglaubt hatte, niemand würde davon auch nur etwas ahnen!
    Adelheid blickte ihn fragend an. Da die Dienerschaft begann, die Tafeln für das Abendessen vorzubereiten, brachte er die beiden Frauen ins Schlafgemach des Vaters. Hier konnten sie reden, ohne neugierige Ohren fürchten zu müssen. Er setzte sich auf das Bett und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Adelheid kniete vor ihm nieder und stützte ihre Arme auf seine Knie. So konnte sie ihm nah sein und ihm in die Augen sehen.
    In ihrem Kopf wirbelten viele Fragen durcheinander und sie zögerte nicht, die erste zu stellen: „Hast du etwa all das inszeniert, um Dietmar zu töten?“ Auch sie sprach leise, als hätten selbst die dicken Steinquader in den Wänden Ohren.
    Er schüttelte den Kopf. „Zugegeben, Gernot und ich, wir hatten uns ausgemalt, wie es ablaufen könnte. Aber ich war überrascht, wie perfekt dieser Plan funktioniert hat. Es lief präziser ab, als wir es uns vorgestellt hatten. Wenn Gernot es nur gesehen hätte, er wäre stolz gewesen!“
    Adelheid schloss kurz die Augen und sah Gernot an der Weggabelung vorm Helbetal, wie er

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