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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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sprachen dafür, dass der Eismantel um ihre Seele zu schmelzen begann.
    Anfang März brachen die Schierenberger auf, um in ihr Dorf zurückzukehren und neu zu beginnen. Das Wetter hielt sich seit Tagen stabil, zwar war es nicht warm, aber doch trocken, so dass sie die Hütten im zerstörten Dorf in Ruhe ausbessern konnten. Sie trieben Rinder und Schweine vor sich her, darunter auch die Tiere, die sie bei ihrer Ankunft auf Lare dabei gehabt hatten. Das Vieh hatte den Winter recht gut überstanden und würde eine solide Grundlage für neue Herden sein. Obwohl Lare mit dem Futter streng hatte haushalten müssen, brauchte kein Stück unnötig geschlachtet werden.
    Sechs Bewaffnete ritten als Begleitschutz nebenher und sollten eine Zeit lang im Dorf verbleiben. Adelheid hatte gemeinsam mit Andreas und dem Dorfältesten Pläne für eine stärkere Befestigung ausgearbeitet, die den Schierenbergern zukünftig größere Sicherheit bieten würde. Eine Schutzmannschaft von der Burg wäre dann nicht mehr nötig.
    Nach den langen Winterwochen auf Lare fiel es den meisten schwer, die neu gewonnenen Freunde zu verlassen. Ein tränenreiches Abschiednehmen begann. Adelheid stand am Torhaus, und als Andreas mit einer mächtigen Tragekiepe auf dem Rücken an ihr vorüber ging, trat sie auf ihn zu. Er blieb stehen und eine verlegene Röte breitete sich über sein Gesicht aus. Adelheid reichte ihm die Hand und spürte wieder diese seltsame Vertrautheit zu dem jungen Bauern, der eine so geradlinige Sicht auf alle komplizierten Dinge des Lebens hatte.
    „Ich danke Euch noch einmal für Eure Ehrlichkeit, Andreas. Ich habe nur leider zu spät begriffen, was Ihr damals gemeint habt mit Euren Worten. Doch jetzt könnte sich alles zum Guten wenden …“ Lächelnd suchte sie den Blick seiner hellen Augen.
    Andreas lächelte nicht zurück. Ernsthaft musterte er sie und ihm fiel erneut auf, wie jung und zerbrechlich sie doch aussah. Das konnte nicht nur an dem ungewohnten Gebände liegen. „Ich hoffe es für Euch, Frau Adelheid. Was gut ist für Euch, das hilft auch uns!“ Er schwieg, denn er wusste nicht, was er noch hätte sagen sollen. Dann ließ sie seine Hand los und der Zauber war gebrochen. Er eilte seinen Leuten nach.
    Als Adelheid Stunden später an Folkmars Lager saß, erzählte sie ihm von Andreas und von dem Rat, den er ihr gegeben hatte.
    „Und wegen diesem Bauernjungen wolltet Ihr mit Macht einen Mann herbeischaffen?“ Folkmar hielt nicht viel von vorsichtigen Ausdrucksweisen, doch daran hatte sie sich gewöhnt.
    „Aber er hatte Recht! Die Burg braucht einen Mann, der sich Respekt verschaffen kann und vor dem alle zittern, auch die Strauchdiebe und Raubritter draußen vor ihren Toren.“
    „Ich möchte mich so gern bewerben“, seufzte Folkmar theatralisch und verdrehte die Augen, „doch ich müsste es ohne Pferd probieren. Mein letztes kam bei einem ähnlichen Versuch ums Leben. Doch ich habe die starke Hand, nach welcher Ihr sucht!“ Er hob seine gesunde Rechte und führte damit imaginäre Schwerthiebe in der Luft aus.
    Adelheid lachte. „Nur eine Hand und kein Pferd? Was seid Ihr für ein geringer Kandidat!“
    „Ihr habt die Krücken vergessen, mit denen ich laufen müsste! Außerdem – wer sagt, dass es zwei starke Hände sein müssen?“
    Eine Weile schwiegen sie beide, denn sie spürten, wie viel Wahres doch hinter den Scherzen versteckt lag. Sie horchte auf, als er eine Melodie vor sich hin summte, die ihr bekannt vorkam. „Was singt Ihr da?“
    „Ich weiß es nicht, die Weise spukt in meinem Kopf herum!“ Die steile Falte lief von seiner Nasenwurzel hinauf bis zum weißen Rand des Verbandes. Sie begann, die einfache Melodie nachzusingen. Es war ein Kinderlied und jetzt fiel ihr auch der Text ein: „Hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt, dann schreit er. Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben …“
    Sie verstummte abrupt, als ihr plötzlich klar wurde, wie schauerlich dieser Kinderreim ihren Eid parodierte. Warum hatte er ihn gesungen? Wollte er sie ermahnen oder gar belehren? Sie erhob sich von seinem Lager und sagte knapp: „Wir haben einen weiteren Boten nach Walkenried gesandt, der Eure Familie benachrichtigen wird, dass es Euch besser geht! Vielleicht könnt Ihr bald nach Hause.“ Damit verließ sie den Raum und lief so schnell sie konnte, zu ihrem Gemach. Dort fiel sie auf das Bett und brach in Tränen aus. Irritiert von der Zwiespalt ihrer Gefühle nahm sie sich vor, den Walkenrieder bis zu

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